Kurzfristig hat sich die Situation eingetrübt, die Korrektur könnte sich sogar ausdehnen – so lautete an dieser Stelle vor einer Woche das Fazit zum Dax. Daran hat sich nach dem jüngsten Abtaucher nichts geändert. Nach dem kurzfristigen Verkaufssignal um 11.700 reicht das Abwärtspotenzial zunächst einmal bis rund 11.000. Hier trifft der Dax auf den seit Oktober bestehenden Aufwärtstrend.
Den sollte er verteidigen, und dabei hilft vor allem eine wahrscheinlich stabilere US-Börse. Seit mehreren Jahren läuft zwischen europäischen und amerikanischen Börsen dieses Spiel: Je nach Zins- und Währungsvorteil ist mal der eine Markt vorne, mal der andere. Beide zusammen verlaufen aber in einer großen Aufwärtsbewegung.
Entscheidend für langfristige Anleger ist, dass es nicht auch noch zu einer deutlichen Schwäche der US-Aktien kommt. Das wäre dann ohne Frage eine gefährliche Mischung und könnte zu einer Abwärtswende führen. Bisher allerdings spricht mehr für eine Korrektur im Dax als für das Ende der Hausse.
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Meilensteine des Dax von 1988 bis 2015
Der Dax feiert seinen Einstand. Rechnerisch startet er allerdings am 30. Dezember 1987 bei einem Stand von 1.000 Punkten.
Der erste schwarze Tag für den Dax: Er bricht im Sog der Wall Street um rund 13 Prozent ein.
Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt stark zu.
Im Sog der Asienkrise sackt der Dax im Handelsverlauf bis zu 13 Prozent ab und schließt mit 3567 Punkten acht Prozent niedriger.
Mit dem neuen elektronischen Handelssystem Xetra - kurz für "Exchange Electronic Trading" - bricht für die Börse ein neues Zeitalter an.
Der Dax erreicht ein Hoch von 8136,16 Punkten. Befeuert wird die Euphorie von der Entstehung des Internets und einem sich ausbreitenden Fusionsfieber.
Nach den Terroranschlägen in den USA fällt der Dax um neun Prozent.
Der Dax rutscht unter 2.200 Punkte und notiert damit so niedrig wie zuvor im November 1995. Doch mit der Erholung der Weltwirtschaft wächst das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.
Mit 8151 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein - trotz erster Bankenpleiten und Not-Eingriffen der Europäische Zentralbank (EZB) am Geldmarkt.
Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kehrt wieder Ernüchterung ein. Im Oktober 2008 folgt ein schwarzer Tag auf den anderen. Dabei liegt der Dax-Kurs zeitweise 30 Prozent unter dem Niveau vom Monatsbeginn.
56 Prozent hat der Dax seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Mit 3588 Punkten erreicht er zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch kurz darauf wirft die US-Notenbank Fed die Notenpresse an. Jetzt geht es bergauf.
Der Dax notiert erstmals seit dem 2. Januar 2008 wieder über 8000 Zählern.
Die Entscheidung der EZB, die Zinsen weiter zu senken, treibt den Dax erstmals über die 10.000-Punkte-Marke.
Nach dem Vorbild der Fed wirft auch die EZB die Notenpresse an. Der Dax, der in Erwartung dieses Schritts seit Monaten im Aufwind ist, beschleunigt seinen Anstieg und steigt am darauffolgenden Tag auf bis zu 10.704,32 Punkte. Es ist der sechste Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch.
Anleger hoffen auf einen guten Ausgang des Verhandlungspokers im griechischen Schuldenstreit. Der Dax knackt erstmals die 11.000-Punkte-Marke und notiert in der Spitze 0,9 Prozent höher bei 11.013,85 Zählern. Griechenland droht die Staatspleite, da das aktuelle Hilfsprogramm Ende Februar ausläuft und Athen keine Verlängerung beantragen will.
Getrieben von der Geldflut der Notenbanken und begünstigt durch einen schwachen Euro - der der deutschen Exportindustrie hilft - hat den Dax am Montag, 16. März 2015, erstmals die Schwelle von 12.000 Punkten übersprungen. In der Vorwoche hatte er mehrmals diese Marke anvisiert, war aber immer knapp gescheitert. Der deutsche Leitindex war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Wochen in Folge gestiegen.
Bei E.On knistert der Kurs
Wieder ins Blickfeld risikofreudiger Anleger rückt die E.On-Aktie. Kein Wunder, dass die Nachzügler genau beäugt werden, da die meisten Dax-Werte eben schon so weit gelaufen sind. Seit E.On die Aufspaltung in das alte Kraftwerksgeschäft (Uniper) und die E.On als Spezialist für erneuerbare Energien verkündet hat, ist der Kurs wie elektrisiert.
Der Grundgedanke hat Charme – und deshalb ist E.On derzeit schon einmal von sich aus interessanter als etwa die trägere RWE. Wenn E.On Mitte 2016 das Kraftwerksgeschäft an der Börse verkauft, wird reichlich frisches Geld an die E.On-Aktionäre fließen. Im Gegenzug wird natürlich die E.On-Aktie eine scharfe Bereinigung erleben, weil ja auch ein großer Teil des Geschäftsvolumens nicht mehr dabei ist.
Dennoch dürfte der Abschlag vielleicht doch nicht so hoch ausfallen, denn E.On neu ist mit seiner Konzentration auf erneuerbare Energien, Verteilung und einigen internationalen Stromgeschäften durchaus rentabel. Zudem sind die alten Belastungen durch die Kraftwerke vom Bein.
Und Uniper auf der anderen Seite sieht auch besser aus als jetzt im Verbund mit E.On, da die Finanzschulden im Wesentlichen bei der Mutter E.On landen. Allerdings, Uniper muss aller Voraussicht nach mehr als 15 Milliarden Rückstellungen für den möglichen Rückbau von Atomkraftwerken tragen.
Rückstellungen sind nicht zu verwechseln mit Rücklagen. Rückstellungen sind im Grunde offene Rechnungen, deren Höhe man heute noch nicht genau weiß, die aber schon einmal gebucht werden. Geld fließt dabei nicht. Das heisst: Wenn etwa Politiker fordern, man sollte doch die Rückstellungen der Atomkonzerne in Stiftungen überführen, so zeugt das von einem völligen Missverständnis der Lage. Rückstellungen sind letztlich Verbindlichkeiten. Einen Kapitalstock gäbe es nur, wenn es Rücklagen wären.
Diese Rückstellungen dämpfen natürlich den Wert von Uniper. Andererseits setzen die Stromkonzerne auch darauf, dass sie aus Atomklagen sogar etwas herausbekommen. Eine solche Entschädigung käme Uniper zugute.
Unterm Strich ist es 2016 sehr wahrscheinlich, dass der Börsenwert von E.On neu und Uniper zusammen deutlich über dem der heutigen E.On liegt. Und weil darauf in den nächsten Monaten wahrscheinlich immer mehr Anleger spekulieren, hilft das den E.On-Kursen schon jetzt. Insgesamt eine risikobehaftete Spekulation im Dax mit einem mehrjährigen Anlagehorizont.