Regierungskrise in Italien Das „No“ der Italiener lässt die Börse kalt

Die Regierungskrise in Italien nach der Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Matteo Renzi ist eine Gefahr für die ganze Euro-Zone. Aber die Börsen bleiben gelassen, der Dax steigt sogar. Die Marktreaktionen.

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Matteo-Renzi Quelle: dpa

Der deutsche Aktienmarkt ist am Montag mit klaren Gewinnen in die neue Börsenwoche gestartet. Das befürchtete Beben nach dem Aus für die Verfassungsreform in Italien blieb damit aus. Der Dax kletterte kurz nach dem Handelsauftakt um 1,68 Prozent auf 10.689,61 Punkte. Allerdings hatten sich die Anleger schon in der vergangenen Woche auf eine Niederlage von Regierungschef Matteo Renzi eingestellt - der deutsche Leitindex hatte 1,80 Prozent verloren.

„Der Dax hat alle politischen Ereignisse mit der Wahl in Italien hinter sich gelassen, und wie angekündigt war es fast egal, was herauskam“, kommentierte Marktbeobachter Daniel Saurenz von Feingold Research. "Das ist schon eingepreist. Der Markt hatte sich darauf eingestellt", bestätigte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank.

„Nein“ zur italienischen Verfassungsreform: Stimmen und Reaktionen

Nachdem in der vergangenen Woche noch die Unsicherheit über Italiens Zukunft ebenfalls den breiteren deutschen Aktienmarkt belastet hatte, wagten sich die Anleger nun auch hier wieder aus der Deckung. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen kletterte am Montagmorgen um 1,45 Prozent auf 20.827,27 Punkte. Für den Technologiewerte-Index TecDax ging es um 1,46 Prozent auf 1711,02 Zähler nach oben.

Ähnlich sah es auf den Devisenmärkten aus. Der Euro gab zwar nach, konnte sich aber nach der Rücktrittsankündigung des italienischen Regierungschefs Matteo Renzi erholen. So hielten sich die Verluste auch klar in Grenzen. Beim Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 stand zuletzt ein Plus von 1,23 Prozent auf 3052,18 Zähler zu Buche.

Sorge um Italiens Banken

Deutlicher fiel die Reaktion an der italienischen Börse aus. Italiens Aktienmarkt reagierte am Montagmorgen mit deutlichen Verlusten auf die. Die Mailänder Börse verzeichnete zum Handelsbeginn einen Rückgang von zwei Prozent. Der Handel mit Aktien vieler Banken wurde ausgesetzt. Unter Verkaufsdruck gerieten deutsche Finanzwerte. Deutsche Bank und Commerzbank verloren jeweils etwa zwei Prozent und der europäische Banken-Index büßte 0,8 Prozent ein.

Mit italienischen Luxusaktien überwintern

Börsianer befürchten, dass der Sturz der Regierung des Ministerpräsidenten Matteo Renzi es den italienischen Geldhäusern erschwert, dringend benötigtes frisches Kapital aufzutreiben. Die Institute der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone sitzen auf einem 360 Milliarden hohen Berg fauler Kredite. Vor diesem Hintergrund rutschte der dortige Banken-Index um 0,9 Prozent ab. Der Leitindex der Mailänder Börse verlor 1,8 Prozent.

Nach der Rücktrittsankündigung von Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi will sich im Laufe des Tages einem Insider zufolge ein Bankenkonsortium zur geplanten fünf Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung für die Krisenbank Monte dei Paschi treffen. Die Bankenvertreter würden am Mittag zusammenkommen und ihre Optionen beraten, sagte die mit dem Vorgang vertraute Person. Die landesweit drittgrößte Bank will bis zum Jahresende über eine Kapitalerhöhung fünf Milliarden Euro zur Deckung einer Kapitallücke einnehmen. Kommt Italien nach dem Rücktritt wegen der Niederlage beim Verfassungsreferendum wirtschaftlich ins Tudeln, könnte der Rettungsplan gefährdet sein, weil sich potenzielle Geldgeber zurückhalten.

Die Italiener habe sich eine Regierungskrise gewählt, Ministerpräsident Matteo Renzi tritt zurück. Was das bedeutet? Antworten auf die fünf derzeit wichtigsten Fragen zu Italien.
von Sven Prange
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