Reaktionen auf US-Inflationszahlen Warum jetzt vier Zinserhöhungen 2018 wahrscheinlicher werden

Die US-Inflationszahlen haben die Anleger überrascht, doch nicht stark genug, um starke Kursrückgänge auszulösen. Gefragt sind ausgerechnet Bitcoins. Und: Ein Marktteilnehmer erlaubt sich besonderen Scherz.

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Düsseldorf Nun ist also das eingetreten, wovor viele Anleger sich fürchteten. Die US-Inflation ist überraschend stark gestiegen – um satte 2,1 Prozent. Erwartet wurden nur 1,9 Prozent. Die Märkte reagierten prompt. Binnen weniger Minuten drehte sich der Dax von einem moderaten Plus ins Minus – und verlor rund 200 Punkte. Inzwischen hat sich der Index allerdings wieder gefangen und notierte zuletzt sogar 0,3 Prozent im Plus bei 12.230 Punkten.

Auch an der Wall Street sorgte die Nachricht für Trubel. So rutschten die US-Futures im vorbörslichen Handel um mehr als zwei Prozent nach unten. Bei der Eröffnung notierte der Index gut 0,5 Prozent im Minus und notierte zuletzt bei 24.492 Zählern. Zuletzt drehten sich jedoch auch die US-Börsen 0,2 Prozent ins Plus.

Dennoch befürchten einige Anleger und Analysten, dass die jüngsten Daten sich noch negativ auf die Börsenkurse auswirken würden. „Mit diesen Wirtschaftsdaten tritt das schlimmstmögliche Szenario an den Märkten ein“, kommentierte Art Hogan, Chef-Stratege der US-Investmentfirma B.Riley FBR gegenüber dem US-Sender CNBC.

Das Problem seiner Meinung nach sei nicht nur die höhere Inflation allein, sondern die steigenden Löhne in den USA. „Dadurch bekommt die Inflation leider besonders viel Aufmerksamkeit.“ Vor allem die US-Zentralbank Fed dürfte die überraschend gestiegene Inflationsrate der Volkswirtschaft scharf beobachten – und gegebenenfalls an die geplanten drei Zinserhöhungen noch eine vierte in diesem Jahr anschließen.

Auch in Deutschland sind die Marktstrategen verdutzt von dem Preiswachstum der USA – und das, obwohl man schon einen starken Preisdruck aufgrund der höheren Lohnentwicklung befürchtete. Aber: „Die Übersetzung von höheren Löhnen in höhere Verbraucherpreise braucht üblicherweise in den USA Monate und dürfte daher die heutigen Inflationszahlen noch nicht so stark beeinflusst haben“, schreibt Bayern-LB-Analystin Christiane von Berg.

Sie schlägt vor, dass das Plus von 0,3 Prozent in der Kerninflation als Normalisierungsbewegung zu sehen sei, die angesichts der höheren Lohndynamik der letzten Monate noch an Fahrt aufnehmen könnte. Sie glaubt, dass die Fed mehr als dreimal den Zins erhöhen wird.

Dafür spreche auch, dass bei der letzten Fed-Sitzung – der Abschiedssitzung von Notenbankchefin Janet Yellen – im Dezember der Preisdruck niedriger und Trumps Steuerreform noch nicht eingepreist worden. Sie rechnet deshalb mit der ersten Zinserhöhung in der Nacht zum 21. März.

Auch Uwe Burkhard und Dirk Chlench von der LBBW sehen die gestiegenen Inflationszahlen als eine große Überraschung. Allerdings glauben die beiden Strategen, dass nicht die Aktien, sondern eher die Anleihenmärkte von dem Anstieg der Preise betroffen sein werden.

„Da der Anstieg zuvorderst auf den Sprung bei den erratischen Kraftstoffpreisen – diese schnellten mit einer Monatsrate von 5,6 Prozent empor – zurückzuführen ist, wiegt für die Rentenmarktteilnehmer der Anstieg des Kernindex um 0,3 % schwerer“, schreiben die beiden in einer Einschätzung.

Derweil schaut die Börsenwelt nicht nur auf die Inflation, sondern auch auf den Bitcoin. Dieser hat nämlich überraschend zugelegt und notierte laut der Webseite coinmarketcap.com gut sieben Prozent auf 9.246 Dollar zugelegt. Ob die Anleger die virtuelle Währung auf einmal als sicheren Hafen für sich entdeckt haben?

Dafür spricht, dass der Bitcoinkurs – anders als zum Beispiel der von Anleihen – nicht mit Aktienkursen korrelieren soll. Hinzu kommt, dass die Kryptowährung per se als deflationär angelegt ist. Somit scheint sie sich genau für all jene zu eignen, die sich vor steigenden Preisen von Normalwährungen besonders fürchten.

Und während an den Märkten – trotz moderater Rückgänge – die Inflation Sorgen vor einer weitergehenden Korrektur zu schüren scheint, sieht ein Marktteilnehmer das mit Humor: „Wir bei der EZB lieben stabile Preise“, twitterte die Europäische Zentralbank über ihren offiziellen Kanal. Das Foto dazu zeigt den Spruch: „Ich liebe Inflation unter aber zugleich nahe an zwei Prozent“ heißt es im humoristischen Valentinsgruß der Europäer an ihre US-Kollegen.

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