Riedls Dax-Radar

Der Aktienmarkt im Bann des Diesel-Crashs

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Daimler sieht kritischer aus als BMW

An der Börse vollziehen Daimler-Aktien derzeit eine ähnliche Entwicklung wie BMW: Sie laufen seit Monaten schlechter als der Gesamtmarkt, obwohl beide bisher gute fundamentale Daten aufweisen.

Das hat sich nun mit der akuten Phase des Dieseldesasters geändert: Beide Aktien haben in den vergangenen Tagen mittelfristige Verkaufssignale gegeben. BMW beim Unterschreiten der Zone 82 bis 83 Euro, Daimler beim Durchfallen des Bereichs 64 bis 66 Euro. Solche Signale sind, vor allem in Kombination mit der desaströsen Nachrichtenlage, sehr ernst zu nehmen.

Daimler wird durch den Diesel besonders nach unten gezogen. Rund 60 Prozent der Mercedes-Fahrzeuge dürften einen Selbstzünder unter der Haube haben; dazu ist die Nutzfahrzeugflotte aus schweren Lastwagen, Transportern und Bussen naturgemäß mit Diesel motorisiert. Hier steht die Entwicklung hin zu neuen Antrieben erst am Anfang.

Die Aktien-Dauerbrenner der letzten 10 Jahre

Das zeigen Bekundungen von Städten, in Zukunft nur noch elektrisch betriebene Busse zu bestellen. Oder auch Offensiven wie die der Deutschen Post, die selbst in großem Stil elektronisch betriebene Transporter baut. Und natürlich durch den Tausendsassa der E-Mobilität, Elon Musk, der als neues großes Thema elektrisch betriebene Lastwagen und Busse angeht.

Auch BMW-Fahrzeuge werden in hohem Ausmaß von Dieselmotoren angetrieben. Doch BMW hat kein breites Nutzfahrzeuggeschäft mit Diesel am Bein und zudem mit dem i3 und dem i8 schon Stromer am Laufen – wenn auch nicht so prominent und zahlreich wie ursprünglich geplant. Außerdem gibt es Spekulationen, nach denen BMW auf technischem Gebiet nicht so tief im Dieselskandal verstrickt sein könnte wie Volkswagen oder Daimler.

Wenn unbedingt Autobranche, dann allenfalls Continental

Es ist gut möglich, dass sich Autoaktien zwischendurch immer wieder einmal erholen. Insgesamt aber mehren sich die Anzeichen, dass die aktuelle Krise den Bruch mit der bisherigen jahrzehntelangen Aufwärtsentwicklung darstellt. An der Börse ist ein solcher Shift in der Einstufung nicht in ein paar Wochen oder Monaten vorbei. Die letzte Branche im Dax, die es im Kern erwischt hat, waren die Versorger. Deren Aktien sind fünf Jahre lang gesunken – und ob sie jetzt die Wende schaffen, ist reine Spekulation.

Auch Conti-Aktien leiden unter der miesen Branchenstimmung, weil das Unternehmen einer der weltweit führenden Zulieferer ist. Und es ist gut möglich, dass Anleger hierbei befürchten, dass etwa bei dem in den vergangenen Jahren ausgebauten Technologiegeschäft um Verbrennung und Abgastechnik ebenfalls Probleme wie bei anderen Herstellen entstehen könnten. Der große Konkurrent Bosch soll Teil der Absprachen der Autobranche gewesen sein.

Zugute kommt der Conti-Aktie, dass das Unternehmen durch seine drei Säulen klassisches Reifengeschäft, Autotechnik und neue Mobilität für die Branche in einer sehr starken Position ist. Letztlich dürfte Continental zu den Gewinnern um die großen Trends autonome Mobilität und Digitalisierung im Verkehr zählen. Früher oder später sollte das auch der Aktie wieder auf die Beine helfen. In den nächsten Wochen wäre es gut, wenn der Conti-Kurs nicht unter die Bandbreite 180 bis 190 Euro rutscht.

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