
Phoenix Rechtsexperten erwarten auf absehbare Zeit keine Genehmigung für neue börsennotierte Indexfonds (ETFs) auf Derivatebasis durch die US-Finanzaufsicht. Komplexe ETFs würden es in Zukunft deutlich schwerer haben, Vertriebszulassungen zu erhalten, lautete der Tenor auf einer Branchenkonferenz am Dienstag in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. „Es scheint fast so etwas wie eine Zurück-zu-den-Wurzeln-Mentalität zu herrschen“, sagte Michael Mundt, Partner der Anwaltskanzlei Stradley Ronon Stevens & Young und früher hochrangiger Beamter bei der Finanzaufsichtsbehörde SEC.
„Ich bin pessimistisch, was die Zukunft des Marktes für innovative Produkte angeht“, sagte Stuart Strauss, Partner der Kanzlei Dechert LLP. Unter Finanzjuristen herrsche die Meinung, dass die SEC extrem vorsichtig sei, was neue ETFs angehe.
Die Securities and Exchange Commission (SEC) lässt seit März 2010 keine ETFs mehr zu, die in großem Umfang Derivate nutzen sollen, um die Wertentwicklungen von Indizes nachzuvollziehen. Diese Sperre soll so lange gelten, bis der Gesetzgeber neue Regelungen für den Einsatz von Derivaten in ETFs und anderen Investmentfonds erlassen hat.
Bei einer Anhörung vor dem Unterausschuss für Investmentangelegenheiten des US-Senats hatte eine hochrangige Beamtin der Behörde verkündet, dass Mitarbeiter der Kommission darüber hinaus begonnen hätten, börsennotierte Indexfonds und verwandte Finanzprodukte generell zu prüfen. Dabei wolle die Behörde unter anderem feststellen, ob Investoren genug Informationen zur Verfügung gestellt werden, wie es um die Liquidität und Transparenz der zugrundeliegenden Instrumente bestellt ist und welcher Zusammenhang zwischen Marktschwankungen und ETFs besteht.
Rechtsexperten gehen davon aus, dass es lange dauern wird, bis die SEC zu Ergebnissen kommen wird. Denn die Behörde sei durch die Umsetzung des Dodd-Frank-Act stark in Beschlag genommen. Dieses Gesetzespaket beinhaltet neue Finanzmarktregeln, unter anderem für den außerbörslichen Derivatehandel, die 2012 umgesetzt werden sollen. Dadurch würden andere Projekte in den Hintergrund gedrängt.