
Die amerikanische Wirtschaft hat in den vergangenen Monaten spürbar an Kraft verloren. Die Gründe dafür sind, wie abzusehen war, der stabile Dollar und der schwache Ölpreis. International tätige Unternehmen haben das schon lange gemerkt, jetzt zeigt es sich auch in der Gesamtwirtschaft, die zuletzt nur noch mit einer Jahresrate von 0,7 Prozent gewachsen ist.
Die Zweite schwere Belastung der US-Wirtschaft ist der niedrige Ölpreis. Durch den Boom im Schiefergestein, der wesentlich zum Verfall des Ölpreises seit Mitte 2014 beigetragen hat, sind die USA ein Rohstoffland geworden. Und das führte nicht einfach nur zur bequemen Unabhängigkeit von Lieferungen aus arabischen und afrikanischen Ländern, sondern zu einer neuen Abhängigkeit von den Märkten.





Dass die amerikanische Notenbank in dieser Situation wieder umsteuert, verwundert nicht. Eigentlich wollte Janet Yellen die Zinsen in vier kleinen Schritten anheben. Daraus aber dürfte nun nichts mehr werden. Ob es im März noch einmal einen kleinen Schritt gibt, ist derzeit offen; doch insgesamt hat sich die Perspektive am US-Zinsmarkt wieder verändert: Langfristig zeigt die Erwartung nun bis auf weiteres nicht mehr nach oben. Mit 1,76 Prozent ist die Rendite zehnjähriger US-Anleihen wieder weit unter die Zwei-Prozent-Marke gerutscht.
Besonders deutlich zeigt sich die neue Richtung im Euro-Dollar-Verhältnis. Seit wenigen Wochen hat der Euro von 1,06 auf 1,14 Dollar gewonnen, weil die Erwartungen an einen amerikanischen Zinsanstieg verflogen sind. In den vergangenen Tagen gab der Euro wieder etwas nach – weil nun Mario Draghi ebenfalls wieder weitere Lockerungen in Aussicht stellt. Mit anderen Worten: Der alte Zusammenhang, der Abwertungswettlauf der Notenbanken, hat wieder eingesetzt. Man könnte auch sagen: Yellens Versuch, die Zinswende einzuleiten, ist gescheitert.
Langfristig kann das problematische Folgen haben. Denn die Zinswende wäre eigentlich die Rückkehr zur Normalisierung gewesen – mit Renditen, die sich etwa auf dem Niveau von Wachstum plus Inflation einpendeln. Nun aber schrumpft das Wachstum, die Inflation ist am Boden – und die Aussicht auf eine Zinswende ist wieder dahin.
An den Aktienmärkten führt das erst einmal zu einer Erleichterung. Allerdings sind die Kurse in den vergangenen Tagen nicht nur deshalb gestiegen, weil die Aussicht auf endlos niedrige Renditen sie beflügelt haben. Der Kursanstieg war auch eine Reaktion auf die zuvor massiven Verkäufe. Von Anfang Dezember bis Mitte Februar ist der Dax um 2730 Punkte gesunken. In einer klassischen Reaktion könnte er davon jetzt an die 40 Prozent wieder gutmachen und damit in Richtung 9700 steigen – und noch immer ginge die Grundrichtung des Marktes nach unten.