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Aktuell herrschen aufgrund von Krieg, Inflation und Zinswende turbulente Zeiten an der Börse. Quelle: imago images

Ein Schutzschirm für das Ersparte

Hauke Reimer
Hauke Reimer Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

Ukrainekrieg, Inflation, Zinswende – und jetzt macht sogar China Probleme. Doch die Börse läuft noch. Das bietet die Chance, das Depot abzusichern.

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Die Welt ist aus den Fugen, doch die Börse spielt Alltag: Aktienkurse halten sich, steigen zeitweise fünf Prozent am Tag. Zynismus der Geldmenschen? Eher Spekulation, getrieben von Hoffnung auf Waffenstillstand, gar Frieden in der Ukraine. Der wäre eine Erlösung, aber wenige kalkulieren Enttäuschung ein, so wie schon Mitte Februar, als alle den Teilrückzug der Russen feierten. Vorsichtige trauen dem Frieden nicht, sehen die Börseneuphorie als „dead cat bounce“, den Hüpfer der toten Katze.

Krieg und Sanktionen lassen die Konjunkturerwartungen abstürzen, die Zeichen stehen auf Rezession. Selbst ohne Krieg wäre die Lage schwierig: Wir haben fünf Prozent Inflation, gerissene Lieferketten und Knappheit, von Chips über Lithium bis Weizen. Notenbanken können nicht nach Lehrbuch vorgehen: Statt in instabilen Zeiten die Geldpolitik zu lockern, müssen sie straffen, damit die Inflation nicht vollends aus dem Ruder läuft. Hart bremsen, und das ist für Aktionäre der einzige Trost, dürfte die Europäische Zentralbank nicht, sie will die verschuldeten Staaten schonen, die weiter Geld verteilen wollen – an Energieversorger etwa, und an erboste Autofahrer.

Zu allem Überfluss belastet China. Die Politik wirkt erratisch, quält die Wirtschaft und beschwichtigt dann wieder. Der Lockdown in Regionen, die für ein Viertel der chinesischen Exporte stehen, zwingt von Apple bis VW zu Stilllegungen. Neue Knappheit droht. Die Globalisierung, jahrzehntelang Preiskiller, wirkt jetzt mit Macht in die andere Richtung. Dazu kommt die Drohung westlicher Sanktionen gegen China, sollte es Russland zu offensichtlich unterstützen.

Für Anleger ist es Zeit, den Bargeldanteil zu erhöhen: sei es, um später billig kaufen zu können, sei es, um für Alltagsprobleme gerüstet zu sein. Wer hohe Verluste nicht aussitzen kann, weil er bald Geld für die Rente braucht, sollte sich an guten Tagen von Aktien verabschieden, etwa von teuren Technologietiteln. Gehalten werden sollten Aktien, die aus tiefer Überzeugung gekauft wurden. „Conviction buys“ heißen die bei Goldman Sachs. Dazu zählen neue Energien, die von Putins Gas unabhängig machen sollen. Ob Kohle-, Öl-, oder Uranaktien dazugehören, ist eine Frage der persönlichen Moral. Lohnen dürften sie sich. Meiden: Zertifikate auf Rohstoffe, hier spielen die Märkte verrückt, sodass Anleger nicht verkaufen können oder zum Verkauf gezwungen werden. Dollar und Franken sind auch keine dumme Idee, vor allem aber: Gold, als Schirm gegen Risiken.

Lesen Sie auch: Mit diesen Fonds und ETFs können Sie an der Energiewende teilhaben.

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