Riedls Dax-Radar

Showdown um Inflation und steigende Zinsen

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Deutsche Bank mit Fortschritten, BASF und Covestro mit gutem Lauf

Der Aktie der Deutschen Bank gelang zuletzt wieder der Sprung über die Marke von zehn Euro. Schon einmal im Februar vergangenen Jahres ist die Aktie soweit vorgedrungen, dann machte der Coronacrash die Erholung zunichte. Überteuert ist die Aktie sicherlich nicht. Bei 1,3 Billionen Euro Bilanzsumme bringt sie nur 22 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die Waage. Vergleichbare europäische Großbanken kommen auf wesentlich höhere Werte an der Börse. Natürlich verdienen die auch operativ mehr als die Deutsche Bank. Doch je weiter die Deutsche bei ihrer Gesundung vorankommt, desto kleiner dürfte der Abschlag werden, mit dem die Aktie im Vergleich zur Konkurrenz an der Börse gehandelt wird. Ein deutlicher Anstieg über 10 Euro hinaus wäre dafür ein wichtiges Kaufsignal. 

Zu den Aktien, die seit November einen guten Lauf haben, gehört BASF. Dass die Ludwigshafener ihre viel beachtete Dividende trotz eines Nettoverlusts von einer Milliarde Euro mit 3,30 Euro je Anteil stabil halten, kommt vor allem bei langfristigen Anlegern gut an. Grund ist die deutliche Erholung des operativen Geschäfts, die sich seit einigen Wochen bemerkbar macht und die 2021 wieder zu einem Anstieg bei Umsatz und Gewinn führen sollte. Zudem dürften die hohen Abschreibungen in der Chemiesparte und bei der Öl- und Gasbeteiligung Wintershall in einem günstigeren Wirtschaftsumfeld nicht noch einmal in dieser Höhe auftreten. BASF-Aktien sollten sich erst einmal in der Bandbreite ihrer mittelfristigen Schwankungen halten, die zwischen 58 und 72 Euro liegen. Ein schneller Anstieg über 72 Euro ist angesichts der verhaltenen Aussichten wenig wahrscheinlich. 

Kräftig gestiegen sind in den vergangenen Monaten Covestro-Aktien. Die Geschäftsaussichten haben spürbar aufgehellt. Um 16 Prozent stiegen in den vergangenen Monaten die Preise für Schaumstoffvorprodukte. Die verkauften Mengen legten um drei Prozent zu. In diesen beiden Zahlen zu den Kernprodukten von Covestro, mit denen der ehemalige Bayer-Ableger fast die Hälfte seines Umsatzes erzielt, liegt die Chance eines deutlichen Gewinnanstiegs. 

Auch in der zweiten Sparte Hochleistungskunststoffe ziehen die Bestellungen an dank der Erholung in der Autoindustrie und robuster Elektronikmärkte. Vor allem der Smartphonemarkt und die Einführung des neuen, schnellen Mobilfunkstandards 5G erweist sich als Triebkraft. Dazu kommen zunehmend neue Einsatzmöglichkeiten für Hochleistungskunststoffe im Bereich E-Mobilität. 

Covestro erlebt nicht nur einen geschäftlichen Aufschwung, dazu kommt auch eine strategische Verlagerung in Richtung grüne Energie, Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit. Das sichert bisheriges und neues Geschäft und kommt zugleich bei Investoren gut an. Dabei wirkt sich der letztjährige Zukauf bei nachhaltigen Kunstharzen genauso positiv aus wie Meldungen, nach denen Covestro Kohlendioxid für Matratzen- oder Sitzschaumstoffe einsetzt. 

Insgesamt ließe der Mix aus starker Marktstellung, organischem Comeback und grünem Touch durchaus eine Bewertung bis zum 20fachen der erwarteten Gewinne zu, also Aktienkurse von 70 bis 75 Euro. An schwachen Tagen sind Nachkäufe möglich, etwa auf dem Niveau der bisherigen Kursspitzen zwischen 50 und 55 Euro.

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Fazit für den Dax: Trotz vielfacher Belastungen und angespannter Stimmung hält sich der Dax bisher über der wichtigen Unterstützungszone zwischen 13.300 bis 13.500 Punkten. Zudem ist er weit oberhalb der 200-Tagelinie, die derzeit bei knapp 13.000 Punkten verläuft und stabil nach oben zieht. Aktuell ist damit der Aufwärtstrend im Dax immer noch intakt. Allerdings, sollte sich die Situation am Zinsmarkt weiter zuspitzen und die Renditen für zehnjährige US-Staatsanleihen deutlich über 1,5 Prozent hochziehen, könnte der Aufschwung im Dax kippen. 

Mehr zum Thema: Investoren vertrauen darauf, dass billiges Geld der Notenbanken weiter die Kurse treibt. Doch viele Indikatoren zeigen: Das geht nicht mehr lange gut, die Börse ist überhitzt.

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