Die Aussichten für die europäische Wirtschaft trüben sich ein. Die EZB erwartet nur noch etwas mehr als ein Prozent Wachstum für dieses Jahr. Ebenfalls niedriger fallen die Inflationserwartungen aus, sie gehen deutlich unter die Wunschgröße von zwei Prozent zurück.
Die Aussicht auf die Wende hin zu steigenden Zinsen verschiebt sich damit ein weiteres Mal. Vor 2020 dürften Zinserhöhungen durch die europäische Notenbank unrealistisch sein.
An den Kapitalmärkten zeichnet sich das seit Längerem ab. Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind auf 0,06 Prozent zusammengesackt; so tief wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis sie das bisherige Tief vom August 2016 erreichen. Das lag bei fast minus 0,2 Prozent.
Dass auch der Euro wieder an Boden verliert, verwundert nicht. Schon in den vergangenen Wochen ist er daran gescheitert, die alte Ausbruchszone um 1,15 Dollar zurückzuerobern. Nun pendelt er um 1,12 Dollar. In den nächsten Wochen könnte er aufgrund der Zinsentwicklung bis auf 1,10 Dollar abdriften, mittelfristig wäre sogar ein Rückfall in Richtung 1,05 Dollar möglich. Am US-Kapitalmarkt werfen die zehnjährigen Staatsanleihen derzeit 2,64 Prozent Rendite ab. Der deutliche Unterschied, der seit Monaten 2,5 bis 2,6 Prozentpunkte beträgt, will einfach nicht kleiner werden.
Die vielfach erwartete Dollar-Schwäche dürfte damit erst einmal ins Wasser fallen. Das bekommen vor allem Gold-Anleger zu spüren: Hier wurde durch einen heftigen Preisrückgang der Aufwärtstrend der vergangenen Monate gebrochen. Gold ist seit August vergangenen Jahres von 1180 auf 1344 Dollar gestiegen. Das sind mehr als 160 Dollar in sechs Monaten. Im Zuge einer typischen Korrektur könnte der Goldpreis in den nächsten Wochen erst einmal zwischen 1260 Dollar (hier verläuft die 200-Tage-Linie) und etwas mehr als 1300 Dollar eine Schwankungsphase absolvieren.
Mögliches Korrekturziel im Bereich um 11.000 Dax-Punkte
Auch dem Dax täte eine Verschnaufpause gut. Immerhin ist er in zwei Monaten von 10.200 fast bis auf 11.700 Punkte gestiegen. Er glich damit zwar nicht die Verluste der Herbst-Baisse aus, kam aber deutlich weiter, als von den meisten Banken erwartet. Wenn er von seinem Gewinn von 1500 Zählern in typischer Weise etwa 40 Prozent abgäbe, wäre das ein Rückgang in die Zone um 11.000 Punkte. Zeitlich könnte sich das bis in die erste Aprilhälfte abspielen.
Eine solche moderate Korrektur würde gut zum fundamentalen Umfeld passen. Eine etwas schwächere Wirtschaft dämpft die Stimmung, dafür bleiben die Zinsen sehr niedrig. Eventuelle Belastungen durch einen starken Euro, wie ihn viele Unternehmen im vergangenen Jahr beklagten, sind vorerst nicht in Sicht. Wenn die Konjunktur auf moderatem Wachstumspfad bleibt (also zwischen ein und zwei Prozent Plus), werden die Unternehmensgewinne insgesamt ihr Niveau mindestens halten. Da die Gewinnprognosen Anfang des Jahres zurückgenommen wurden, ist die Gefahr neuer Enttäuschungen begrenzt.
Als besonderes Risiko wird derzeit ein möglicher Abschwung in China gesehen. In der Tat sind die chinesischen Exporte zuletzt deutlicher als erwartet zurückgegangen. Auf der anderen Seite steuert die chinesische Regierung dagegen – und deshalb sind auch chinesische Aktien seit einigen Wochen stark im Aufwärtstrend. Wenn sie an einem Tag wie heute (8. März) fünf Prozent verlieren, ist das nicht nur eine Reaktion auf schwache Wirtschaftszahlen, sondern es sind Gewinnmitnahmen nach der Hausse der vergangenen Wochen. Seit Jahresanfang hat der Shanghai Composite-Index mehr als 20 Prozent gutgemacht.