Preisanstieg von Anlagewerten „Die Geister des Jahres 2000 sind wieder da“ – Hedgefonds-Manager warnen vor Crash

Die Riege der Hedgefonds-Manager wächst, die einen Kurssturz an den Aktienmärkten erwarten. Einige Experten ziehen Vergleiche mit den Börsencrashs der Jahre 2000 und 2008.

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Hedgefonds-Manager warnen vor Börsencrash Quelle: dpa

London Zwei bekannte Hedgefonds-Manager schließen sich der wachsenden Zahl von Investoren an, die ein Ende der jahrelangen Börsenhausse erwarten. Greg Coffey, der ehemalige Star-Manager bei Moore Capital Management, vergleicht die Turbulenzen vom Mai 2018 mit dem Ende der Dotcom-Blase im Jahr 2000.

„Die Geister des Jahres 2000 sind da“, schrieb Coffey im Mai an die Investoren seines neuen Hedgefonds Kirkoswald Capital Partners, mit dem er in diesem Jahr an den Start ging.

Russell Clark von Horseman Capital Management, einer der pessimistischsten Hedgefonds-Manager in Europa, erinnerte in einem Investorenbrief an die Finanzkrise von 2008. Vertreter der beiden Fonds lehnten eine Stellungnahme zu weiteren Details ab.

Zwei Gründe gibt es für den wachsenden Pessimismus unter den Anlegern: Die Zentralbanken streben eine Normalisierung ihrer Geldpolitik an und ein zunehmender Populismus bedroht den Handel auf der ganzen Welt. Der Milliardär George Soros warnte im Mai vor einer drohenden Finanzkrise und einer existenziellen Bedrohung für die Europäische Union.

Schmerzhafte Jahre

Anders als herkömmlich Fonds, setzen Hedgefonds gerne auf fallende Kurse. Doch die Wette auf den nächsten Crash ist seit Jahren eine verlustreiche Strategie, da Zentralbanken auf der ganzen Welt Anlagewerte gekauft haben, um die Märkte zu stützen. So erwartet der Londoner Hedgefonds-Manager Crispin Odey seit Jahren einen Marktcrash und verlor seitdem enorm viel Geld. Sein Investmentvehikel Odeys European gab 2016 fast 50 Prozent und im vergangenen Jahr weitere 22 Prozent nach.

„Seit der globalen Finanzkrise ist die Zahl der Untergangspropheten exponentiell gestiegen“, sagt Philippe Ferreira, leitender Cross-Asset-Stratege bei Lyxor Asset Management in Paris, der rund 73 Milliarden Euro in so genannten alternativen und aktiven Strategien betreut. „Aber abgesehen von politischen Risiken geht es der Weltwirtschaft gut.“

Dennoch gibt es einige Hinweise darauf, dass die Marktruhe der vergangenen Jahre zu Ende gehen könnte. Billionen Dollar an Wert wurden Anfang Februar bei Aktien weltweit ausradiert. Ein plötzlicher Anstieg der Volatilität hatte die Anleger überrascht, die darauf gewettet hatten, das Gelddrucken der Zentralbanken würde die Märkte beruhigen. Die wilde Fahrt ging im Mai wieder los, als politische Turbulenzen in Italien einen Ausverkauf auslösten.

Das Chaos hat dazu beigetragen, dass der Milliardär Alan Howard im vergangenen Monat mit seinem 2,3 Milliarden Dollar schweren Hedgefonds einen Gewinn von 37 Prozent erzielte und der Hauptfonds seiner Gesellschaft 7,6 Prozent gewann – der beste monatliche Ertrag seit der Finanzkrise von 2008. Der Fonds von Russel Clark legte bis Mai dieses Jahres um 4,3 Prozent zu, der von Coffey erzielte in den ersten beiden Handelsmonaten Gewinn in in Höhe von 3,7 Prozent, wie aus den jeweiligen Newslettern hervorging.

Clark, dessen Gesellschaft 1,2 Milliarden Dollar betreut, erinnern die aktuellen Marktmuster an die Börsenentwicklung des Jahres 2008 – ein Jahr, in dem sein Hedgefonds 31 Prozent gewann. So wie vor zehn Jahren seien Bewertungen hoch, Rohstoffpreise und Zinsen steigen. Clark fügte hinzu, dass er seine Positionen, mit denen er auf fallende Kurse setzt, beibehält - trotz zweier Monate mit Verlusten.

Odey, ein lautstarker Kritiker der Zentralbankpolitik, erwartet aus einem wichtigen Grund fallende Kurse. Die Aktien, auf die Investoren am stärksten wetten, sind laut Odey in zwei Monaten um fast 30 Prozent gestiegen Die Korrelation zwischen diesem Verhalten und einer Marktkorrektur innerhalb von sechs Wochen liegt bei über 80 Prozent, erklärte der Hedgefonds-Manager in seinem Mai-Brief. Odey hat dieses Jahr jeden Monat Geld verdient.

„Die letzten fünf Jahre der quantitativen Lockerung (Ankauf von Wertpapieren durch die Notenbank) haben die Kurse von sämtlichen Vermögenswerte sowie aller Strategien in die Höhe getrieben. Die Anleger wurden dafür belohnt, dass sie nicht aktiv waren und bei Rücksetzern alles gekauft haben“, schrieb Coffey. „Dieser Ansatz wird in diesem Jahr herausgefordert werden.“

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