Riedls Dax-Radar

Hochspannung am US-Markt, gefährliche Schwäche im Dax

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Die Schwergewichte im Dax sind angeschlagen

Das fundamentale Umfeld würde zu einem solchen zweiten Rückschlag passen. Der Ifo-Index signalisiert, dass der große Optimismus vom Jahresanfang verfliegt. Noch immer ist die Konjunktur hierzulande robust, doch die Unsicherheiten mit Blick auf die nächsten Monate nehmen zu. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Unternehmen in der anstehenden Saison der Geschäftsberichte und Hauptversammlungen vermehrt auf Risiken hinweisen: auf den relativ hohen Euro, einen drohenden Handelskrieg mit den USA, anziehende Zinsen.

Diese Unsicherheit spiegelt sich in den Einzelwerten des Dax wider. Das zeigt die Einschätzung der fünf wichtigsten Aktien im Index:

SAP hat mit dem heftigen Rutsch unter 90 Euro eine klassische Korrektur eingeleitet, die mehrere Monate dauern dürfte. Hintergrund sind das schwierige Cloud-Geschäft, Gegenwind durch den starken Euro und hohe Firmenwerte in der Bilanz.

Siemens hat zuletzt die wichtige Untergrenze bei 108 Euro verteidigt. Derzeit profitiert die Aktie vor allem vom geplanten Börsengang seiner Sparte Medizintechnik. Darin steckt aber auch ein Risiko. Sollte es nämlich an den Märkten noch einmal zu einem heftigen Rückschlag kommen, wäre Siemens doppelt getroffen. Dann gäbe es entweder einen geringeren Emissionserlös, oder Siemens könnte die ganze Aktion gleich ganz abblasen.

Allianz gehört zu den Gewinnern steigender Zinsen. Zudem ist die Aktie günstig und rentabel. Kurzfristig gehört sie immer noch zu den stärksten Titeln im Dax. Allerdings, nach gut 60 Prozent Kursplus in sieben Monaten ist auch hier das Risiko für eine Kurskorrektur gestiegen.

Bayer hat mehr Probleme mit der Übernahme von Monsanto als erwartet. Im Pharmageschäft sind die Leverkusener noch nicht so groß, dass sie zur allerersten Liga gehören. Kurstechnisch ist die Aktie seit dem Rückschlag unter 103 Euro im Abwärtstrend.

BASF schaffte bisher nur eine verhaltene Erholung. Das spricht dafür, dass es zumindest noch einmal einen Rücksetzer gibt, womöglich in den Bereich um 80 Euro. Dann könnte die Aktie reif sein für antizyklische Käufe. Die Chemiekonjunktur brummt. BASF ist finanzstark genug, um in der Konsolidierung der Branche eine führende Rolle einzunehmen. Der mögliche Börsengang des Öl- und Gasgeschäfts dürfte zusätzlich einige Milliarden in die Kasse spülen. Vorteil im Gegensatz zu Siemens: BASF hat sich noch nicht kurzfristig auf einen Termin der Emission festgelegt. Das bewahrt die Kursfantasie.

Fazit für den Dax: Die fünf führenden Aktien im Dax sind mehr oder weniger angeschlagen. Das deutet darauf hin, dass die Zitterpartie am Gesamtmarkt nicht so schnell vorbei sein dürfte. Kurzfristig wäre ein Anstieg über 12.500 Punkte eine Erleichterung, nach der es bis zur 200-Tage-Linie nach oben gehen könnte. Entwarnung gäbe es erst bei einem Dax von mehr als 13.000 Punkten. Dafür aber müssen substanzielle Käufer kommen. Ob die großen Investoren dazu schon bereit sind, darf bezweifelt werden. Gut möglich, dass der Dax deshalb zunächst noch einmal die Zone um 12.000 Punkte testet – mindestens.

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