
Düsseldorf Die Commerzbank lädt zur Spekulation auf ihren eigenen Untergang ein. Im riesigen Zertifikate-Sortiment der zweitgrößten deutschen Bank finden sich seit gestern zwei Papiere, mit denen Anleger Gewinne machen, wenn die Commerzbank-Aktie auf Pennystock-Niveau, also unter einen Euro, gefallen ist. Je tiefer das Papier stürzt, desto mehr können Crash-Propheten verdienen. Prozentual gewinnen sie sogar deutlich mehr, als die Aktionäre im Gegenzug verlieren. Dafür sorgt die Hebelwirkung der Optionsscheine mit den Kennnummern CK5NBM und CK5NBS.
Die Wette ist riskant, aber nicht aussichtslos. Am Dienstag lagen Commerzbank-Aktien zeitweise nur noch 15 Cent über der magischen Ein-Euro-Marke. Seither haben sich die Papiere zwar leicht erholt. Doch der Trend der vergangenen Monate macht wenig Hoffnung auf eine nachhaltige Besserung. Seit Jahresanfang haben Commerzbank-Aktien mehr als 70 Prozent an Wert verloren.
Weiteres Ungemach droht, weil noch nicht klar ist, wie viele Milliarden das Finanzinstitut zum Schutz gegen die Schuldenkrise noch braucht und woher das Geld kommen soll.
Für die Commerzbank-Aktionäre wirken die neuesten Anlageprodukte des Instituts vor diesem Hintergrund wie blanker Hohn. Und auch der Vorstandschef des Instituts, Martin Blessing, dürfte wenig erfreut sein, dass in seinem eigenen Haus Wetten auf eine weitere Eskalation des Commerzbank-Abstiegs möglich sind. Schließlich lautet die Parole des Managers seit Monaten: „Wir schaffen das. Auch ohne Staat!“
Als Misstrauensvotum seiner Zertifikate-Abteilung sollte Blessing die Pennystock-Optionsscheine aber nicht werten. Denn dort entscheiden längst nicht mehr die Mitarbeiter, welche Papiere sie auf den Markt bringen. Dafür haben Großbanken heute computergesteuerte Emissionsmaschinen. Sobald sich eine Aktie minimal bewegt, spucken diese neue Papiere aus – mit neuen Kurszielen, ab denen die Anleger gewinnen können.
Grenzen gibt es kaum. Bei den Aktien des eigenen Unternehmens machen viele Emittenten allerdings halt. Nicht so die beiden Marktführer Commerzbank und Deutsche Bank: Sie behandeln die eigenen Papiere wie die jedes anderen Dax-Konzerns, um im knallharten Wettbewerb nicht einen Kunden an die Konkurrenz abgeben zu müssen.
Die Commerzbank hat fast 2000 Zertifikate und Optionsscheine auf die eigenen Aktien im Angebot, mit denen Anleger auf steigende, fallende oder gleich bleibende Kurse setzen können. Insgesamt hat die Bank als größter deutscher Zertifikate-Emittent mehr als 100.000 künstliche Finanzprodukte am Markt. Ein Problem hat sie darin bisher nie gesehen. Zumindest bei zwei Papieren hat sich das womöglich geändert.