Riedls Dax-Radar
Als direkte Folge des amerikanischen Zinsvorsprungs hat der Euro eine Korrektur eingeleitet. Für den Dax kommt die jüngste Euro-Schwäche wie gerufen. Quelle: REUTERS

Dax-Schwergewichte mit neuem Kurspotenzial

Die wichtige Untergrenze bei 12.300 Punkte wurde verteidigt, Nullzins und Euro-Schwäche bieten Rückhalt. In seiner zweiten Erholungsphase könnte der Dax bis fast auf 13.000 Punkte klettern.

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Eine Zinserhöhung gab es von der EZB bei ihrer jüngsten Sitzung natürlich nicht, dafür deutliche Warnungen davor, dass sich die Konjunktur abschwächen könnte, auch als Folge eines Handelskonflikts. Den Hinweis auf eine mögliche Ausweitung der Anleihekäufe wiederholte Mario Draghi nicht mehr. Insgesamt deutet alles darauf hin, dass die EZB an ihrer sehr lockeren Geldpolitik festhält und es auf absehbare Zeit nicht zu Straffungsmaßnahmen kommt. Der Kapitalmarkt reagiert prompt: Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen ist bis jetzt, Freitag (27. April) vormittags, auf 0,57 Prozent zurückgegangen. Anfang der Woche waren es noch 0,63 Prozent.

Für die Anlagemärkte ist diese Entwicklung umso bemerkenswerter, da sich jenseits des Atlantiks gerade die andere Richtung durchsetzt: Amerikanische Staatsanleihen rentieren mittlerweile wieder mit drei Prozent. Der Unterschied zwischen US-Zins und Zins in der EU beträgt damit etwa 2,4 Prozentpunkte. Wie extrem das ist, zeigt ein Vergleich mit der Zinsspitze Ende 2013: Bunds brachten damals knapp zwei Prozent, US-Bonds drei Prozent, also eine Differenz von etwa 1,0 Prozentpunkten.

Als direkte Folge des amerikanischen Zinsvorsprungs hat der Euro eine Korrektur eingeleitet. Der seit einem Jahr bestehende Aufwärtstrend gegenüber dem Dollar ist gebrochen, das nächste Ziel liegt im Bereich um 1,20 Dollar. Hier verläuft die 200-Tage-Linie und das Top-Niveau vom vergangenen Herbst.

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Erst einmal könnte es nun im weiten Bereich zwischen 1,16 und 1,25 Dollar eine längere Schwankungsphase geben. Doch völlig abschreiben sollten Anleger den Euro nicht. Die US-Wirtschaft ist keineswegs so robust, dass der Dollar nach oben durchstartet. Und in Europa wächst sofort wieder die Zuversicht, dass ein rückläufiger Euro das internationale Geschäft der Unternehmen beflügelt.

Die Angst vor einem Handelskrieg rückt in den Hintergrund

Für den Dax kommt die jüngste Euro-Schwäche wie gerufen. Nahezu in jedem aktuellen Quartalsbericht - von SAP über Linde bis Continental - klagen die Unternehmen über den Anstieg des Euro. Die Hoffnung, hier wieder weniger Gegenwind zu bekommen, hilft dem Aktienmarkt hierzulande genauso wie die Aussicht auf weiterhin sehr niedrige Zinsen.

Da rückt sogar die Angst vor einem Handelskrieg in den Hintergrund. Bisher halten sich die Folgen für den Gesamtmarkt in Grenzen. Zwar trifft es einzelne Unternehmen mit starkem Russlandgeschäft, außerhalb des Dax etwa die Metro. Insgesamt aber überwiegt die Hoffnung, dass es unterm Strich nicht zu einem Ende der Aufwärtsentwicklung der führenden Volkswirtschaften USA und China kommt. Russland hat in diesem Vergleich mittlerweile deutlich an Gewicht verloren.

Mit dem Rückhalt der Währungs- und Zinsseite sollte der Dax nun den zweiten Teil seiner Erholung schaffen. Kurzfristig hat der Dax das Niveau um 12.300 ziemlich genau verteidigt, das nächste Ziel ist nun die 200-Tage-Linie um 12.660. Danach könnte es, im statistisch guten Monat Mai, dann bis in Richtung 12.900 gehen.

Rückhalt kommt von den US-Märkten. Der Dow Jones hat, wenn auch bisher nur knapp, den Abwärtstrend der vergangenen drei Monate gebrochen. Der Markt der Technologieaktien ist noch nicht soweit, doch auch hier wurden wichtige Unterstützungen der vergangenen Monate erfolgreich verteidigt. Die führenden Aktien, die den großen Trend tragen, sind überwiegend in guter Verfassung: An der Spitze Microsoft, Amazon und Intel. Apple ist zwar mittelfristig etwas müde geworden, doch kurzfristig hat sich Nachholbedarf aufgebaut.

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