
Die EZB beginnt wie erwartet mit ihrem nächsten Expansionsprogramm. An den Börsen wird das dankend zur Kenntnis genommen, an der großen Aufwärtstendenz ändert sich bisher nichts. Nur einmal kurz, am Dienstag und Mittwoch (3. und 4. März), gab es den Ansatz einer Korrektur, in dem viele Börsianer schon das Ende des Anstiegs gesehen haben.
Die Ausschläge blieben aber in der Schwankungsbreite des seit Februar nach oben gerichteten Trends. Solche kurze Gegenbewegungen sind für die Hausse vorteilhaft: Sie bauen überschüssigen Optimismus ab und stabilisieren damit den Trend.
Auf der konjunkturellen Seite bestätigt die Notenbank, was sich seit Monaten abzeichnet: Die Wirtschaftsdynamik nimmt langsam zu. Sowohl die Prognosen für das Wachstum wie für die Inflation hebt Draghi leicht an. Die Gründe sind nicht überraschend: günstiges Öl, günstiger Euro, niedrige Zinsen.
Meilensteine des Dax von 1988 bis 2015
Der Dax feiert seinen Einstand. Rechnerisch startet er allerdings am 30. Dezember 1987 bei einem Stand von 1.000 Punkten.
Der erste schwarze Tag für den Dax: Er bricht im Sog der Wall Street um rund 13 Prozent ein.
Bei der Privatisierung der Deutschen Telekom wird die T-Aktie als Volksaktie vermarktet. Das Interesse der Öffentlichkeit am Dax nimmt stark zu.
Im Sog der Asienkrise sackt der Dax im Handelsverlauf bis zu 13 Prozent ab und schließt mit 3567 Punkten acht Prozent niedriger.
Mit dem neuen elektronischen Handelssystem Xetra - kurz für "Exchange Electronic Trading" - bricht für die Börse ein neues Zeitalter an.
Der Dax erreicht ein Hoch von 8136,16 Punkten. Befeuert wird die Euphorie von der Entstehung des Internets und einem sich ausbreitenden Fusionsfieber.
Nach den Terroranschlägen in den USA fällt der Dax um neun Prozent.
Der Dax rutscht unter 2.200 Punkte und notiert damit so niedrig wie zuvor im November 1995. Doch mit der Erholung der Weltwirtschaft wächst das Vertrauen in die Gewinnentwicklung der Unternehmen wieder.
Mit 8151 Zählern setzt der Dax einen neuen Meilenstein - trotz erster Bankenpleiten und Not-Eingriffen der Europäische Zentralbank (EZB) am Geldmarkt.
Mit der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers kehrt wieder Ernüchterung ein. Im Oktober 2008 folgt ein schwarzer Tag auf den anderen. Dabei liegt der Dax-Kurs zeitweise 30 Prozent unter dem Niveau vom Monatsbeginn.
56 Prozent hat der Dax seit dem Hoch vom 13. Juli 2007 eingebüßt. Mit 3588 Punkten erreicht er zeitweise den niedrigsten Stand seit Oktober 2003. Doch kurz darauf wirft die US-Notenbank Fed die Notenpresse an. Jetzt geht es bergauf.
Der Dax notiert erstmals seit dem 2. Januar 2008 wieder über 8000 Zählern.
Die Entscheidung der EZB, die Zinsen weiter zu senken, treibt den Dax erstmals über die 10.000-Punkte-Marke.
Nach dem Vorbild der Fed wirft auch die EZB die Notenpresse an. Der Dax, der in Erwartung dieses Schritts seit Monaten im Aufwind ist, beschleunigt seinen Anstieg und steigt am darauffolgenden Tag auf bis zu 10.704,32 Punkte. Es ist der sechste Handelstag in Folge mit einem Rekordhoch.
Anleger hoffen auf einen guten Ausgang des Verhandlungspokers im griechischen Schuldenstreit. Der Dax knackt erstmals die 11.000-Punkte-Marke und notiert in der Spitze 0,9 Prozent höher bei 11.013,85 Zählern. Griechenland droht die Staatspleite, da das aktuelle Hilfsprogramm Ende Februar ausläuft und Athen keine Verlängerung beantragen will.
Getrieben von der Geldflut der Notenbanken und begünstigt durch einen schwachen Euro - der der deutschen Exportindustrie hilft - hat den Dax am Montag, 16. März 2015, erstmals die Schwelle von 12.000 Punkten übersprungen. In der Vorwoche hatte er mehrmals diese Marke anvisiert, war aber immer knapp gescheitert. Der deutsche Leitindex war zu diesem Zeitpunkt bereits neun Wochen in Folge gestiegen.
Kritiker meinen, die neue Projektion der EZB sei zu optimistisch. Für die Märkte steckt darin sogar ein positives Argument, denn damit hat die EZB die Möglichkeit, ihr Anleihekaufprogramm zu verlängern oder aufzustocken.
Riskanter Frühling
Im Dax sind die bisher angepeilten 12.000 Punkte immer noch in Reichweite. Allerdings, bei allem Optimismus müssen sich Anleger im Klaren sei: Ein Aktienmarkt, der in sechs Jahren um mehr als 200 Prozent zugelegt hat, allein in den vergangenen sechs Monaten um 34 Prozent, ist jederzeit reif für einen Rücksetzer, der auch einmal heftig ausfallen kann.
Statistisch gesehen ist der März ein klassischer Wende-Monat. März 2000 ging die Jahrhundertrally zu Ende, März 2003 der High-Tech-Abschwung, März 2009 die Finanzkrisenbaisse. Zyklen-Strategen wie Heribert Müller aus Krefeld weisen zu Recht auf die brisante Situation an den Aktienmärkten hin.
Eine Wende aus der Sicht der klassischen Analyse vollzieht sich jedoch nicht von heute auf morgen. Was derzeit vorliegt, ist eine zwischenzeitliche Überhitzung. Die lässt sich gut am Abstand der aktuellen Notierungen von ihrem 200-Tage-Durchschnitt ablesen.





Positiv und damit bestätigend für den Trend ist es zunächst, dass der Dax deutlich über diesem Durchschnitt verläuft. Allerdings ist der Abstand zu dieser Linie (die derzeit etwa bei 9750 Punkten verläuft) so groß, wie noch nie in den vergangenen fünf Jahren. Vergleichbare Abstände gab es Anfang 2011 und Anfang 2014. In beiden Fällen kam es in Anschluss zu einer mehrmonatigen Seitwärtsphase.
Fazit zum Dax: Zwischen 11.500 und 12.000 Punkten könnte die zweite Phase der mittelfristigen Aufwärtsbewegung (die Anfang Januar begann) erst einmal auslaufen. Danach ist eine Korrektur möglich, die wiederum bis etwa 11.000 gehen könnte. Eine Trendwende nach unten liegt derzeit aber nicht vor.