Riedls Dax-Radar

Krise in Südamerika: Gefahr für die Aktienmärkte

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Anleger werden dünnhäutiger, Aktienmärkte anfälliger

Die Börsen in Europa werden von den Schuldenproblemen in Italien und den Risiken in den Schwellenländern in einer kippeligen Verfassung erwischt. Bisher gingen Anleger davon aus, dass sich der robuste Boom fortsetzt und die Gewinnperspektiven der Unternehmen stabil nach oben zeigen. Nun mehren sich die Schwächezeichen. In Deutschland driftete der Ifo-Index über einige Monate ab, auch wenn er sich zuletzt wieder stabilisierte. Offene Flanke ist die Außenwirtschaft. Und das trifft die großen, international ausgerichteten Dax-Konzerne.

Im Index-Verlauf spiegelt sich das wider. Im November vergangenen Jahres drang der Dax bis auf 13.470 Punkte vor, im Januar dieses Jahres kam er ein Stück weiter bis auf 13.560 Punkte. Nun aber, bei seinem jüngsten Anlauf, wurden es nur noch 13.170 Zähler – von denen er mittlerweile sogar wieder deutlich entfernt ist. Dass der Index sein altes Hoch nicht mehr erreichte, geschweige denn übertraf, ist ein klassisches Schwächesignal.

Die Einzelwerte bestätigen den verhaltenen Ausblick. Daimler sackte in den vergangenen Wochen wegen der Abgasproblematik schwer ab. Ein weiterer Rückschlag unter 60 Euro wäre nicht verwunderlich. Auf eine Wertsteigerung des Konzerns wegen einer neuen Struktur – etwa Abspaltung des Nutzfahrzeuggeschäfts – zu spekulieren, ist noch verfrüht.

Bei Henkel gingen die Kurse wegen Lieferproblemen in Amerika zurück, zudem stellte der starke Euro im ersten Quartal eine Belastung dar. Beides sollte sich in den nächsten Wochen ändern. Allerdings, im unsicheren Gesamtumfeld dürfte ein Kursanstieg Zeit brauchen. Wahrscheinlich bleibt es vorerst bei einer Schaukelpartie zwischen 102 und 108 Euro.

Die Deutsche Bank setzte bei neun Euro zu einer ersten, leichten Erholung an. Ob sich daraus die große Wende bildet, ist offen. Wer auf den Turnaround der Deutschen Bank spekuliert, sollte viel Zeit einplanen; wahrscheinlich sogar mehrere Jahre. Immerhin, die bloßen Zahlen in der Bilanz sind besser als die Stimmung gegenüber der Aktie.

Fresenius profitiert von der allgemeinen Stabilisierung der Gesundheits- und Pharmawerte und der Einstufung als Defensivpapier. Wie vor kurzem in der WirtschaftsWoche beschrieben, bleiben hohe Firmenwerte in der Bilanz ein Risiko. In den nächsten Wochen sollte sich die Aktie zwischen 60 und 70 Euro halten.

Bei Thyssenkrupp keimt Hoffnung auf, dass sich der geplante Umbau für Anleger doch noch auszahlen könnte. Sollte sich die Aktie in den nächsten Wochen zwischen 21 und 24 Euro stabilisieren, wäre danach bis Jahresende sogar ein längerer Anstieg möglich.

Einer der besten Werte im Dax ist SAP. Nach dem deutlichen Anstieg der vergangenen Monate ist am bisherigen Top um 100 Euro nun eine Verschnaufpause möglich. Optimal wäre es, wenn die Aktie dabei nicht unter das Niveau 93 bis 94 Euro rutscht.

Große Enttäuschung bei der Deutschen Post. Eine drastische Gewinnkürzung drückt die Aktie auf 30 Euro. Kurzfristig könnte es hier eine Erholung geben, danach dürfte sich der Abwärtstrend fortsetzen.

Fazit für den Dax: Die nächsten Monate werden kritisch. Seit zwei Wochen pendelt der Dax um die 200-Tage-Linie, die bei 12.750 Punkten verläuft. Die aktuelle Schwäche deutet darauf hin, dass es zunächst noch einmal einen Abwärtsschub gibt, der bis in den Bereich um 12.300 Punkte gehen könnte. Gefährlich wird es erst, wenn der Dax bis auf knapp 12.000 abrutscht.

Immerhin, von dieser neuralgischen Untergrenze ist der aktuell noch ein gutes Stück entfernt.

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