Riedls Dax-Radar

Ölpreis entscheidet die Zitterpartie an der Börse

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Drei entscheidende Gründe für die Wertpapiermärkte

Erstens würde ein weiterer Anstieg dazu beitragen, dass sich Inflationstendenzen einstellen – das passt zu Yellens Linie der angestrebten moderaten Zinserhöhungen.

Zweitens würde dies den großen Ölproduzentenländern helfen – vor allem den USA, Russland und Saudi Arabien, deren Volkswirtschaften dies gut gebrauchen könnten.

Drittens hat das konkrete Folgen für einzelne Unternehmen und Aktien hierzulande. Sichtbar im Dax ist das besonders an BASF: Nachdem das Unternehmen den Gashandel an Partner Gazprom abgegeben hat und die Einnahmen aus dem Ölgeschäft preisbedingt rückläufig waren, werden Umsatz und Gewinn in diesem Jahr schwächer ausfallen. Andererseits könnte eine Erholung auf dem Ölmarkt BASF schnell die Wende ermöglichen. Immerhin rechnen die Ludwigshafener bisher für das zweite Halbjahr nur mit Ölnotierungen von etwas mehr als 40 Dollar­ – eine positive Überraschung ist durchaus möglich. Zudem werden sich langfristig die Einnahmen aus neuen Gasfeldern auszahlen, die BASF im Gegenzug von Gazprom bekommen hat. Auch auf dem Gasmarkt sind die Stabilisierungstendenzen unübersehbar.

Der Dax sieht besser aus als das Gesamtbild seiner Einzelwerte

Die Erholung von wichtigen Aktien wie BASF kommt dem Dax zugute. Dennoch, die Zahl der wirklich starken Einzelwerte ist überschaubar: Siemens und SAP haben in kurzfristigen Reaktionen nicht viel verloren, Überflieger Infineon steigt von Hoch zu Hoch. Die Fahrzeugwerte könnten Nachholbedarf haben, die zuletzt gemeldeten hohen Zulassungszahlen sind ein gutes Zeichen. Die Stabilisierung der Allianz über 130 Euro kommt voran, ein Anstieg über 140 Euro wäre ein Kaufsignal. Henkel und HeidelbergCement markieren starke Trends, könnten aber kurzfristig eine Pause einlegen.

Von den 30 Dax-Aktien notieren derzeit 16 oberhalb ihrer 200-Tage-Linie, 14 darunter. Diese leicht positive Quote von 53 Prozent signalisiert, dass der Gesamtmarkt unter mittelfristiger Perspektive ziemlich unentschieden ist. Vor allem ist dieses Bild der Einzelwerte derzeit sogar schwächer als das des Dax selbst, der immerhin fünf Prozent oberhalb seiner 200er-Linie verläuft, die zudem ihre Abwärtsbewegung beendet hat.

Diese Dax-Werte haben langfristiges Potential

Für den Dax heißt das: Dank Branchenrotation kann sich der Gesamtmarkt weiter in der Korrektur halten, die seit Mitte August besteht. Für Oktober sollte hier die Bandbreite bei maximal 10.000 Punkten auf der Unterseite und 10.700 auf der Oberseite liegen. Dass kurzfristig ein Ausbruch nach oben erfolgt, ist angesichts der Unentschiedenheit der Einzelwerte wenig wahrscheinlich.

Sind dies andererseits womöglich Schwächezeichen im Vorfeld der US-Wahl und einer eventuellen Zinserhöhung im Dezember? – Anleger tun jedenfalls gut daran, trotz des im Gesamtmarkt bestehenden positiven Szenarios vorsichtig zu sein. Kurzfristig, in der nächsten Woche, sollte der Dax nicht unter 10.400 rutschen.

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