Riedls Dax-Radar
Bayer-Aktien sind kurstechnisch schwer angeschlagen Quelle: imago images

Gefährliche Schlagseite am Aktienmarkt

Kurssturz bei Continental und Bayer – immer mehr Dax-Aktien brechen weg, der Gesamtmarkt wird schwächer. Spätestens bei 11.700 Punkten sollte der Dax wieder drehen. Mit Hilfe robuster US-Börsen ist das möglich.

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Die Übernahme des Agrarchemikers Monsanto wird für Bayer immer mehr zu einem Risiko. Auf den ersten Blick sieht es zwar gut aus, wenn Bayer dank der Zahlen von Monsanto einen deutlichen Umsatzzuwachs in diesem Jahr auf womöglich 39 Milliarden Euro schaffen wird. In den nächsten Jahren, wenn Monsanto von Bayer vollständig konsolidiert wird, dürfte der Umsatz dann auf 45 Milliarden und 50 Milliarden Euro klettern. Das ist ein echter Wachstumsschub für die Leverkusener. Doch auf der Gewinnseite lauern Risiken. 

Bayer: Probleme auch im Kerngeschäft 

Selbst im Kerngeschäft Pharma kommt Bayer nicht so voran, wie erhofft. Ausgerechnet beim wichtigsten Medikament, dem Gerinnungshemmer Xarelto, nehmen die Klagen zu. Auch bei anderen Präparaten gibt es juristischen Gegenwind; und vor allem natürlich bei Monsanto mit seinem umstrittenen Unkrautvernichter Glyphosat.

Die spannendsten Dax-Aktien der Woche

Besonders hohe Rückstellungen hat Bayer für Rechtsrisiken nicht gebildet. Letztmals ausgewiesen wurden im Geschäftsbericht 2017 dafür explizit 393 Millionen Euro. Sollten die juristischen Auseinandersetzungen, die Bayer ins Haus stehen, nicht gut verlaufen, dürfte dies nicht ausreichen. Und selbst wenn der Chemieriese mit einem blauen Auge davonkommen sollte, dürfte zum einen dafür ebenfalls Geld fließen, zum anderen wird die Phase der Unsicherheit über die Höhe der gesamten finanziellen Belastung viele Monate, wenn nicht sogar Jahre anhalten. 

Es verwundert nicht, dass Bayer-Aktien kurstechnisch schwer angeschlagen sind. Seitdem die Notierungen vor kurzem unter 90 Euro gerauscht sind, haben sie ein langfristiges Verkaufssignal gegeben. Gut möglich, dass sich der Kurs mittelfristig erst wieder im Bereich um 60 Euro einpendelt. Dann hätte Bayer etwa eine eineinhalbfache Umsatzbewertung; angesichts der Risiken ein durchaus fairer Preis. Mit 70 Milliarden Euro Börsenwert gehört Bayer immer noch zu den fünf wichtigsten Werten im Dax, dürfte also in den nächsten Monaten eine Belastung für den Gesamtmarkt bleiben. 

Continental mutiert zum Krisenfall 

Eine schwere Enttäuschung ist Continental. Mit 30 Milliarden Euro zwar nur ein Mittelgewicht; aber schön ist es nicht für den Gesamtmarkt, wenn ein einstmaliger Hoffnungsträger binnen Wochen zum mutmaßlichen Krisenfall mutiert. Anders können Anleger es wohl nicht interpretieren, wenn selbst der Conti-Chef von einer ernsten geschäftlichen Lage spricht. 

Wie ein Stein sackte Conti in wenigen Monaten von 250 auf 150 Euro – in einem Gesamtmarkt, der weitgehend auf der Stelle trat. Wenn es zu einem so massiven Kursverlust kommt, ist das nicht nur auf die schwierige Lage der Autobranche und ihrer Satelliten zurückzuführen. Bei Conti wiegt das umso schwerer, da die Kombination aus rentablem Reifengeschäft und moderner, auf autonomes Fahren und E-Mobilität ausgerichteter Technik an der Börse eigentlich honoriert werden sollte. Zudem ist Conti durch sein Produktspektrum nicht besonders von der Dieselproblematik betroffen. 

Noch immer haben Conti-Aktien eine Chance, sich im Bereich 140 bis 160 Euro zu stabilisieren. Dafür aber dürfen in den nächsten Wochen keine weiteren Probleme ans Licht kommen und die zurückgenommenen Prognosen müssen gut eingehalten werden. 

Autos, Versorger, Banken, Stahl – die Pulverisierung deutscher Paradebranchen

Bayer und Conti, Pharma/Chemie und Autozulieferung, sind zwei Beispiele, wie große Konzerne in einem guten Umfeld (niedrige Zinsen, moderates Konjunkturwachstum) in eine schwierige Lage geraten. In den vergangenen Jahren mehren sich im Dax solche Grundsatzprobleme: 

Die Versorger RWE und E.On wurden von der Energiewende voll erwischt, verloren an der Börse gemeinsam einen dreistelligen Milliardenbetrag und arbeiten nach mehrjähriger Baisse nun schrittweise an ihrem Comeback. Aktuell ist dabei RWE etwas erfolgreicher, die Aktie gehört derzeit zu den wenigen, krisenresistenten Werten. Kurzfristig besteht hier eine stabile Basis um 20 bis 21 Euro. 

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