Pfeiffer Vacuum Buschs niedrige Übernahmeofferte - die beste Chance für Anleger

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Nicht mehr als 110 Euro

Ganz emotionslos betrachtet gibt es trotzdem gute Gründe nicht mehr als 110 Euro zu bieten – und damit für Aktionäre gute Gründe, jetzt zu verkaufen.

- Etwa die magere Historie: 2010 hatte Pfeiffer den französischen Wettbewerber Adixen übernommen und den Umsatz auf knapp 520 Millionen Euro mehr als verdoppelt. In den folgenden Jahren ging der aber nach und nach zurück. „Allein der Zusammenbruch der Solarindustrie hat uns 52 Millionen Euro an Umsatz jährlich gekostet. Das steckt man nicht so einfach weg“, sagt Pfeiffer-Chef Bender. Für die Aktionäre ein schwacher Trost, vor allem mit Blick auf den Vorsteuergewinn: Der hielt nicht ansatzweise mit dem Umsatz Schritt. Er lag 2016 gerade einmal acht Millionen Euro höher als 2007 – trotz der Übernahme von Adixen, die inklusive Schulden fast 200 Millionen Euro gekostet hat. „Die Integration der Franzosen hat Kräfte beansprucht, die woanders fehlten“, sagt ein Insider.

- Wenig vertrauensbildend wirkt es, dass Benders Gehalt trotz neun schwacher Jahre im Amt um 40 Prozent gestiegen ist. Das von Aufsichtsratschef Michael Oltmanns hat sich in diesem Zeitraum mehr als verdoppelt. Dessen Kanzlei Menold Bezler bekam zudem allerlei Beratungsaufträge von Pfeiffer.

Aktientipp: Pfeiffer Vacuum

- Historisch betrachtet, ist Pfeiffer mit fast 130 Euro je Aktie hoch bewertet. Gewinn und Dividende je Aktie waren 2016 nicht viel höher als 2012. Trotzdem ist der Kurs mehr als 40 Prozent gestiegen.

- Die Buschs haben den Kurs ordentlich gepusht, indem sie Aktien an der Börse kauften und Übernahmespekulationen anheizten. Als die Familie 2016 still hielt und nicht weiter kaufte, fiel der Kurs binnen Monaten von 114 auf unter 80 Euro. Meist bewegte er sich zwischen 80 und 90 Euro. Die Buschs werden bei Kursen von 120 bis 130 Euro kaum zukaufen. Sonst wäre ihr Angebot höher ausgefallen. Als Kurstreiber fallen sie damit aus.

- Die WirtschaftsWoche hatte 2015 die Pfeiffer-Aktie empfohlen (Ausgabe 30/2015) und vor etwa zwei Monaten geraten, dabeizubleiben. Seitdem ist der Kurs deutlich gestiegen.

Den Kurssprung um mehr als 40 Prozent seit Jahresanfang führen Experten und auch der Pfeiffer-Chef auf die guten Quartalszahlen und Prognosen für 2017 zurück. „Das Geschäft brummt“, sagt Bender und erwägt weitere Firmenkäufe. Gute Zahlen in den nächsten Quartalen reflektiert der aktuelle Kurs jetzt schon. Pfeiffer müsste die Prognosen übertreffen, damit es noch weiter bergauf geht.

- Unternehmenskreisen zufolge hatten Finanzinvestoren Interesse an Pfeiffer. Das dürfte nicht mehr bestehen. Finanzinvestoren wollen in Unternehmen das Sagen haben. Mit den Buschs an Bord können sie nicht mehr durchregieren.

Institutionelle Investoren könnten ihre Aktien auf den Markt werfen, den Kurs auf 110 Euro drücken – und den Rest an die Buschs verkaufen. Eine Woche lang gilt deren Kaufangebot noch.

Die Buschs wollen vielleicht nicht sofort das ganze Unternehmen, hätten aber sicher gern 35 Prozent. Die brauchen sie für eine Hauptversammlungsmehrheit, bei der sie den ungeliebten Aufsichtsratschef Oltmanns ersetzen könnten.

Dafür würde Ayla Busch erneute Buhrufe sicher in Kauf nehmen.

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