Riedls Dax-Radar

Fünf Risiken, die Börsenanleger jetzt kennen müssen

Seite 2/3

Euro-Sorgen und Überspekulation

Drittes Risiko: Auflösungserscheinungen im Euro

An dieser Stelle wurde mehrmals die These vertreten, dass die Anlagemärkte die Krise in Europa längst als Realität akzeptiert haben, eben weil diese Krise schon seit Jahren virulent ist. Das heißt aber nicht, dass in den Aktienmärkten schon der Zerfall der EU und das Auseinanderfliegen des Euros stecken.

Eine solche Entwicklung würde vor allem Deutschland schwer treffen. Die deutsche Wirtschaft und besonders die exportorientierten Dax-Unternehmen haben in den vergangenen Jahren wesentlich von der EU profitiert. Als zusätzlicher Effekt kam seit der Finanzkrise das extrem niedrige Zinsniveau hinzu und eine günstige Währung – beides passt im Grunde überhaupt nicht zur Power der deutschen Wirtschaft. So gesehen war die Finanzkrise mit ihren Folgen für den Dax sogar ein Beschleuniger.

Die Risiken von Allianz bis Siemens

Sollten diese Vorteile eines Tages wegfallen, müssten eine deutsche Währung und ein deutscher Zins wesentlich weiter oben notieren – und das würde die Wirtschaft und die Dax-Unternehmen spürbar einbremsen.

Viertes Risiko: Überspekulation an den Märkten

In der großen Hausse, die seit 1982 läuft, gab es bisher sechs crashartige Einschnitte: 1987 den Verkaufsschock aus Wall Street, 1990 die Kuwait-Krise, 1998 Asien-Russland-Krisen, 2001 bis 2003 High-Tech-Baisse, 2008 Finanzkrise und 2011 Konjunkturangst-Krise. Verteilt man diese sechs schweren Einschnitte auf 35 Jahre Hausse wie die Sprossen einer Leiter (also mit sieben Zwischenphasen), ergibt sich für jede kontinuierliche Anstiegsphase eine durchschnittliche Zeitdauer von fünf Jahren – und der letzte Crash fand 2011 statt.

Natürlich müssen nicht automatisch alle fünf Jahre die Kurse krachen. Dennoch steigt an den Märkten mit der Dauer des Aufschwungs auch das Risiko schwerer Rückschläge. Der Grund liegt in der Natur der Börse: Kapitalmärkte nehmen nicht nur die reale Entwicklung vorweg, sie überzeichnen sie auch. Und wenn eine solche Übertreibung offensichtlich wird, kann es schnell und sehr dynamisch in die andere Richtung gehen. Das war schon immer so an den Börsen: von der Tulpenzwiebel-Hausse in den 1630er-Jahren über die Jubelzeit 2000 bis zur Finanzkrise. Faktisch stellt sich also nicht die Frage, ob der nächste Crash kommt, sondern wann er kommt.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%