Opec Warum der Ölpreis fällt – trotz verlängerten Förderkürzungen

Die Entscheidung der Erdöl-Förderländer, weiterhin weniger Öl zu fördern, wurde an den Märkten mit Enttäuschung quittiert. Zu sehr hatten die Händler auf weitere Opec-Zugeständnisse gehofft. Der Ölpreis fährt Achterbahn.

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Sollten sich die Opec-Staaten an ihre Vereinbarung halten, könnten sich die Ölreserven verkleinern. Das würde dem Ölpreis nach oben helfen. Quelle: dpa

Düsseldorf Die Opec und elf weitere erdölexportierende Länder haben sich am Donnerstag auf eine Verlängerung der Förderkürzungen um weitere neun Monate geeinigt. Doch was von vielen lange erwartet wurde, entpuppte sich zunächst als Enttäuschung: Die Preise für Brent und WTI brachen um bis zu 5,6 Prozent ein am Donnerstagnachmittag ein und notierten auch am Freitag im Minus – wenn sich auch am Vormittag kurz ein Plus blicken ließ.

Zuletzt kostete ein Barrel Brent 51,1 Dollar und damit 0,7 Prozent weniger als am Vortag. Die texanische Sorte WTI verlor ebenfalls 0,7 Prozent auf 48,6 Euro. „Viele dürften schon vor Wochen gekauft haben, als es Gerüchte um die Kürzung gab und nun bei geschaffenen Fakten verkauft haben“, kommentieren die Barclays-Analysten Michael Cohen und Warren Russel das Verhalten der Anleger. Die Investoren hätten eine längere Dauer der Kürzung erwartet und auch, dass mehr Staaten dem Deal zustimmen.

Für den saudischen Energieminister Khalid Al Falih ist die Achterbahnfahrt des Ölpreises dagegen kein Problem: „Über die kurzfristigen Schwankungen mache ich mir nie Sorgen“, sagte er am Ende des Opec-Treffens. Die Parteien haben sich darauf geeinigt, die Förderkürzung von 1,8 Millionen Barrel Öl pro Tag bis November 2018 zu verlängern. Entscheidend für den Schritt war das Versprechen Russlands und Saudi-Arabiens, sich an die Kürzungen zu halten. Die Budgets der beiden Länder wurden empfindlich durch den Ölpreisverfall getroffen.

Das Ölkartell peilt mit der Förderkürzung wieder stabilere Preise an. Carlos Pérez, Ölminister von Ecuador, hatte bereits zum Auftakt der Opec-Konferenz erklärt: „Unser Ziel ist es, damit dem Ölpreis in einem Bereich zwischen 55 und 60 Dollar pro Barrel zu bewegen. Das betrachten wir als vernünftigen Marktpreis.“

Analysten nahmen die Entscheidung der Opec und ihrer Gefolger gelassen: „Diese einfache Verlängerung der Förderkürzung wirft die Frage auf, was im kommenden März passiert und welche langfristige Strategie Opec verfolgen wird, um der steigenden US-Schieferöl-Produktion zu begegnen“, schreibt Accendo Markets-Analyst Michael van Dulken. „Es kann nach wie vor sein, dass Opec nach wie vor das Schieferöl unterschätzt“, kommentieren auch die Analysten von Barclays. Sie belassen ihre Ölpreisprognose bei 56 Dollar pro Barrel für das zweite Halbjahr 2017.

Skeptisch äußert sich auch Morgan Stanley-Analyst Martijn Rats: „Die Opec-Förderkürzung wird wahrscheinlich dazu führen, dass im zweiten und dritten Quartal die vorhandenen Ölreserven angezapft werden müssen, was den Preis unterstützen dürfte“, kommentiert er. „Wenn die Vereinbarung endet und das Ende mit einer Steigerung der US-Schieferölproduktion zusammenfällt, wird der Markt erneut geflutet.“

Währen sich die Kurse für Öl berappelt haben, sind die Aktien von Energieunternehmen ihrem Beispiel nicht gefolgt. Der Euro Stoxx-Index für Gas- und Ölunternehmen fiel am Freitag um circa 1,5 Prozent. So verloren Royal Dutch Shell gut 0,6 Prozent, für Total-Aktien ging es gut 1,2 Prozent tiefer, Eni-Papiere büßten etwa 1,5 Prozent ein. Den meisten Anlegern scheinen – zumindest im Moment – Energiefirmen in ihren Portfolios nicht willkommen.

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