
Ob man den Dow Jones nun als altmodisch abtut, weil er nur ein "Durchschnitt" ist und kein hochkomplexer Index - ein neues Hoch hat er jedenfalls gemacht. Im Verlauf kam er am Dienstag bis 14.286 Punkte, am Ende waren es noch 14.254. Das liegt deutlich über der bisherigen Spitze von 14.167 aus dem Jahr 2007. So gesehen hat der Dow Jones die Finanzkrise abgehakt.
Könnte das ein Fehlsignal werden, eine Bullenfalle für naive Optimisten? Ausgeschlossen ist das nie. Aber es gibt derzeit eindeutig mehr Hinweise für eine zügige Fortsetzung der Hausse als für einen Abbruch.





Am wichtigsten ist die weiterhin solide Entwicklung der amerikanischen Wirtschaft. "Solide" bezieht sich hier nicht auf den Schuldenstand des Staates, sondern auf die geschäftlichen Aussichten der Unternehmen. Und die sind insgesamt keineswegs schlecht, die leichte Aufwärtstendenz dürfte sich nach den vorgelegten Berichten und den darin gegebenen Aussichten fortsetzen.
Die Marktbreite stimmt ebenfalls. Beide wichtigen Teilindizes sind stabil. Die Transportaktien und die Versorger, beide mit mittelfristigen Kaufsignalen.
Von den 30 Dow-Werten notieren 24 über der 200-Tage-Linie. Das sind 80 Prozent, ein klassisches Zeichen für einen stabilen Aufschwung. Und wenn man die Aktien anschaut, die unterhalb notieren (darunter Coke, Microsoft und Intel), muss man sich um diese Werte keine großen Sorgen machen. Der Nasdaq-Index sieht ebenfalls gut aus, der S&P hat noch kein neues Hoch geschafft, dürfte aber in den nächsten Tagen und Wochen nachziehen.
Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln
Gegen die größer werdenden Unwägbarkeiten sollte man sich zuallererst mit einer Strategie wappnen: Wer an kräftiges Wachstum in Deutschland glaubt, an einen anhaltenden Boom der Schwellenländer und hohen privaten Konsum, kann weiter am Aktienmarkt investieren. Wer skeptisch ist, sollte seine Bestände hingegen nicht aufstocken.
Eng verbunden mit der ersten Regel: Immer wieder kommt es vor, dass sich Dinge anders entwickeln, als man erwartet hat. Es ist wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und nicht jeder Entwicklung hinterherzulaufen. Eine solche Reaktion zeugt nicht von einem geringen Vertrauen in die eigene Strategie. Es kostet meist auch Geld, weil die Masse schon vorher diese Richtung eingeschlagen und das Gros an Rendite eingefahren hat.
Groß oder klein, spekulativ oder konservativ, liquide oder illiquide, dividendenstark oder dividendenschwach, Substanz oder Wachstum: Bei Aktien ist die Auswahl riesig. Der richtige Mix aus spekulativen und konservativen Titeln hilft, Schwankungen zwischen guten und schlechten Zeiten auszugleichen. Nicht zu unterschätzen sind starke Dividendenzahler, die Jahr für Jahr den Grundstock für eine solide Rendite legen.
Keine Frage, die Börsen haben in den vergangenen zehn Jahren stärker geschwankt als in allen Dekaden zuvor. Das wird so bleiben, mit wachsendem Computerhandel sogar noch zunehmen. Wer sein Risiko minimieren will, baut Barrieren ein – sogenannte Stopps. Gerne werden Stopps bei 20 Prozent über und unterhalb des aktuellen Kurses gewählt. Dann wird automatisch verkauft, wenn diese Grenzen erreicht sind. Kommt eine Phase überraschend steigender Kurse mit anhaltendem Aufwärtstrend, lässt sich die Barriere leicht nach oben verschieben. Wichtig ist dann, auch die Barriere am unteren Ende nachzuziehen.
