Portugal-Anleihen Kritische Äußerungen von Ratingagentur schicken Bonds in den Keller

Kritische Äußerungen eines Managers der kanadischen Ratingagentur DBRS machen Portugal zu schaffen. Anleger verkauften reihenweise ihre Anleihen, die Rendite der zehnjährigen Bonds schnellte am Dienstag in die Höhe.

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Portugals Premierminister will die Austeritätspolitik beenden und hat bereits zahlreiche Sparmaßnahmen seiner Vorgänger rückgängig gemacht. Quelle: dpa

Portugal spürt nach kritischen Äußerungen einer Ratingagentur Gegenwind am Anleihemarkt. Anleger verkauften die Papiere und im Gegenzug schnellte die Rendite der zehnjährigen Anleihe am Dienstagnachmittag auf 2,83 Prozent in die Höhe. Der Anstieg fiel mit 13 Basispunkten so stark aus wie seit dem Brexit-Schock vom Juni nicht mehr. Auslöser dafür war ein von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichtes Gespräch mit einem Manager der kleinen kanadischen Ratingagentur DBRS.

Die am Freitag veröffentlichten Wachstumszahlen Portugals hätten sich deutlich verschlechtert, sagte Fergus McCormick, der bei der DBRS die Analyse für Länderratings leitet. Noch bleibe der Ausblick für das Rating zwar stabil, aber die Wachstumsrate von nur 0,2 Prozent im zweiten Quartal könne durchaus noch weiter sinken. „Druck baut sich von verschiedenen Seiten auf“, sagte McCormick.

Die Einschätzung der DBRS ist für Portugal extrem wichtig, denn falls die Agentur die Bonitätsnote für Portugal senkt, könnte die Europäische Zentralbank (EZB) keine Staatsanleihen des Landes mehr kaufen. Der Grund: Anders als die großen Wettbewerber Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch bewertet die DBRS die Bonität Portugals mit der Einstufung „BBBL“ – das „L“ steht für „low“, also niedrig – auf der untersten Stufe des Investment-Grade für solide Schuldner. Die EZB kann im Rahmen ihres monatlich 80 Milliarden Euro schweren Anleihekaufprogramms nur Anleihen erwerben, die von mindestens einer der Agenturen S&P, Moody’s, Fitch oder DBRS ein Investment-Grade-Rating haben.

Als die EZB im März 2015 ihr Anleihekaufprogramm mit 60 Milliarden Euro pro Monat startete, fiel die Rendite der zehnjährigen portugiesischen Staatsanleihe auf bis zu 1,56 Prozent. Im Februar dieses Jahres – als die Aktienmärkte einbrachen und Anleger alle riskanteren Papiere aus den Depots warfen – stieg die Rendite auf knapp über vier Prozent. Mit den aktuell 2,83 Prozent liegt die Rendite – trotz des deutlichen Anstiegs – wieder auf dem Niveau von vor gut einer Woche.

Portugal war im April 2011 unter den EU-Rettungsschirm geflüchtet und konnte ihn erst 2014 verlassen, nachdem es mit 78 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt worden war. Anfang 2012 war die Rendite der zehnjährigen Anleihe auf mehr als 17 Prozent in die Höhe geschnellt.

Unter der konservativen Regierung galt das Land dann aber als Sparmeister. Seit November 2015 regiert die sozialistische Partei mit Kommunisten und Ultralinken. Premier Antonio Costa will die Austeritätspolitik beenden und hat bereits zahlreiche Sparmaßnahmen seiner Vorgänger rückgängig gemacht.

Im Oktober muss Portugal bei der EU in Brüssel eine Liste mit Sparvorschlägen zuschicken, mit denen die von der EU geforderte Defizitobergrenze von drei Prozent wieder eingehalten werden kann. Die nächste Ratingüberprüfung der DBRS steht am 21. Oktober an.

Da der Ratingausblick stabil ist, gilt eine Herabstufung als äußerst unwahrscheinlich. Dennoch: „Für viele Investoren ist Portugal zu riskant, weil das Schicksal des Landes am seidenen Faden hängt – und der heißt DBRS“, sagte David Schnautz, Anleihestratege bei der Commerzbank, dem Handelsblatt bereits vor der letzten Ratingüberprüfung Portugals durch die DBRS im April. Mit den Äußerungen von Mc Cormick ist dieser seidene Faden noch dünner geworden.

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