Recycling von Kinderserien Reich werden mit Teletubbies

Viele Pädagogen lehnten sie ab – doch Anleger könnten mit ihnen Kasse machen: den Teletubbies. Glaubt zumindest Fondsmanagerin Debra Fine. Sie investiert in DHX Media, eine Firma, die Kinderserien aufkauft und recycelt.

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New York Sie waren der Hit: kleine, tapsige Figuren mit Antennen auf dem Kopf. Während Kritiker darin eher den Beweis für die ultimative mediale Verblödung sahen, fanden die Teletubbies, in England erfunden, in vielen Ländern Anklang bei Vorschulkindern. Und die Vermarktung war auch ein gutes Geschäft. Allerdings tapsten die Teletubbies zunächst nur von 1997 bis 2001 mit neuen Folgen über die Bildschirme, danach ließ das Interesse nach. Aber seit 2015 erleben sie eine Wiedergeburt.

Nach Meinung von Debra Fine steckt in Serien wie den Teletubbies ein ungeheures wirtschaftliches Potenzial. Sie empfiehlt daher die Aktie der kanadischen Mediengesellschaft DHX Media. Die kauft Kinderserien wie die Teletubbies oder auch „Bob der Baumeister“ auf und vermarktet sie neu. Sie bezeichnet sich selbst als „weltweit führende, unabhängige, auf Kinder-Inhalte spezialisierte Gesellschaft“. Die Aktie notiert unter sechs Dollar, hat aber laut Fine das Potenzial, in den kommenden vier Jahren 20 bis 30 Dollar zu erreichen. Eine starke Ansage.

Fine ist mit ihrer gleichnamigen Investment-Gesellschaft auf abgelegene, stark unterbewertete Aktien spezialisiert und behält sie meist drei bis sechs Jahre lang. Sie definiert sich also als Value-Investorin. Auf der Sohn-Konferenz in New York, wo bekannte Hedgefonds-Manager ihre Ideen preisgeben, war sie die einzige Frau mit einer eigenen Präsentation. Ihr Fonds hat nach Aufstellung von Whale-Wisdom rund 1,5 Milliarden Dollar Volumen, davon ist gut eine Milliarde in Firmen investiert. Die größten Positionen sind Whiting Petroleum mit mehr als 13 Prozent des Portfolios, sowie Assured Guaranty, Evertec, Shutterfly und Scientific Games. DHX-Aktien haben einen Anteil von rund 2,8 Prozent. Fine hat die Gesellschaft 2004 gegründet, die Finanzkrise überstand sie recht gut, danach war die Wertentwicklung schwankend.

Ein bisschen Nerven braucht man schon, um sich mit der Teletubbies-Firma anzufreunden. Deren Aktienkurs hat sich von einem Niveau von rund zehn Dollar aus in den letzten Jahren vor allem abwärts bewegt. Aber zur Value-Strategie gehört eben auch zuzulangen, wo andere die Finger davon lassen. Fine ist überzeugt, dass vor allem neue Angebote wie Netflix oder der Streaming-Dienst von Amazon die Nachfrage nach den Inhalten von DHX stärken. „Kinder-Serien veralten nicht so schnell, manchmal suchen die Eltern für Kinder das aus, was sie selber früher gesehen haben“, glaubt sie. Und weist daraufhin: „Kinder-Filme sind in der Produktion relativ billig, weil sie keine Stars oder teuren Drehorte benötigen.“

Wie interessant die Aktie wirklich ist, hängt davon ab, ob man Fines These glaubt, dass dieser Bereich einen starken Aufwärtstrend bei den Preisen erleben wird. Nach ihrer Prognose wird die Digitalisierung dazu führen, dass der Anteil der Kinder an den Zuschauern von 20 Prozent auf 35 Prozent wächst, bei den damit verbundenen Erlösen sieht sie sogar eine noch höhere Steigerung voraus.

Die Aktie ist hauptsächlich an der Börse Toronto und an der Nasdaq notiert, die Wertpapier-Kennnummer lautet 252406608. Die Marktkapitalisierung liegt bei 728 Millionen kanadischen Dollar. Der Gewinn je Aktie lag laut Nachrichtenagentur Reuters im Geschäftsjahr zur Mitte 2016 bei 0,22 Cent und soll im laufenden Geschäftsjahr laut Schätzung 0,49 Cent erreichen. Der Gewinn ist, anders als der Kurs, in den letzten Jahren stetig gestiegen. Das Papier ist sicher nicht als Kern einer soliden Aktienanlage geeignet, eher für Investoren, die mal außerhalb der ausgetretenen Pfade herumtapsen wollen.

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