
Die Zahlensaison der Unternehmen läuft, und das meiste liegt bisher im Rahmen der Erwartungen. Dass VW etwas schwächer ist, war nach dem vorangegangenen Streit in der Führungsetage zu erwarten. BMW konnte wegen China auch nicht ganz an das bisherige Tempo anschließen, dafür legte Daimler noch einmal nach.
BASF ist gemischt. Auch das ist kein Wunder, da der niedrige Ölpreis zum einen die Zahlen der Öltochter belastet, zum anderen das Geschäft mit Basischemikalien entlastet. Auch der Ausblick von BASF ist wieder einmal nur moderat - optimistisch waren die Ludwigshafener noch nie. Zu gute kommt den Dax-Unternehmen, dass die als Basis dienenden Vergleichszahlen des zweiten Quartals 2014 im Durchschnitt eher schwach waren.
Für 2015 insgesamt sieht es nach dem schon guten ersten Quartal so aus, als ob der im Durchschnitt erwartete zweistellige Ertragszuwachs realistisch ist. Ob es am Ende auf den Index umgerechnet wirklich 800 Euro Nettogewinn werden, bleibt abzuwarten. Bisher aber stimmt der Fahrplan.





Mit 800 Euro Unternehmensgewinn hätte der Dax eine gut 14fache Bewertung. Das ist kein Dumping mehr, aber angesichts der außergewöhnlich niedrigen Zinsen auch kein Überschwang. Bezieht man dazu noch die verbreitete Skepsis unter Anlegern ein (das Thema „Crash an den Wertpapiermärkten“ wurde in den vergangenen Monaten viel häufiger diskutiert als etwa 2007, im Vorfeld der Finanzkrise), so kann man den Aktienmärkten eine gesunde Verfassung zugestehen. Und die Aussicht, dass die wichtigsten Fundamentals weiter mitspielen, ist nicht schlecht.
Billiges Öl stützt Konjunktur und Kurse
So ist derzeit etwa die politische Entspannung im Verhältnis zum Iran für die Aktien- und Anleihemärkte ein großer Vorteil. Für viele westliche Unternehmen ist die Aussicht auf große Aufträge realistisch. Zudem wäre es aus geopolitischen Gründen ein Fortschritt, wenn sich im Gegensatz zur Kriegsregion in Syrien, den Turbulenzen in der Ukraine und den Spannungen im Nahen Osten und Arabien nun wieder das große Zentralland Iran stabilisiert.
Top-Dividendenzahler Dax 2015
Ausschüttungssumme: 2.294 Mio. Euro
Dividende 2015: 4,86 Euro
Dividende 2014: 4,06 Euro
Veränderung zum Vorjahr: +19,7 %
(Die Dividendensumme bezieht sich auf Stamm- und Vorzugsaktien, übrige Angaben auf die höher segmentierte Aktiengattung)
Quelle: DWS
Ausschüttungssumme: 2.571 Mio. Euro
Dividende 2015: 2,80 Euro
Dividende 2014: 2,70 Euro
Veränderung zum Vorjahr: +3,7 %
Quelle: DWS
Ausschüttungssumme: 2.621 Mio. Euro
Dividende 2015: 2,45 Euro
Dividende 2014: 2,25 Euro
Veränderung zum Vorjahr: +8,9 %
Quelle: DWS
Ausschüttungssumme: 2.907 Mio. Euro
Dividende 2015: 3,30 Euro
Dividende 2014: 3,00 Euro
Veränderung zum Vorjahr: +10,0 %
Quelle: DWS
Ausschüttungssumme: 3,131 Mio. Euro
Dividende 2015: 6,85 Euro
Dividende 2014: 5,30 Euro
Veränderung zum Vorjahr: +29,2 %
Quelle: DWS
Direkt wirkt sich das heute schon an den Märkten aus, weil Iran die viertgrößten Ölreserven der Welt hat. Natürlich ist die Förderung in den vergangenen Jahren schwer zurückgegangen. Und es dürfte entsprechend dauern, bis der Iran wieder an die alte Produktion anschließt. In einem ersten Schub kommt wahrscheinlich zunächst das Öl auf den Markt, das in zahlreichen Tankern zwischengelagert wurde. Allein der Verkauf dieser Bestände könnte sich über mehrere Monate hinziehen und auf dem Ölmarkt zu einem weiteren Angebotsüberhang führen. Ab 2016 dürfte sich dann die wieder steigende Förderung im Iran bemerkbar machen.
Dabei besteht auf dem Ölmarkt ohnehin ein Überangebot, etwa 2,5 Millionen Fass in der täglichen Förderung. Verantwortlich dafür ist vor allem die Rekordförderung des größten Öllands, Saudi Arabien. Die Förderung aus amerikanischem Schiefergestein hat durch den Ölpreisrückgang zwar einen Dämpfer bekommen, versiegt sind die Quellen in der Prärie aber noch lange nicht. Mit Blick auf den Finanzbedarf Russlands ist damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren weiterhin reichlich russisches Öl auf den Markt kommt.
Öl der Sorte Brent wird sich sehr schwer tun, über das bisherige Mai-Top von 68 Dollar zu kommen. Eher möglich erscheinen Schwankungen zwischen 45 und 65 Dollar. Mit solchen Preisen könnten die großen Produzenten durchaus leben; am besten wohl die Saudis, weniger bequem die US-Schieferschürfer.
Für westliche Unternehmen bleibt günstige Energie eine wesentliche Triebkraft für den Aufschwung. Denn wenn Öl günstig ist, dann ist auch Gas nicht teuer – und Strom auch nicht.