Preiswerte Ölaktien Billig tanken fürs Aktiendepot

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Dividende ist Trumpf

Noch wichtiger – gerade in diesen Niedrigzinszeiten - sind aber die meist hohen Ausschüttungen an Aktionäre. Viele Branchenschwergewichte verwöhnen ihre Aktionäre schon traditionell mit einer hohen, meist jährlich steigenden Dividende, Unternehmen wie Exxon, Chevron, ConocoPhillips oder auch der kanadische Ölsandförderer Suncor Energy zahlen seit mindestens 25 Jahren ihre Dividende. Es gelang ihnen sogar, sie in den meisten Jahren zu erhöhen. Durch die gesunkenen Aktienkurse haben sich die Dividendenrenditen nun schon rechnerisch erhöht, bei einigen Ölkonzernen stieg sie zeitweise bis in den zweistelligen Prozentbereich.

Auch nachdem sich der Ölpreis zuletzt wieder erholt und die Verluste seit Jahresbeginn wieder wettmachen konnte, liegen die Ausschüttungen immer noch häufig oberhalb von fünf Prozent (siehe Chartgalerie). Die meisten Ölriesen haben auch in vergangenen Krisen an einer hohen Ausschüttung an die Aktionäre festgehalten und diese teilweise auch nach Gewinneinbrüchen noch erhöht.

Fakten zum Rohölpreis

Es kommt für Anleger also darauf, sich die Rosinen  herauszupicken und diese Aktien möglichst günstig einzusammeln.  Die Chance für Anleger besteht nun gleich in zwei Aspekten:

Bodenbildung beim Ölpreis

Zum einen sind die Kurse der Ölaktien schon deutlich gesunken, viele schlechte Nachrichten und Zahlen aber bereits berücksichtigt. Bildet der Ölpreis einen Boden, sollte das auch den Ölaktien gelingen. Das wäre die beste Voraussetzung für kräftige Kursgewinne, zumal die Ölkonzerne mit ihren Sparmaßnahmen das Ziel verfolgen, selbst bei einem derart niedrigen Ölpreis noch gut verdienen. Sind die Sparmaßnahmen erfolgreich, wirkt ein steigender Ölpreis wie ein Gewinnbeschleuniger und erhöht direkt die Marge der Ölförderer.

Für eine Erholung der Ölbranche spricht auch die Einschätzung von Experten, dass billiges Öl einen starken belebenden Effekt für die Konjunktur hat – etwa, weil für Unternehmen, die auf den Rohstoff Öl angewiesen sind, die Herstellungskosten sinken und mehr Geld für Investitionen bleibt. Autofahrern bleibt angesichts der niedrigen Benzinpreise gleichzeitig mehr Geld für Konsum, der die Konjunktur ebenfalls belebt. Die gesamte Transport- und Logistikbranche sowie Fahrzeughersteller profitieren.

"In einem Jahr rechnen wir mit einem Ölpreis oberhalb von 70 Dollar je Barrel", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank. "Die Nachfrage nach Öl wird weiter steigen. Sie tut es bereits jetzt. Der niedrige Ölpreis wird den Absatz von Autos beschleunigen. In den USA stieg die Zahl der zugelassenen Neufahrzeuge im Januar bereits um 14 Prozent. Dabei ist insbesondere der Absatz von Geländewagen gestiegen." Laut Weinberg sei das bereits ein Zeichen dafür, dass die niedrigen Spritpreise in den USA als nachhaltig angesehen werden. Eine ähnliche Markreaktion erwartet er auch für Europa und China.

Was den Ölpreis bestimmt

Auf der anderen Seite dürfte das Ölangebot im gleichen Zeitraum sinken oder zumindest gleich bleiben. Vor allem beim Fracking in den USA sinkt die Fördermenge. "Die Strategie der OPEC scheint aufzugehen. Vom Hoch im Herbst ist die Anzahl aktiver Ölbohrungen in den USA bereits um ein Viertel gesunken. Im Grunde ist der Fracking-Boom schon wieder vorbei", konstatiert der Rohstoffexperte.

Aber auch Weinberg glaubt nicht, dass es in den kommenden zwölf Monaten mit dem Ölpreis nur noch aufwärts geht. "Eine kurzfristige Prognose ist aufgrund der starken Schwankungen viel schwieriger. In einem Monat könnte der Ölpreis bereits wieder unter die 50-Dollar-Marke gesunken sein", so Weinberg.

Sparen geht vor Dividendenkürzung

Zum anderen glänzen viele Ölkonzerne wie erwähnt mit üppigen Dividenden. Etliche Ölaktien haben zwar massive Kursverluste erlitten, sich aber nach Veröffentlichung der Quartalsergebnisse schon spürbar erholt, weil die meisten Analysten und Profi-Investoren Schlimmeres befürchtet hatten. Zudem reagierte die Börse positiv auf die angekündigten Sparmaßnahmen, die mittelfristig das Rohölangebot einschränken sollten.

Da die Aktienkurse gesunken sind, sind die Dividendenrenditen schon rechnerisch gestiegen - sofern die erwartete Dividende auch gezahlt wird. Die Dividende aber ist den Konzernlenkern der Ölindustrie besonders wichtig. Shells Vorstandschef  Ben van Beurden sagte: „Die Ausschüttung ist bei Shell Teil der Kultur. Ich werde alles tun, um sie zu schützen.“ Auch Chevron zahlt seit 27 Jahren eine Dividende  - und hat sie bislang jedes Jahr ein wenig angehoben. Um sie zu halten, hat Chevron Sparmaßnahmen wie etwa Projektverschiebungen angekündigt.

Für Anleger müssen auch nicht zwingend auf Aktien sein. Auch Fonds auf den europäischen Stoxx Oil & Gas oder seinen breiter diversifizierten Stoxx 600 Oil & Gas können für Langfristanleger attraktiv sein. Ebenso können sie direkt auf die Ölpreisentwicklung setzen. „Anleger, die auf eine zukünftige Erholung des Ölpreis setzen, können mit einem Zertifikat auf den Brent Crude Öl Future profitieren“, empfiehlt etwa Frank Krekel von der Vermögensverwaltung Unikat. „Des weiteren können Unternehmen wie Royal Dutch Shell, BP und Total für Anleger mit längerem Atem interessant sein. Sie bilden die ganze Bandbreite der Wertschöpfung ab und zeichnen sich in der Regel durch eine gute Dividendenrendite aus.“

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