Im September 2021 soll es soweit sein: 40 statt 30 Mitglieder wird der deutsche Aktien-Leitindex Dax dann zählen. Nach mehr als 30 Jahren Dax-Historie ist es der größte Umbau und eine Reaktion auf den Wirecard-Skandal. Deshalb wird auch an qualitativen Detailregeln geschraubt.
Doch was bringt all das den Anlegern? Wir haben den Blick zurück gewagt. Wie hätte der Dax in den vergangenen drei Jahren abgeschnitten, wenn die neuen Regeln schon gegriffen hätten?
Um dieses Gedankenspiel durchrechnen zu können, haben wir eine Liste der 40 Aktien genommen, die es nach aktuellem Stand in den neuen Dax schaffen könnten. Welche 40 Werte es in Wirklichkeit im September 2021 sein werden, ist noch offen. Denn da die Marktkapitalisierung der Aktien entscheidend ist, spielt die weitere Kursentwicklung eine große Rolle.
Nach aktuellem Stand könnten folgende 40 Werte die neuen Kriterien erfüllen - oder bleiben als bestehende Dax-Mitglieder drin: Adidas, Airbus, Allianz, BASF, BMW, Bayer, Beiersdorf, Brenntag, Conti, Daimler, Delivery Hero, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Deutsche Post, Deutsche Wohnen, Deutsche Telekom, E.On, FMC, Fresenius, Hannover Rück, HeidelCement, Henkel, Infineon, LEG Immobilien, Linde, Merck, MTU, Münchener Rück, Porsche, Qiagen, RWE, SAP, Sartorius, Siemens, Siemens Energy, Siemens Health, Symrise, Volkswagen, Vonovia und Zalando.
Der neue Dax hat meist die Nase vorn
Die Börse gewichtet die Wertentwicklung der einzelnen Aktien auf Basis ihres Börsenwertes. Dafür gibt es vier Stichtage pro Jahr, jeweils die Montage, die auf den dritten Freitag im März, Juni, September und Dezember folgen. Für unsere Berechnung haben wir die Gesamtbörsenwerte der Unternehmen genommen. In Wirklichkeit nimmt die Börse bei mehreren Aktiengattungen (bei BMW beispielsweise Stamm- und Vorzugsaktien) nur den Börsenwert der Gattung mit dem höheren Free-Float, also mehr frei handelbaren Aktien. Für unsere Berechnung lassen wir dieses Detail weg. Berücksichtigt wird hingegen, dass keine Aktie mehr als zehn Prozent Gewicht haben darf. Bei SAP kommt diese Regel zum Zuge.
Ausgehend von Mitte Dezember 2017 haben wir nun den Dax auf Basis der neuen Zusammensetzung zurückgerechnet. Dabei zeigt sich, dass die neuen Dax-Regeln für Anleger im Rückblick tatsächlich vorteilhaft sind. Nur in 3 der betrachteten 13 Zeiträume, jeweils bis zur nächsten Anpassung der Dax-Gewichtung, hätte der alte Dax (also mit den bisherigen Regeln) besser abgeschnitten. In 10 von 13 Zeiträumen hingegen liegt der neue Dax, mit 40 statt 30 Werten, vorne.
Unterm Strich ergibt sich so ein deutlich spürbarer Unterschied: Während der alte Dax seit Mitte Dezember 2017 leicht verloren hat, liegt der neue Dax gut sieben Prozent vorne.
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Zugegeben: Etwas verzerrt wird das Ergebnis, weil Unternehmen mit einer starken Kursentwicklung in den vergangenen drei Jahren bessere Chancen haben, nach aktuellem Stand zu den Top-40 für den neuen Dax zu gehören. Im realen, alten Dax hingegen sind eben auch Werte drin gewesen, die mit mieser Kursperformance dann wieder herausgeflogen sind, wie zuletzt Wirecard.
Ob der neue Dax also dauerhaft ein Überflieger ist, wird sich erst noch zeigen.
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