Riedls Dax-Radar

Der Dax könnte bald seinen Zenit überschreiten

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Gefährliche Spekulation gegen den Strom

Zu den größten Gewinnern im Dax gehörten in den vergangenen Tagen RWE-Aktien. Mutige Spekulanten vertrauen offensichtlich darauf, dass RWE seine Kraftwerke in den nächsten Jahren weiter betreiben kann, zudem gibt es neue Hoffnung durch den angekündigten Börsengang der Sparte erneuerbare Energien. Gerade in kritischen Börsenzeiten wie diesen, in denen Aktien reihenweise nach unten kippen, stoßen Aktien, die schon tief gefallen sind, auf großes Interesse.

Ob RWE allerdings auch nach den bisher hohen Verlusten wirklich schon unten sind, ist eine offene Frage. Operative Fortschritte sind nicht zu erkennen. Wenn man den Gewinn des vergangenen Jahres um besondere Verkaufserlöse bereinigt, dürfte deutlich weniger übrig geblieben sein als im schon schwachen Jahr 2014.

Obwohl es natürlich gut klingt, über das Wachstum erneuerbarer Energien zu schwadronieren, kommt der Löwenanteil der Stromproduktion aus klassischen Kraftwerken, also aus Atom, Kohle und Gas. Angesichts niedriger Öl- und Gaspreise gibt es allerdings wenig Hoffnung, dass der langjährige Strompreisverfall sein Ende findet. Immer mehr Kraftwerke sind unrentabel – dazu kommen die Belastungen des Rückbaus.

Rund 400 Millionen Euro hat RWE im vergangenen Jahr operativ im Geschäft mit erneuerbaren Energien verdient. Das ist, gemessen am Umsatz, ein durchaus achtbarer Wert. Den Weg hier entschlossen weiter zu gehen, ist sicherlich nicht falsch, wahrscheinlich sogar die einzige Überlebensmöglichkeit für RWE.

Nur, ob sich das gleich lohnend in RWE-Aktien niederschlägt, ist wenig wahrscheinlich. Wenn das Geschäft mit erneuerbaren Energien weiter wächst und noch etwas dazugekauft wird, könnten im nächsten Jahr vielleicht 500 Millionen Euro operativer Gewinn zusammenkommen. An der Börse könnte dann eine fünf- bis sechsfache Ebitda-Bewertung durchaus bis zu drei Milliarden Euro Marktkapitalisierung ergeben. Da RWE aber nur zehn Prozent davon verkauft, wären das 300 Millionen Euro Erlös. Das ist wenig für einen Konzern, der früher einmal an die 50 Milliarden Euro Umsatz machte. Es wahrscheinlich nicht einmal für eine Dividendenzahlung in mittlerer Höhe.

RWE-Aktien mögen zwischendurch immer wieder einmal hochgepusht werden, weil sechs oder sieben Milliarden Euro Börsenwert für so ein riesiges Unternehmen natürlich nicht viel sind. Doch riesig sind eben auch die Probleme: Von den Altlasten für Kraftwerke über 26 Milliarden Euro Schulden bis hin zu den kommunalen Aktionären, deren Wunsch nach dicker Dividende so gar nicht zur notorischen Kapitalknappheit von RWE passt.

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