Riedls Dax-Radar

Amerikanische Risiken für deutsche Aktien

Der Dax kann die wichtige Untergrenze bei knapp 12.000 Punkten verteidigen, doch immer mehr Einzelwerte drehen nach unten. Für den langjährigen Aufwärtstrend wird es knapp. Das liegt vor allem an Amerika.

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Tagesverlust an der Wall Street: Der Dow Jones mit dickem Minus. Quelle: REUTERS

Für den Dax war der amerikanische Aktienmarkt bisher eine wichtige Stütze. Im Gegensatz zum deutschen Aktienmarkt haben sich Dow Jones, S&P und Nasdaq-Index kaum von politischen Turbulenzen oder Zinserhöhungen der Notenbank beeindrucken lassen. Kam es im Dax zu größeren Rückschlägen, wurde das spätestens wieder ausgebügelt, wenn die Kurse in New York nach ein paar wackligen Stunden nach oben drehten. Doch die Stabilität in Amerika schwindet – und das kann gefährlich werden für den Dax.

Die Dax-Favoriten der Woche

Die überraschende Wahl Trumps war die Initialzündung zu einer Hausse, die den Dow Jones in neun Monaten von 18.000 auf 22.000 Punkte steigen ließ. Genau genommen gab es zwar schon vor der Wahl, im Sommer, wichtige Kaufsignale; doch befeuert wurde der Aufschwung dann durch die Hoffnung auf gigantische Konjunkturprogramme und Steuersenkungen durch den neuen Präsidenten.

In der Realität allerdings ist davon bisher nicht einmal im Ansatz etwas in die Wege geleitet. Und die Aussichten, dass dies noch gelingt, werden von Tag zu Tag düsterer.

Besonders sichtbar ist diese Desillusionierung am Dollar. In den Wochen nach der Wahl gab es im Dollar sowohl gegen Yen als auch Euro einen kurzen, heftigen Anstieg. Seit Anfang 2017 jedoch ist die  Trump-Hausse an den Währungsmärkten vorbei – und es geht in die andere Richtung.

Natürlich macht sich auch die Stabilisierung in Europa bemerkbar, vor allem nach der Wahl in Frankreich. Dazu kommt der geringere Zinsunterschied. Doch der wiederum ist nicht von der Situation in den USA zu trennen: Gerade weil die Vereinigten Staaten unter Trump wirtschaftlich wie politisch abdriften, werden steigende Zinsen durch die Fed immer unwahrscheinlicher.

Nun könnte der leichtere Dollar für viele US-Unternehmen durchaus ein Vorteil sein, was sich wiederum an der Börse in stabileren Kursen niederschlagen sollte. Doch die Schwäche einer Währung lässt sich auch anders interpretieren: Als Zeichen einer tiefen Verunsicherung, die durch einen Populisten wie Trump erst recht verstärkt wird.

Die Aktien-Dauerbrenner der letzten 10 Jahre

Kurzfristiger Rückgang im Dow Jones bis 21.000 Punkte ist kein Problem

Neben der ursprünglichen Hoffnung auf Trump waren die Megatrends Digitalisierung, Cloud oder Internet der Dinge in den vergangenen Monaten der Treibsatz der Hausse. Apple, Microsoft, Amazon, Facebook, Google/Alphabet sind mittlerweile die wertvollsten Börsenunternehmen der Welt geworden. Doch damit ist auch das Korrekturrisiko gewachsen.

Klassische Abwärtsformationen

Wie real es in der Technologiebranche einschlagen kann, zeigen die jüngsten, enttäuschenden Zahlen von Cisco, die an der Börse sofort mit einer Verkaufswelle quittiert wurden.

Im Dow Jones könnte es kurzfristig bis 21.000 Punkte hinabgehen, hier ist die nächste Unterstützung, die sich von den Hochspitzen im Frühjahr herleitet. Die 200-Tage-Linie, die aktuell um 20500 verläuft, dürfte ebenfalls in wenigen Wochen den Bereich um 21.000 erreichen. Im Nasdaq-100-Index läge das vergleichbare Niveau etwa zwischen 5600 und 5400 Punkten.

Auch hierzulande schleicht sich Schwäche ein. Der Dax leidet darunter, dass immer mehr seiner zentralen Werte abkippen. Die Autoaktien, ein wesentlicher Bestandteil des deutschen Aktienmarktes, haben mittelfristige Abwärtstrends eingeleitet; die Kursrisiken sind hier noch nicht ausgestanden.

BASF, Henkel, Merck, Siemens und Fresenius sind weit unter die 200-Tage-Linie gerutscht, Bayer kämpft noch darum. HeidelbergCement und die Deutsche Bank haben klassische Abwärtsformationen gebildet. Das sind klare Schwächesignale für den Gesamtmarkt.

Auf der anderen Seite gibt es immer noch stabile Aktien wie Adidas, Allianz, Post, Lufthansa, oder die Commerzbank; dazu die Wendewerte E.On, RWE und Thyssenkrupp, die ziemlich unbeeindruckt von der allgemeinen Verunsicherung  nach oben drängen.

Fazit: Die Risiken für den Dax sind gestiegen. In der nächsten Woche wird es abermals darauf ankommen, ob die Untergrenze bei 11.900 Punkten hält. Wegen der jüngsten Schwäche in Amerika sind die Chancen dafür nun geringer geworden.

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