Pfund Politische Risiken belasten das britische Pfund

Gerade als es so aussah, als könnten die Dinge für das Pfund nicht schlechter werden, rücken politische Risiken wieder ins Blickfeld des Marktes.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Erst vorkurzem erreichte der Pfund einen Höchststand, nun spekulieren Analysten, das politische Spannungen den Wert wieder drücken könnten. Quelle: dpa

London Der Pfund sei verwundbar angesichts der am Donnerstag anstehenden Kommunalwahlen in England, dem Wiederaufflammen von Brexit-Unsicherheiten und dem Rücktritt einer der wichtigsten pro-europäischen Verbündeten von Theresa May, sagen Strategen. Die Währung hat in dieser Woche bereits um mehr als 1 Prozent nachgegeben, da enttäuschende Wirtschaftsdaten die Aussichten, dass die Bank of England bereits nächste Woche die Zinsen erhöht, untergraben haben.

Politische Entwicklungen „könnten jederzeit explodieren und eine ziemlich große Wirkung entfalten, denn im vergangenen Jahr waren wir insgesamt noch nie so weit von einer weiteren Krise der konservativen Regierung entfernt“, sagte Jane Foley, Leiterin der Währungsstrategie bei Rabobank. „Wenn es so aussähe, als ob die Regierung May eine weitere verschärfte Krise durchmachen würde, würde das Pfund unter Abgabedruck geraten“, sagte sie. Dagegen könnte jedes Indiz dafür, dass Großbritannien weiter eine enge Handelsbeziehung mit der Europäischen Union aufrecht erhalte, das Pfund stützen.

Zwar haben Kommunalwahlen in der Regel nicht jene Art von Marktauswirkung wie landesweite Wahlen, aber sie geben den Investoren eine Einschätzung, wie stabil die Regierung ist und ob die oppositionelle Labour Party an Boden gewinnt. Ein schlechtes Abschneiden der Konservativen Partei von May könnte das Pfund belasten, sagte Jeremy Stretch, Leiter der Gruppe der G-10 Devisen bei der kanadischen Imperial Bank of Commerce (CIBC).

Die Ungewissheit über den Brexit kehrt erneut an den Markt zurück. Bis zum Beginn der nächsten Verhandlungsrunde am Mittwoch ist noch keine Einigung über die Frage der irischen Grenze erzielt worden.

Das Pfund fiel am Dienstag zum ersten Mal seit dem 12. Januar unter 1,36 Dollar und notierte am Mittwoch wenig verändert bei 1,3611 Dollar je Pfund. Es hat um mehr als 5 Prozent gegenüber einem Höchststand von 1,4377 Dollar, der am 17. April erreicht wurde, nachgegeben. Dies war der höchste Stand seit dem Brexit-Referendum im Juni 2016. Die Währung könnte angesichts politischer Bedenken unter Druck bleiben, es sei denn, die am Donnerstag fälligen Daten zum Dienstleistungssektor übertreffen die Erwartungen, merkte Stretch von CIBC an. Zum Euro notierte das Pfund am Mittwoch bei 88,24 Pence je Euro und hat damit seit dem Post-Brexit-Hoch am 16. April rund 2,2 Prozent verloren, zeigen Bloomberg-Daten.

„Es ist möglich, dass das Pfund Sterling mit ein wenig zu viel Selbstgefälligkeit mit Blick auf den Brexit-Prozess gehandelt wurde, was bedeutet, dass es Spielraum für Marktüberraschungen gibt“, sagte Foley von Rabobank. „Sterling hat sehr gut auf die Vereinbarungen reagiert, aber das ganze Nordirland-Problem ist ein klaffendes Loch.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%