Riedls Dax-Radar

Börse setzt auf Merkel-Koalition

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Auto-Aktien sind besser als ihr Ruf

Sogar der Dax hat in den vergangenen Tagen massiv an Substanz gewonnen. Vor zwei Wochen, am 8. September, war hier davon die Rede, dass eine Herbst-Rally möglich sei. Nun, mit bisher 12.600 Punkten hat der Markt das erste, kurzfristige Ziel erreicht.

Vor allem halfen dabei die vielgescholtenen Auto-Aktien. Der Hintergrund: BMW, Daimler und Volkswagen liefern in ihrem operativen Geschäft derzeit vielfach Rekordzahlen. Natürlich sind sie in Sachen E-Auto weit hinter ihren Möglichkeiten und der strahlenden Konkurrenz von Tesla.

Dennoch wächst unter Anlegern die Hoffnung, die klassischen Autokonzerne könnten über genug technisches und finanzielles Potenzial verfügen, dass sie in den nächsten Jahren die Wende zum E-Auto hinbekommen. Schon heute sind ihre Aktien, vor allem BMW und Daimler, günstig bewertet und mit einer guten Rendite ausgestattet. Im Grunde sind sie eine langfristige Turnaround-Spekulation.

Wie schnell es hoch gehen kann, zeigt Continental. Zu Unrecht wurde die Aktie in den vergangenen Monaten mit der alten Auto-Welt in Sippenhaft genommen. Conti ist bei den neuen Techniken um autonomes Fahren und alternative Antriebe vorn dabei. Und das klassische Geschäft mit Reifen, das hochrentabel ist, wird sich durch die E-Autos eher beschleunigen. Elektromotoren haben im Gegensatz zu klassischen Verbrennern wesentlich mehr Drehmoment – und das ist ganz entscheidend für den Verschleiß von Reifen.

Kurze Korrektur möglich, dann Anlauf zu neuen Kursrekorden

Bei zwei Dritteln der Dax-Aktien verlaufen die aktuellen Kurse derzeit oberhalb der 200-Tage-Linie. Das ist keine stürmische Hausse, aber ein solider Aufwärtstrend. Die Indexkurve selbst hat sich seit Anfang September vom 200er-Durchschnitt wieder nach oben abgesetzt. Auch das ist ein klassisches Signal für eine neu angelaufene Hausse-Phase. Geht es nach typischem Muster weiter, wäre jetzt um 12.600 eine Konsolidierung möglich (die maximal bis 12.300 nach unten gehen könnte) und danach käme ein Anstieg bis etwa 13.000.

Diese stabile Verfassung signalisiert, dass die Aktienmärkte von der Bundestagswahl am Sonntag keine negativen Überraschungen erwarten. Faktisch setzen Anleger auf eine Fortsetzung der Kanzlerschaft Angela Merkels, mit welcher Koalition auch immer.

Das aber heißt im Umkehrschluss: Sollte es dennoch am Sonntag zu einer Überraschung kommen, könnte es heftige Kursreaktionen geben. Vor allem dürfte das der Fall sein, wenn die AfD deutlich stärker abschneidet, als bisher erwartet. Dann könnte sich bei Anlegern die Angst breit machen, dass internationale Investoren um Deutschland und deutsche Assets einen Bogen machen. Sollte es infolge dessen einen Rückschlag unter 12.300 geben, wäre das ein weiteres Warnsignal. Dennoch: Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass es im Dax vorerst nicht viel mehr als eine kurzfristige Reaktion gibt und danach die Fortsetzung der großen Aufwärtstendenz.

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