Weltweit sind die meisten Preiskurven in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Aktien, Anleihen, Immobilien, Kunstgegenstände, Oldtimer. Seit gut einem Jahr drehen auch die Rohstoffe wieder nach oben. Öl notiert um 70 Dollar, obwohl es Hinweise gibt, dass die anziehende Produktion aus Schiefergestein das Angebot erhöhen sollte und damit die Preise dämpfen. Dieser Effekt kann in den nächsten Wochen durchaus eintreten, doch die Nachfrage steigt angesichts der weltweiten Hochkonjunktur ebenfalls. Das globale Wirtschaftswachstum beträgt derzeit fast vier Prozent.
Risiko 1: Die Inflation kommt wieder
Kupfer ist seit eineinhalb Jahren von 4600 Dollar die Tonne auf 7000 Dollar gestiegen, Aluminium seit einem Jahr von 1700 auf 2200 Dollar. Beide Trends, die wichtigsten Preiskurven für Industriemetalle, zeigen ungebrochen nach oben. In der zweiten Reihe sieht es nicht anders aus, nur wird das weniger beachtet – von Kautschuk bis Kunststoff, von Edelstahl bis Silizium.
Die gefühlte Inflation ist seit Monaten höher als die offiziell ausgewiesene. Doch auch die zieht nun langsam an. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang ein Hinweis im jüngsten Statement der Fed: Die US-Notenbank wolle zwar die Inflation in Richtung zwei Prozent bringen. Es sei aber kein Vorteil, wenn die Inflation darüber hinaus enteile. Für Aktienmärkte sind Inflationsraten nicht per se negativ. In heftigen Inflationsphasen kann auch der gegenteilige Effekt auftreten und Aktien werden als Sachwert attraktiv. Dennoch dürfte die Rückkehr der Teuerung nach langen Jahren der Stabilität mit Unbehagen gesehen werden – vor allem, weil dies Folgen hat.
Risiko 2: Die Zinsen steigen
Die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen sind auf 0,7 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Mitte des Jahres 2015. In den USA hat die Rendite zehnjähriger Treasuries 2,8 Prozent erreicht; so viel wie 2014 nicht mehr.
Lange Zeit haben sich die Märkte mehr an der Politik der Notenbanken orientiert als an den wirtschaftlichen Realitäten. Doch seitdem die Konjunktur immer stärker anzieht, geraten die Notenbanken in Erklärungsnöte. Die Lücke zwischen der Geldpolitik und den Entwicklungen in der Wirtschaft wird immer größer. An den Wertpapiermärkten wird diese Lücke nun geschlossen. Deshalb drehen die Renditen am langen Ende, das die Notenbanken weniger beeinflussen können, nun nach oben.
Der gefährliche Effekt des Zinsanstiegs besteht weniger darin, die Konjunktur abzuwürgen. Klassisch betrachtet wären deutlich höhere Renditen angesichts der aktuellen Wirtschaft ohne weiteres möglich. Die eigentliche Gefahr ist ein Kursrutsch an den Asset-Märkten – und überall da, wo hohe Schulden und Kredite im Spiel sind, etwa bei Immobilien.
Die weltweiten Anleihemärkte haben in den vergangenen Jahrzehnten eine Hausse ohnegleichen hinter sich gebracht. Schon einmal gab es den Ansatz einer großen Wende, doch der wurde durch die extreme Geldpolitik nach der Finanzkrise zunichtegemacht. Nun läuft der zweite Versuch einer Zinswende. Wie angeschlagen die heimischen Anleihemärkte mittlerweile sind, zeigt der Anleiheindex Rex. Stärker noch als 2012/2013 dreht er nun nach unten. Bemerkenswert ist, dass es aus charttechnischer Sicht 2017 zwei langfristige Verkaufssignale gab: Zum einen ist er weit unterhalb die nun sinkende 200-Tage-Linie gerutscht, zum anderen wird dies durch die Kreuzung der schnelleren 100er-Linie bestätigt. Diese Signale, die zur fundamentalen Entwicklung passen, werden von großen, marktführenden Investoren am Rentenmarkt durchaus gesehen.
Für den Aktienmarkt wäre eine langfristige Baisse am Anleihemarkt eine schwere Hypothek. Ein längeres Auseinanderdriften beider Märkte hat es bisher noch nicht gegeben.
Risiko 3: Der Euro steigt
Die meisten Anleger, professionelle wie private, haben sich die Währungsverhältnisse ganz anders vorgestellt, als sie sich jetzt darstellen. Spätestens seitdem der Euro über 1,16 Dollar gestiegen ist, hat er eine große Wende vollzogen. Der Anstieg zunächst bis 1,20 Dollar verlief mustergültig, ebenso die nachfolgende Rückreaktion auf die Ausbruchszone um 1,16 Dollar.





Es ist müßig, darüber zu streiten, ob es sich um eine Euro-Stärke oder eine Dollar-Schwäche handelt. Angesichts steigender Zinsen in den USA und robuster Wirtschaft sollte der Dollar eigentlich anziehen. Er tut das aber nicht, weil zum einen die Zinsen in Europa ebenfalls steigen – womit der Zinsunterschied nicht größer wird. Zum anderen ist dies die Folge einer politischen Auseinanderentwicklung: Während Amerika unter Trump in die globale Isolation abgleitet und nichts gegen einen schwächeren Greenback hat, entwickelt sich Europa gar nicht so schlecht.
Auf den ersten Blick sind nationalistische Tendenzen in Osteuropa und separatistische im Westen eine Gefahr für Europa. Andererseits ist der alte Kontinent damit wirtschaftlich mehr denn je in Bewegung. Osteuropa blüht wirtschaftlich geradezu auf, Aktienmärkte und Währungen sind robust. Und der Brexit hat immerhin die Diskussion um Steuern und Standortbedingungen neu entfacht.
Die Stärke des Euro deutet darauf hin, dass der Aufschwung vor allem gegenüber dem Dollar nicht so schnell zu Ende sein dürfte. Zwischen 1,25 und 1,30 Dollar könnte sich der Euro in den nächsten Wochen einpendeln. Für deutsche Aktien ist das ein klarer Nachteil im internationalen Geschäft. Bei den Gewinnprognosen der Unternehmen wird das in den nächsten Wochen und Monaten zu Rückstufungen führen.