Riedls Dax-Radar

Amerikanische Stärke gegen britischen Sonderweg

Seite 2/2

8900 bis 9000 Punkte im Dax müssen langfristig halten

Die Aktienmärkte in Europa sind mittlerweile in einer kritischen Verfassung. Im Stoxx 600, dem marktbreiten Index europäischer Aktien (inklusive Schweizer und Briten), sehen die Schwankungen der vergangenen drei Jahre so aus, als ob langsam eine große obere Wende entsteht. Nur noch zehn Prozent Spielraum nach unten hätte der Index, und es könnte zu einem schweren, langfristigen Verkaufssignal kommen.

Im Dax ist das Bild ähnlich. Auch hier hat der Markt durch die Rückschläge unter das Niveau von 10.000 Punkten (einmal im Herbst 2015, deutlicher dann im Februar dieses Jahres) die langjährige Aufwärtstendenz zunächst unterbrochen. Auch der Rutsch unter den 200-Tagedurchschnitt und der Abwärtsdreh dieser Linie signalisieren mittelfristige Gefahren.

Gefährlich wird es, wenn der Dax selbst die Zone 9000/8900 nicht mehr verteidigen kann. Dann wäre nach klassischer Lesart eine Abwärtswende vollzogen, der eine längere Baisse bis in den Bereich 7000/6500 Punkte folgen könnte.

Nachdem der Dax vor einigen Tagen mit dem Rückgang unter 9900 ein kurzfristiges Verkaufssignal gegeben hat, kommt es in den nächsten Wochen nun darauf an, dass er sich möglichst oberhalb von 9000/8900 stabilisiert. Je mehr Abstand der Dax dabei von dieser Untergrenze gewinnt, desto besser sind die mittelfristigen Aussichten für die nächsten Monate.

Der Dow hat sogar die Chance auf ein Kaufsignal

Dass der Dax im direkten Umfeld der Brexit-Abstimmung in so einer heiklen Verfassung ist, spiegelt wider, wie bedeutungsvoll diese Entscheidung ist. Während sich aus politischer Sicht bei einem Austritt Großbritanniens Chancen für die EU ergeben, wäre dies für die Märkte zunächst mit großen Unsicherheiten verbunden: Das beginnt bei einer turbulenten Entwicklung des Pfunds, geht über die Frage wirtschaftlichen Verflechtung deutscher Unternehmen in Großbritannien und reicht bis zu den Folgewirkungen für Wackelkandidaten unter den Europäern.

Letztlich ist diese Unsicherheit in ganz Europa, die divergierenden Tendenzen in vielen Ländern ein entscheidender Grund, warum die europäische Notenbank einen so heiklen Kurs fährt. Und das spiegelt sich unterm Strich an den Finanzmärkten wider – ob es nun um den Euro geht, um Anleihen oder Aktien: Auf allen drei großen Gebieten hängt Europa derzeit hinterher.

Bleibt zu hoffen, dass die US-Märkte robust genug sind um die europäischen Finanzmärkte vor einem großen Absturz zu bewahren. Immerhin, der Dow Jones verläuft seit zweieinhalb Monaten stabil in einer Konsolidierung die dank steigender 200-Tagelinie im zweiten Halbjahr sogar nach oben aufgelöst werden könnte. Bei einem deutlichen Anstieg über 18.000 Punkte gäbe er sogar ein regelrechtes Kaufsignal.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%