Wichtig in Phasen überraschender Kurssteigerungen oder -stürze ist es, das Verhalten der Masse zu beobachten. Ist es noch nachvollziehbar oder völlig irrational? Häufig ist es irrational. Dann hilft meist die zweite Regel: Widerstandskraft zeigen. Nach einigen Monaten kehrt die Rationalität von ganz allein zurück. Der Kurssturz aus dem vergangenen Jahr und die jüngste Entwicklung beweisen das gerade wieder.
Sind Aktien wie seit Jahresbeginn schon um 30, 40 oder gar 50 Prozent gestiegen, dann sind Anschlussgewinne in der Regel nur noch schwer zu erzielen. Phrasenverdächtig ist zwar die alte Weisheit: „An Gewinnmitnahmen ist noch niemand zugrunde gegangen.“ Richtig ist sie trotzdem.
Firmenchefs haben einen gewaltigen Vorteil gegenüber normalen Aktionären. Sie wissen weit mehr als jeder Analyst oder Kommentator, wie es in ihrem Unternehmen aussieht. Insider nennt man sie deshalb. Sie melden ihre Orders innerhalb von fünf Handelstagen an die Börsenaufsicht Bafin. Das Handelsblatt veröffentlicht alle zwei Wochen das sogenannte Insider-Barometer, das aus der Summe aller Kauf- und Verkaufsorders Schlüsse für den weiteren Verlauf in Dax & Co. zieht. Jüngste Tendenz: Vorstände und Aufsichtsräte verkaufen mehr als sie kaufen. Vorsicht also!
Terroranschläge und Naturkatastrophen kommen unerwartet. Politische Konflikte wie aktuell zwischen Israel und dem Iran schwelen meist länger. Entscheidende Wahlen wie jüngst in Russland und in diesem Jahr noch in Frankreich und den USA sind vorhersehbar und haben immer Einfluss auf die Börse. Dabei gilt generell: Wahljahre sind gute Börsenjahre.
Mit Optionsscheinen oder Bonus-Zertifikaten lässt sich zwar aus einem Aufwärtstrend ein noch größerer Profit schlagen. Dies sind jedoch in der Regel Wetten ohne realen Hintergrund. Aktien sind reale Werte.
Vor allem Aktien einzelner Branchen unterliegen immer wieder gewissen Moden. Doch die wechseln wie im realen Leben, und manchmal geht das schneller, als man denkt. Das bekommt gerade die einst angesehene Solarenergie-Branche bitter zu spüren.
Reihenweise Kaufsignale in Europa
Es sind nicht die US-Aktien allein, die sich verbessert haben. Vor allem in Europa haben sich die führenden Indizes stabilisiert und geben zum Teil deutliche Kaufsignale.
- Der Euro Stoxx 50 hat die entscheidende Zone um 2.600 Punkten nach einem Ausrutscher (Bärenfalle!) verteidigt und nach oben gedreht;
- Der Stoxx 600, in dem die britischen und Schweizer Aktien ebenfalls drinstecken, hat ein neues mittelfristiges Hoch ausgebildet;
- Der französische CAC 40 hat die wichtiger Untergrenze bei 3.600 verteidigt und ist nach oben abgeprallt; die verträgliche Entwicklung des CAC ist besonders wichtig, da sie Hoffnung macht für das große Fast-Krisenland Frankreich;
- Der spanische Ibex hängt zwar noch weit hinterher, hat sich aber ebenfalls stabilisiert und damit eine Basis für die nächsten Wochen geschaffen;
- Der Schweizer SMI ist nicht zu bremsen; es hilft der Rückgang des Franken, der etwa gegenüber dem Dollar im Februar massiv verloren hat; Aktien wie Roche und Nestlé, obwohl keineswegs mehr billig, gehören weiter zu den Favoriten der nächsten Wochen;
- Noch ein Krisenland: Großbritanniens FTSE zieht ebenso davon, Ratingagenturen hin oder her;
- Und dann der Nikkei: Trotz mittlerweile fortgeschrittener Bewertung, das KGV 2013 geht fast an die 20, ist die Rally nicht am Ende; dafür sorgt besonders die neue, expansive Notenbankpolitik;
- Eine Pause dürften die chinesischen Inlandsmärkte einlegen; Dank sieben bis acht Prozent absehbarem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr sollten sich auch die Kurse wieder stabilisieren;