Riedls Dax-Radar

Absturz auf 10.500 oder hoch bis 13.600?

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Absturzgefahr bis auf 10.500 Punkte

Das negative Szenario, das sich in den vergangenen Wochen mehrmals andeutete, ist aber noch nicht vom Tisch. Gefährlich wären vor allem eine weitere Verschärfung der Konflikte zwischen den USA und Russland. Auf Seiten der USA besteht das Risiko in der Unberechenbarkeit des Präsidenten. Auf russischer Seite steigt das Risiko, wenn sich das Land noch mehr in die Defensive gedrängt fühlt – wozu derzeit auch der Crash an den russischen Aktien- und Währungsmärkten gehört.

Russland ist für die Börsen mit mehr Risiken verbunden als die Rivalität der USA zu China. Das jüngste Einlenken im Handelsstreit hat gezeigt, dass China letztlich nicht auf einen heißen Konflikt mit den USA aus ist.

Gefährlich für die Märkte wäre es zudem, wenn die jüngsten Krisen Konjunktur und Unternehmensgewinne stark in Mitleidenschaft ziehen würden und es trotzdem zu höheren Zinsen käme - etwa wegen der anziehende Inflation. Drittes Gefahrenmoment ist die Entzauberung der großen Technologieunternehmen. Tesla und Facebook haben hier schon den Anfang gemacht.

Im Dax könnte sich damit folgende Entwicklung ergeben: Die Zwischenerholung kommt nur langsam in Richtung 200-Tage-Linie voran, der Anstieg darüber scheitert spätestens an der Widerstandszone 12.900. Ab Frühsommer kommt es dann wieder zu verstärkten Verkäufen, die 200-Tage-Linie kann nicht gehalten werden. Bis Spätsommer fällt der Dax wieder auf das Niveau um 12.000 Punkte zurück. Hier kommt es zum großen Trend-Test – und der geht negativ aus. Auslöser könnten schwache Unternehmenszahlen, eine scharfe Zinserhöhung oder ein politischer Konflikt sein. Ein Rutsch unter 12.000 ergäbe im Dax ein schweres Verkaufssignal mit einem Ziel um 10.500 Punkte.

Welches Szenario wahrscheinlicher ist, lässt sich derzeit kaum entscheiden. Umso wichtiger ist es, dass Anleger die wichtigen Rahmendaten im Blick haben, vom Wirtschaftswachstum über die Zinsentwicklung bis hin zur Frage, ob echte oder verbale Krisen. So oder so dürfte der Dax zunächst noch etwas Spielraum haben. Allein aus den Schwankungen seit Februar lässt sich ein Kurspotenzial bis 12.900 ableiten.

Erholungschancen bei VW, Merck und den Energiewerten

Immer mehr Einzelwerte im Dax tragen die jüngste Erholung. Bei der Deutschen Telekom wächst die Hoffnung auf eine Fusion des amerikanischen Mobilfunkgeschäfts mit dem Konkurrenten Sprint. Die Telekom würde damit zu den Top-Anbietern im US-Mobilfunkmarkt aufsteigen, könnte kräftig Kosten senken und der technische Netzausbau wäre leichter zu schultern. Auf alle Fälle wird die Telekom darauf bedacht sein, bei einem fusionierten Konzern das Sagen zu haben, damit die große Tochter voll im eigenen Abschluss konsolidiert werden kann. Mindestens bis auf 14 Euro dürfen sich Telekom-Aktien in den nächsten Wochen erholen.

Bei VW kündigt sich mit dem Chefwechsel eine Offensive an. Herbert Diess steht für einen Neuanfang und gilt als technisch und unternehmerisch hochkompetent. Zusätzlich kommt VW die Fantasie um einen Börsengang der Nutzfahrzeugsparte zugute. Dabei fährt VW bei den realen Verkäufen schon bisher Rekordwerte ein. Die Bewertung der Aktie ist günstig, nachdem der Kurs die Untergrenze um 155 Euro verteidigt hat, ist erst einmal Luft bis 190 Euro.

Tief gesunken ist in den vergangenen Monaten die Merck-Aktie. Die Darmstädter wurden durch die weltweit schwache Performance der Branche und den nur zähen Unternehmensumbau nach unten gezogen. Bei einem Abschlag auf bis zu 75 Euro hat die Aktie diese Risiken aber reichlich verarbeitet. Allein eine durchschnittliche Bewertung könnte wieder Kurse um 90 Euro möglich machen.

Einen Kurssprung gab es bei Bayer, nachdem die Erlaubnis für die Übernahme von Monsanto eintraf. Allerdings, damit ist weder der finanzielle Aufwand verringert noch die grundsätzlichen Risiken des Zukaufs. Mehr als eine Zwischenerholung ist bei Bayer vorläufig nicht in Sicht.

Weiterhin Stärke zeigen RWE und E.On. Bei beiden honoriert die Börse die Neuorientierung. Vor allem E.On ist mit seiner Entwicklung hin zum Netzkonzern langfristig interessant. Nachdem die Aktie das Niveau um 9 Euro verteidigt hat, liegen die nächsten Kursziele bei 10 und 11 Euro.

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