Riedls Dax-Radar
Autos, Chips und Kupfer für höhere Kurse Quelle: dpa

Die Industrieaktien kommen wieder

Nach dem starken Anstieg der vergangenen Wochen hat der Dax Spielraum für kleinere Korrekturen. Die entscheidende Stütze dürfte die bald anziehende Konjunktur werden. Im Fokus stehen Auto- und Chemieaktien, der Kupferpreis macht Hoffnung.

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Im Dax zeichnet sich eine Entwicklung ab, die für die nächsten Monate wichtig werden dürfte: Die Industrieaktien kommen wieder. Im Gegenzug sind die Defensiven weit gelaufen und könnten erst einmal auf der Stelle treten.

Eine Schlüsselstellung haben die Fahrzeugaktien. Dass sich Daimler erholt, zeichnet sich schon seit Wochen ab. Auch bei VW setzt nun eine Stabilisierung ein, Continental ist schon deutlich vorangekommen, nur BMW hängt noch hinterher. Doch auch hier sieht es so aus, als ob die neuen Tiefs seit Jahresbeginn nicht mehr angelaufen werden. Das wäre ein klassischer Vorbote einer Wende.

Drei Krisen kamen bei den Fahrzeugaktien zusammen, von ihnen wurden die Kurse im vergangenen Jahr schwer gedrückt: Die Abgasproblematik, der strukturelle Wandel hin zur neuen Mobilität und die konjunkturelle Eintrübung.

Die Abgasproblematik, wenn nicht noch ganz schlimme, neue Skandale ans Licht kommen, ist an der Börse abgehakt. Der Wandel zur neuen Mobilität ist gerade im Gange – das zeigt sich besonders an VW, die unter den großen Drei hier die Führung übernommen haben. Für die konjunkturelle Entwicklung ist es ein gutes Zeichen, dass die zuletzt schwachen Verkaufszahlen in China und den USA keine roten Spuren mehr in den Kursen hinterlassen haben. Selbst chinesische Fahrzeugaktien (Great Wall Motor, Geely, BYD), die es 2018 ebenfalls schwer erwischt hat, drehen wieder nach oben.

Chemiebranche vor Erholung

Die zweite klassische Konjunkturbranche ist die Chemie. Noch zu Jahresanfang sah die Entwicklung von BASF trübe aus. Nun ist die Aktie wieder bis an ihren zuletzt gebrochenen mittelfristigen Abwärtstrend geklettert. Angesichts der noch wackligen Meldungen von der Konjunkturseite ist das ein wichtiges, positives Signal.

Bei Covestro war der Ausverkauf besonders schwer. Auch hier haben die Kurse nach höheren Verkaufspreisen für wichtige Vorprodukte wieder Tritt gefasst. Selbst wenn die operativen Gewinne in diesem Jahr mager ausfallen, ist Covestro günstig bewertet.

HeidelbergCement ist zuletzt nach oben durchgestürmt. Die heimische Baubranche brummt, das ist nicht neu. Doch HeidelbergCement ist weltweit aktiv. Hier wird es besonders darauf ankommen, ob sich der US-Markt und spezielle Märkte wie Indonesien, auf denen die Heidelberger stark vertreten sind, wieder erholen. Auch dafür mehren sich die Anzeichen. Nachdem die Aktie zwischen 50 und 60 Euro die Wende geschafft hat, könnte es demnächst in Richtung 80 Euro gehen.

Die spannendsten Aktien der Woche

Comeback für Siemens und die Halbleiterbranche?

Siemens, die deutsche Industrieaktie schlechthin, hat lange unter dem schwachen Kraftwerksgeschäft gelitten. Am 8. Mai werden die Zahlen zum zweiten Quartal veröffentlicht. Hier wird es weniger darauf ankommen, wie stark das Geschäft von Januar bis März gelitten hat, sondern welche Anzeichen Siemens für eine Erholung in den nächsten Monaten liefern kann. Die für Siemens-Verhältnisse günstige Bewertung und die ansehnliche Dividende dürften helfen, dass die Aktie das wichtige Niveau um 100 Euro verteidigen kann.

Spannend wird es bei Infineon. Hier scheiden sich die Geister: Einerseits hat der Chip-Konzern vor kurzem seine Prognose gesenkt. Andererseits gibt es mehrere große Trends, von denen die Halbleiterindustrie profitiert: Vom Wandel zur neuen Mobilität bis zum Ausbau des 5G-Netzes, für das neue Hochleistungsbausteine gebraucht werden.

Dr. Copper sagt: Die Konjunktur kommt wieder

Von der globalen Chipbranche kommen positive Signale. Bei Intel, der Nummer eins, deutet sich für den weiteren Jahresverlauf ein stabiler Geschäftsverlauf an. Der Branchenindex Philadelphia Semiconductor ist gerade dabei, in neue Höhen vorzustoßen.

Entscheidend wird die Entwicklung in China, der weltgrößte Abnehmer von Halbleitern. Hier dominierte in den vergangenen Monaten das düstere Szenario vom schweren Rückgang der chinesischen Wirtschaft – was sich wieder einmal als zu pessimistisch erweisen könnte. Der langfristige Aufschwung der chinesischen Wirtschaft hat einen anderen Charakter als die zyklischen Schwankungen, die sich in westlichen Industrieländern abspielen.

Neben den Industrieaktien und den Halbleitern gibt es ein drittes Signal, das für eine stärkere Konjunktur in den nächsten Monaten spricht: Der Kupferpreis. Kupfer ist das zentrale Metall, das in zahlreichen Branchen gebraucht wird: von Bau und Anlagen über Elektronik bis zu High-Tech.

Im vergangenen Sommer hat der Einbruch des Kupferpreises die danach folgende Konjunktureintrübung geradezu klassisch vorweggenommen. Von August 2018 bis Februar 2019 folgte am Kupfermarkt eine Schwankungsphase. Sie war der Hinweis auf die zähe konjunkturelle Entwicklung, in der die meisten Volkswirtschaften derzeit immer noch stecken. Ende Februar gelang mit dem Anstieg über 6400 Dollar der Ausbruch aus dieser Schiebezone. Das wäre das Signal für eine konjunkturelle Erholung im zweiten Halbjahr.

Fazit für den Dax: Mit dem Anstieg bis auf 12.000 Punkte hat der Dax den mittelfristigen Abwärtstrend und mehrere Durchschnittslinien nach oben durchbrochen. Das sind wichtige Kaufsignale. Dank der hohen Kursgewinne der vergangenen Wochen hat der Dax nun auch reichlich Spielraum für Korrekturen, ohne damit sein positives Gesamtszenario zu kippen. Kurzfristig könnte es immer noch zu einem Rücksetzer in den Bereich 11.700 Punkte kommen, hier verläuft die 200-Tage-Linie.

Und die wird in den nächsten Wochen sehr wahrscheinlich nach oben drehen. Die 100er-Linie hat das im März schon gemacht. Noch im Frühjahr könnte die 100er-Linie dann die 200er von unten nach oben schneiden – das wäre ein starkes, klassisches Kaufsignal. Im Mai vergangenen Jahres kam es letztmals zum gleichen Signaltyp, nur in der Gegenrichtung. Damals folgten dem Verkaufssignal sechs Monate schwere Kursverluste.  

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