Opec Sinkender Ölpreis belastet die Finanzmärkte

Das gescheiterte Treffen der Opec drückt nicht nur die Ölpreise, auch die Börsen rauschen ins Minus. Zu den Verlierern gehören die Energiekonzerne. Auch für die EZB sind die Nachrichten aus Doha schlecht.

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Katars Energieminister Mohammad bin Saleh al-Sada Quelle: REUTERS

Die Opec hat eine Nicht-Entscheidung getroffen. Anstatt wie erhofft die Fördermenge zu begrenzen, konnte sich die Organisation ölfördernder Länder am Wochenende in Doha auf keine gemeinsame Obergrenze für die Fördermenge einigen. Der Ölpreis gab dadurch erneut nach und drückte die Börsenkurse. Auch für EZB-Chef Mario Draghi sind die Nachrichten des gescheiterten Opec-Treffens unerfreulich.

Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent mit Lieferung im Juni fiel am Montag um knapp sieben Prozent und lag mit 40,10 Dollar nur noch knapp über der 40-Dollar-Marke. Auch die US-Sorte WTI notierte deutlich niedriger und war für 38,27 Dollar handelbar.

Der Fall des Ölpreises hat die Börsen deutlich ins Minus geschoben. Der Dax rutschte zeitweise erneut unter die 10.000-Punkte-Grenze, auch andere europäische Börsen gerieten unter Druck. "Die jüngste Erholungsrally an den weltweiten Aktienmärkten basierte zu einem Großteil auf der Erholung der Ölpreise nach der monatelangen Talfahrt", sagte Analyst Andreas Paciorek vom Brokerhaus CMC Markets. "So besteht nun das Risiko eines erneuten Kippens der Stimmung an der Börse."

Vor allem Werte aus den Förderländern standen auf der Verkäuferliste. Im Dax führten die Energiekonzerne E.On und RWE die Liste der Verlierer an, in Europa gehörten Royal Dutch Shell und Total zu den großen Werten mit den größten Verlusten. Profiteure des niedrigen Ölpreises sind dagegen alle energieintensiven Branchen, wie die Chemiebranche, Papierhersteller, aber auch Automobilkonzerne, die zumindest indirekt von den niedrigen Benzinpreisen profitieren.

BMW gehörte zu den Gewinnern im Dax, der Konzern profitierte gleichzeitig von einer positiven Analyse der Analysten von Goldman Sachs.

Gewinner und Verlierer des Ölpreis-Verfalls

Grund für die schlechte Stimmung an der Börse dürfte vor allem die Verunsicherung sein. Die Entscheidung der Opec wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, vorerst dürfte das Angebot also hoch bleiben. Während viele Konzerne und ölimportierende Länder profitieren, wird die Lage in einigen ölexportierenden Staaten dramatischer.

Venezuela beispielsweise leidet schon lange unter den niedrigen Preisen, normalerweise bringt der Verkauf des Öls die wichtigen Devisen ins Land. Im Kampf gegen die Energiekrise kamen bereits drastische Maßnahmen zum Einsatz - zum 1. Mai sollen die Uhren umgestellt werden, damit mehr Tageslicht genutzt werden kann. Haare fönen sollen die Venezolaner künftig nur noch zu besonderen Anlässen. Dafür konnten sie sich zuletzt über einige zusätzliche Feiertage freuen.

Kommt es in Ländern wie Venezuela zu Unruhen, dürfte das an den internationalen Börsen die Kurse drücken. Zudem sorgt der niedrige Ölpreis dafür, dass es für die EZB immer schwieriger wird, ihrem Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent näher zu kommen.

Brenzlig wird es vor allem, wenn die Inflationserwartungen sinken, die erstaunlich stark mit dem aktuellen Ölpreis korrelieren. Zuletzt war die Teuerungsrate in der Euro-Zone unverändert gegenüber dem Vorjahr und damit weit entfernt von den angestrebten zwei Prozent. Sinken die Inflationserwartungen, steigt in den Augen der EZB die Gefahr einer Deflation, also sinkender Preise.

Die Opec-Einigung verhindert hat offenbar vor allem ein Konflikt zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Letzter hatte erst gar keinen Vertreter zum Opec-Treffen in Doha geschickt, der Iran will seine Fördermenge zunächst auf vier Millionen Barrel am Tag erhöhen. In Folge der Sanktionen war das Land vorher zu niedrigeren Fördermengen gezwungen. Saudi-Arabien dagegen will eine Obergrenze nur akzeptieren, wenn alle relevanten Staaten mitziehen - auch der Iran.

Der historisch niedrige Stand des Ölpreises resultiert vor allem aus einem Überangebot. Die steigenden Erträge aus der Schiefergasförderung der USA haben das verfügbare Angebot deutlich erhöht. Gleichzeitig drückt die Schwäche der Weltwirtschaft auf die Nachfrage.

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