Privatanleger Sehnsucht nach der Volksaktie

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Mehr populäre Aktien

Das IPO-Jahr in Deutschland ist mal wieder mau, selbst das gerade auf den Markt geworfene Schwergewicht Uniper, die Abspaltung des Energieriesen E.On, lässt keine Euphorie aufkommen. Hier klingt zwar der Name verlockend - unique performance - , aber die Bilanzreste eines von der Energiewende an den Rand des Aussterbens gebrachten Dinosauriers geben einfach keine Wachstumsstory her, zumal über ihnen noch Haftungsrisiken für Atomlasten schweben.

Diese Unternehmen wagen den IPO
OfficeFirst Immobilien Quelle: OFFICEFIRST Immobilien AG & Co. KG
Delivery Hero Quelle: dpa
Va-Q-Tec Quelle: Presse
Postbank Quelle: dpa
Aurelis Quelle: dpa
Mauser Quelle: Radosław Drożdżewski (Zwiadowca21) (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Snapchat Quelle: dpa

Grundsätzlich zu begrüßen ist, dass der E.On-Konkurrent RWE ebenfalls Teile seines Unternehmens an die Börse gebracht hat, und zwar das Geschäft mit erneuerbaren Energien, ein zukunftsträchtiger Markt. Ein Wert also, der auch auf Grund seines Volumens (größter deutscher IPO seit 2000) durchaus Volksaktien-Potenzial hätte. Zunächst dürften allerdings hohe Investitionen für die Modernisierung nötig sein. Über dem Geschäftsmodell stehen noch Fragezeichen, wie die ungeklärte Gebührenordnung für die Benutzung von Stromnetzen.

Was war sonst so? Ein zunächst abgesagtes, dann doch durchgezogenes IPO der niederländisch-afrikanischen Digitalbank MyBucks. Deren Kurs hat seit dem Start zwar 30 Prozent zugelegt, das Volumen war aber zu niedrig, als dass das Papier für eine große Schar von Anlegern taugt. Viele der neu auf den Markt gelangenden Aktien sind Liebhaberstücke à la Va-Q-tec oder MyBucks. Sie schaffen es nicht in die großen Indizes, was kein Selbstzweck ist, sondern Voraussetzung dafür, dass sich Analysten, Großinvestoren oder Medien ernsthaft mit der Aktie beschäftigen.

Der Markt braucht den fundamentalen Input dieser Profis genauso wie die wachsamen Augen der Medien auf mögliche Skandale. Erst dann entsteht breiter Handel, der Kursbewegungen von Zufallsschwankungen zu plausiblen Trends werden lässt. Nachschub an dicken Schiffen ist aber keiner in Sicht. Ein Börsengang der Bahntöchter Arriva und Schenker wird wegen politischer Bedenken auf Eis gelegt, und VW bittet beim IPO seiner Lkw-Sparte um Geduld bis 2019.

Obwohl das Schlagwort von der Volksaktie seit dem Telekom-Debakel am Neuen Markt politisch verbrannt ist, braucht Deutschland mehr populäre Aktien für eine breite Schicht von Anlegern. Nicht als Spekulationsobjekt, sondern als langjährige Vermögensanlage.

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