Rekordbörsen Dax im 10.000-Punkte-Hype - viel Lärm um nichts?

Der Dax steht kurz vor der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Von einer Blase kann allerdings noch keine Rede sein. Was Anleger jetzt wissen müssen.

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Quelle: Marcel Stahn

Als Anfang 2013 die ersten Zeitungs- und Magazintitel den Dax bei 10.000 Punkten heraufbeschworen, wurde sie noch belächelt. Im Gegenteil, derart euphorische Börsentitel gelten bei erfahrenen Börsianern eigentlich als Kontrapunkt.

Denn dieser sogenannte Titelindikator deutet darauf hin, dass es Zeit wird, antizyklisch gegenzusteuern, also auszusteigen oder zumindest einen Gang runterzuschalten an der Börse.

Schlechtes Image

Geprägt wurde das schlechte Image des Titelindikators vor allem von einem Titelblatt der "Bild"-Zeitung, die kurz vor dem Zusammenbruch des Neuen Marktes im Jahr 2000 den Lesern versprach, die New Economy werde alle reich machen. Wie dieses Versprechen ausging, ist den meisten Anlegern noch in schmerzhafter Erinnerung.

Diesmal könnten die 10.000-Punkte-Orakler allerdings recht behalten – wenn auch mit knapp anderthalb Jahren Verzögerung. Womöglich müssen in den Redaktionen bald neue Dax-Wunder-Höhen erdacht werden.

Denn der Leitindex nähert sich stetig der Fünfstelligkeit. Zum ersten Mal in seiner Geschichte. Anlegern drängen sich jetzt einige Fragen auf.

Wie lange hält die Rekordjagd an? Ist es schon Zeit für den Ausstieg oder kann ich sogar noch kaufen? Profitieren einige Papiere besonders von der Hausse?

Wichtige Marke

Ohne Zweifel sind die 10.000 Punkte eine psychologisch wichtige Marke. Dennoch ist fraglich, ob sie zu einer neuen Börseneuphorie führen wird. Denn kurzfristige Euphorie ist nicht automatisch gleichzusetzen mit langfristiger Fantasie.

Kurzfristig – das heißt in diesem Fall bis Mitte nächster Woche – sieht zunächst alles rosig aus. Denn Kurstreiber Nummer eins ist erneut die Europäische Zentralbank (EZB).

Seitdem EZB-Chef Mario Draghi nach der Sitzung des Zentralbankrats Anfang Mai erklärte, die Notenbank fühle sich wohl damit, im Juni zu handeln, fiebern Anleger Draghis nächstem Streich entgegen. Sobald die Druckmaschinen der Notenbank kurz vor Andruck sind, quittieren die Kurse die Aussicht auf mehr billiges Geld mit Zuwächsen.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Mittlerweile gilt es fast als ausgemacht, dass die EZB auf ihrer nächsten Ratssitzung am kommenden Donnerstag die Leitzinsen der Euro-Zone erneut senken wird, voraussichtlich auf nur noch 0,15 Prozent. Ebenfalls eingeführt werden dürfte ein negativer Einlagezins. Banken müssen dann eine Strafgebühr zahlen, wenn sie ihr Geld über Nacht bei der EZB parken.

„Die lockere Geldpolitik ist immer noch der wichtigste Kurstreiber“, erklärt Bernd Krampen, Analyst der NordLB. Mit der Europawahl und den Wahlen in der Ukraine hätten sich zwei potenzielle Bremsfaktoren in Luft aufgelöst.

In der vergangenen Woche waren die Börsen daher mit angezogener Handbremse unterwegs, nach Wahlschluss ging es dagegen ungebremst weiter. „Die Märkte nehmen die Entscheidung der EZB vorweg“, sagt Krampen.

Ein Risiko: Mario Draghi hat zwar schon mehrfach bewiesen, dass er die Sprache der Märkte spricht. Investoren vertrauen dem Italiener, preisen die Entscheidung bereits vorab in ihre Entscheidungen ein. „Sollten diese positiven Erwartungen allerdings enttäuscht werden, wäre das Anlass zur Sorge“, warnt Krampen.

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