Riedls Dax-Radar
Quelle: Getty Images

Der Dax läuft – und diese Aktien sind im Kommen

Mehr Klarheit in Sachen Brexit, neue Hoffnungen im Handelsstreit zwischen China und den USA und eine auf absehbare Zeit großzügige Geldpolitik beflügeln den Dax. Nächstes Ziel ist das bisherige Top um 13.600 Punkte.

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Mit einem Kursfeuerwerk quittierte der Dax, dass es bei den beiden politischen Hauptproblemen mehr Transparenz gibt: Der Brexit sollte nach dem Wahlsieg von Boris Johnson mit Beschleunigung ablaufen; im Zollstreit zwischen den USA und China gibt es neue Verständigungen. Zwar sind ist sowohl bei der Neuordnung des Verhältnisses zwischen Briten und der EU als auch im Handelsstreit noch Abstimmungen und Kleinarbeit notwendig. Doch für die Börse zählt die Grundrichtung, und die ist klarer geworden.

Auch die Geldpolitik passt den Märkten. Die neue EZB-Chefin Christine Lagarde hat in ihrer ersten Sitzung zwar kaum Details von sich gegeben. Dennoch ist absehbar, dass die EZB weiter an ihrer sehr großzügigen Geldpolitik festhält. Die Teuerung bleibt unter dem Wunschziel von zwei Prozent, das Wirtschaftswachstum ist sehr moderat, die Konjunktur fragil. Eine Straffung der Geldpolitik ist auf absehbare Zeit kein Thema.

Im Gegensatz zu seiner europäischen Kollegin muss Jerome Powell zum wirtschaftlichen Umfeld noch die Unberechenbarkeit seines Präsidenten ins Kalkül einbeziehen. Dem Fed-Chef gelingt das nicht einmal schlecht. So hat er zuletzt zwar wie erwartet die Zinsen nicht weiter gesenkt, verbal aber eine längere Phase niedriger Zinsen vorbereitet und Erhöhungen auf die lange Bank geschoben. Damit hat er zum einen Trumps Forderung nach niedrigeren Zinsen nicht nachgegeben, andererseits dem Markt die Angst vor höheren Zinsen genommen – und sich selbst alle Optionen offen gehalten, in den nächsten Monaten bei einer Veränderung der wirtschaftlichen Lage die Geldpolitik neu zu justieren.

Die spannendsten Aktien der Woche

Der generöse Rahmen der monetären Versorgung kommt an den Märkten gut an. Nasdaq und S&P haben die kurze Korrektur, die im November begann, abgehakt und sind auf neue Allzeithochs vorgedrungen. Bei den Technologiewerten hat sich die robuste Marktverfassung seit einigen Wochen durch den starken Verlauf wichtiger Frühindikatoren wie dem Philadelphia Semiconductor Index angedeutet. Chips sind der zentrale Rohstoff, der bei zahlreichen Zukunftsthemen im Mittelpunkt steht: von der E-Mobilität bis zur Digitalisierung, von künstlicher Intelligenz bis zum Internet der Dinge. Die starke Verfassung der großen Technologieaktien ist ein wichtiger Indikator, der für eine Fortsetzung der weltweiten Aktienhausse spricht.

Infineon bricht aus, SAP vor neuen Rekorden, Kursverdopplung bei Volkswagen

Im Dax zählen die Technologiewerte Infineon und SAP derzeit zu den Favoriten. Infineon-Aktien haben den Abwärtstrend der vergangenen Monate überwunden und steuern als nächstes Ziel die Marke von 25 Euro an. Obwohl Chips für Fahrzeuge ein Schwerpunkt von Infineon sind, ist das Unternehmen nicht nur als Autozulieferer unterwegs. Durch die Übernahmepolitik der vergangenen Jahre hat sich Infineon in mehreren wichtigen Branchen verstärkt. SAP notiert mit Kursen um 124 Euro an ihrem Allzeithoch. Nachdem die Aktie in den vergangenen drei Wochen eine klassische Korrektur absolviert hat, ist sie reif für neue Höchstkurse.

Gut im Kommen sind die Fahrzeugwerte Volkswagen und BMW. Bei VW honorieren die Anleger die konsequente Ausrichtung auf Elektromobilität in Verbindung mit einem starken klassischen Geschäft. VW-Aktien sind ein typisches Beispiel für den Erfolg antizyklischen Investierens. Seit Herbst 2015, kurz nachdem der Abgasskandal publik wurde, hat sich die Aktie glatt verdoppelt.

Soweit ist BMW noch nicht. Dennoch ist es für Anleger wenig sinnvoll, um die Motorenwerke einen Bogen zu machen, nur weil BMW in der Elektromobilität einen anderen Kurs fährt als VW. Auch BMW ist im klassischen Geschäft stark, hat eine solide Bilanz und genug finanzielle Reserven und technische Möglichkeiten für die Wende in der Autoindustrie. Den Abwärtstrend der vergangenen zwei Jahre hat die Aktie übersprungen, mittelfristig ist ein Anstieg auf 80 bis 90 Euro realistisch.

Zäh verläuft die Entwicklung bei Henkel. Dass es nach den mageren Ergebnissen vom November jetzt eine Gewinnwarnung gibt, wirft kein gutes Licht auf die Düsseldorfer. Hintergrund dürfte der anstehende Wechsel an der Konzernspitze sein. So gesehen ist es für den Neustart sogar besser, dass der bisherige Chef noch einmal weitere Lasten auf seine Schultern nimmt, damit der neue dann ab Januar mit weniger Gewicht starten kann. Henkel-Aktien dürften mehrere Monate benötigen, bis sie zwischen 85 und 97 Euro einen tragfähigen Boden bilden. Die Erwartungen an das Branchenumfeld in der Chemiekonjunktur sind alles andere als rosig. Damit sollte es bei Vorlage der Jahreszahlen im Frühjahr nicht gleich wieder eine Enttäuschung geben.

Fazit für den Dax: Entspannung im Handelsstreit, mehr Klarheit in Sachen Brexit, ein weiterhin großzügiger Rahmen der Geldpolitik und starke, vor allem technologisch getriebene Trends halten die Aktienhausse am Laufen. Substanziell neue Nachrichten sind bis Anfang Januar kaum zu erwarten. Da der Dax von der ersten Novemberwoche bis zur ersten Dezemberwoche schon eine Korrektur hinter sich gebracht hat, könnte er nun sogar mit einer mehrwöchigen Dynamik ins neue Jahr starten.

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