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Quelle: Getty Images

Gebt den Menschen Aktien!

Hauke Reimer
Hauke Reimer Stellvertretender Chefredakteur WirtschaftsWoche

Aktien lohnen sich, selbst wenn man nicht das nächste Apple erwischt. Der Staat muss aber dafür sorgen, dass nicht nur Reiche von der Börse profitieren.

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„In irgendwas mit Obst“ habe sein Kumpel Dan investiert, er müsse sich „um Geld keine Sorgen mehr machen“, berichtet Tom Hanks in „Forrest Gump“ – und dann wird das Apple-Logo eingeblendet. Das ganze Kino lacht, jeder weiß, das Geld hat sich vervielfacht. Und das war erst der Anfang. Zum deutschen Kinostart des Films 1994 kostete eine Apple-Aktie zurückgerechnet 1,50 Dollar, heute über 200 Dollar.

Nichts bringt mehr, als sich an soliden Unternehmen zu beteiligen. Es muss nicht Apple sein, auch mit Dax-Werten und Mittelständlern lassen sich hervorragende Renditen erzielen – man muss sie nur haben.

Daran aber, und die Leier mag niemand mehr hören, hängt es bei den Deutschen. Allerdings nicht bei allen. Im Kreis Starnberg oder im Taunus-Speckgürtel von Frankfurt besitzen zwei von drei Familien Aktien oder Fonds. In Bayern, Baden-Württemberg und Hessen ist die Quote vielfach hoch – überall, wo die Menschen besser verdienen. Logisch: Wer viel hat, kann auch Verluste aushalten. Wer wenig verdient, wird den Teufel tun, das wenige auch noch an der Börse zu riskieren. Zu groß ist die – auf lange Sicht unberechtigte – Furcht, alles zu verlieren. Im Zweifel geht Geld dann in die Abzahlung des ländlichen Eigenheims oder aufs Sparbuch – wahrlich keine rentierliche Alternative zur Aktie.

Wie aber schaffen wir es, dass alle Bürger mehr von den Erfolgen einer der weltweit erfolgreichsten Ökonomien haben? Hier ist, ausnahmsweise, ein Eingreifen des Staates notwendig. Vorschläge gibt es genug, vom staatlichen Altersvorsorge-Aktienfonds nach Vorbild Norwegens über Förderung von Belegschaftsaktien bis zu einer aktienbasierten Vergütung für Geringverdiener. Das Ganze müsste dann gekoppelt werden mit massiven Steuervorteilen. Kursgewinne auf Aktien sollten, wie in einer Petition an den Bundestag gefordert, nach fünf Jahren steuerfrei sein. Dann wäre ein Anreiz da, Papiere lang zu halten und nicht, nur weil die Kurse mal fallen oder die Familie ein neues Auto will, gleich zu verkaufen.

Statt kreuz und quer zu fördern – Mütterrente, Betreuungsgeld, Baukindergeld, Riesterförderung, von der nur Versicherer profitieren –, sollte der Staat Geld einsetzen, um Geringverdiener an Produktivkapital heranzuführen. Das Geld ist da: Mit Rentenversicherung, Krankenkassen und Hartz IV wird der deutsche Sozialstaat in diesem Jahr eine Billion Euro verkonsumieren – mehr als den kompletten Börsenwert von Apple.

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