
Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit Russlands auf „Ramschniveau“ herabgestuft. S&P senkte die Note für die Bonität des wirtschaftlich angeschlagenen Landes am Montag von zuvor „BBB-“ auf „BB+“. Moskau habe in seiner Geldpolitik an Flexibilität eingebüßt, begründete die Agentur ihren Schritt. Auch die Wachstumsaussichten hätten sich verschlechtert. Der Ausblick für die weitere Entwicklung Russlands wurde zudem als negativ beurteilt, damit sind weitere Abstufungen möglich.
Die großen drei Ratingagenturen
Hauptquartier: New York
Umsatz 2011: 1.767 Millionen Dollar (52 % USA, 48 % international)
Profit 2011: 719 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.345
Zahl aller Ratings Ende 2010: 1.190.500
Eigentümer: S&P Ratings Services zählt zum Finanzdienstleister S&P, der 3,1 Milliarden Dollar Umsatz erzielt und derzeit dem Verlagshaus McGraw-Hill gehört. Dieses steht vor der Aufspaltung – bald dürfte S&P allein an der Börse sein.
Wurzeln: Die Anfänge reichen bis ins Jahr 1860 zurück, 1941 entstand S&P durch die Fusion zweier Firmen. In den achtziger Jahren folgte die globale Expansion. In Europa arbeiten heute rund 500 Analysten – zumeist Europäer.
Hauptquartier: New York
Umsatz 2011: 1.569 Millionen Dollar (56 % USA, 44 % international)
Profit 2011: 690 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.204
Zahl aller Ratings Ende 2010: 1.039.187
Eigentümer: MIS ist Kern der börsennotierten Moody’s Corporation, die 2,3 Milliarden Dollar Umsatz erwirtschaftet. Ihre Anteilseigner decken sich stark mit denen McGraw-Hills. Unter ihnen: Capital World, Vanguard, BlackRock.
Wurzeln: Moody’s gilt im Vergleich zu S&P als verschwiegener, zentralisierter und weniger zahlenfixiert. Die Geschichte der Firma beginnt 1909 in den USA. Derzeit führen Europäer die Teams zur Bewertung von Staaten und Banken.
Hauptquartier: New York/London
Umsatz 2011: 733 Millionen Dollar (39 % USA, 61 % international)
Profit 2011: 227 Millionen Dollar
Zahl der Analysten Ende 2010: 1.049
Zahl aller Ratings Ende 2010: 505.024
Eigentümer: Seit einem Teilverkauf im Februar gehören 50 Prozent dem familieneigenen US-Medienkonzern Hearst. Der Rest gehört Fimalac, einer börsennotierten französischen Holding, dominiert von Marc Ladreit de Lacharrière.
Wurzeln: 1992 erwarb der Franzose Ladreit de Lacharrière die britische Agentur IBCA. 1998 folgte der Zusammenschluss mit der US-Agentur Fitch, deren Anfänge bis 1913 zurück reichen. Fitch sieht sich in der Branche als Underdog.
Der durch Kapitalflucht und den massiven Verfall der Ölpreise unter Druck geratene russische Rubel reagierte mit starken Verlusten auf die Mitteilung. Zwischenzeitlich mussten über 68 Rubel für einen US-Dollar bezahlt werden - über fünf Prozent mehr als vor der Bekanntgabe des neuen Ratings. Russland droht in diesem Jahr wegen der westlichen Sanktionen und des Ölpreiseinbruchs eine tiefe Rezession. Bei den Ratingagenturen Moody's und Fitch hat das Land derzeit aber noch „Investment-Status“.
Die Lage im russischen Bankensystem verschlechtere sich, womit die Geldpolitik der Zentralbank an Grenzen stoße, erklärte S&P. Diese stehe wegen der inflationstreibenden Abwertung des Rubels vor schwierigen Entscheidungen, da sie zugleich das Wirtschaftswachstum stützen müsse. Die Geldhüter hatten im Dezember die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte auf 17 Prozent angehoben, um den Rubel attraktiver zu machen und die Inflation in den Griff zu bekommen. Dies verteuert jedoch Kredite für russische Firmen und würgt die Konjunktur ab.