Riedls Dax-Radar

Fünf Gründe, warum der Dax bis auf 14.600 Punkte steigen kann

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Gefahr des Katalonien-Konflikts für die Märkte

Die große Gefahr des Katalonien-Konflikts für die Märkte besteht darin, dass Abspaltungen auch in anderen Ländern Europas Schule machen könnten und der damit ohnehin fragile Zusammenhalt in Europa untergraben wird. Auf Ebene der Nationalstaaten spielt sich das derzeit mit dem Brexit ab.

Noch ist das Ergebnis dieses Konflikts ambivalent: Während die wirtschaftlichen Folgen der Abtrennungen sich erst mit Verzögerung zeigen, kommt es an den Währungsmärkten sofort zu Konsequenzen: Der Euro, bis vor wenigen Wochen noch ungebremst in Richtung 1,20 Dollar unterwegs, hat sich deutlich abgeschwächt und ist zuletzt sogar unter 1,17 Dollar gerutscht.

Für die Aktienmärkte, die sich zunächst mehr an Währungsverhältnissen als an langfristigen Wirtschaftsveränderungen orientieren, ist die jüngste Euro-Korrektur ein Vorteil. Und sollte, wonach es derzeit aussieht, die Dynamik des Euros für mehrere Wochen oder Monate gedämpft bleiben, wäre das für die Börsen ein weiterer Baustein des mittelfristigen Aufwärtstrends.

Die Dax-Favoriten der Woche

Trotz marginaler Erhöhungen bleibt das Zinsniveau verträglich

Der vierte Grund für die anhaltende Hausse ist das weiterhin niedrige Zinsniveau. Noch vor wenigen Monaten ging an den Märkten die Angst vor einer scharfen Zinswende um. Umso größer war die Überraschung, als Mario Draghi vor wenigen Wochen sogar eine erneute Ausweitung der Geldpolitik in die Diskussion brachte, wenn dies denn nötig sei. Auch bei den demnächst anstehenden Entscheidungen der EZB dürfte sich an der großzügigen Geldversorgung nichts ändern. Von Seiten der Fed gibt es ebenfalls keine Anzeichen, dass es bis auf marginale Zinserhöhungen zu einer deutlichen Straffung der Geldpolitik kommt.

An den Kapitalmärkten haben sich die Renditen für zehnjährige US-Anleihen und die für zehnjährige Bundesanleihen in den vergangenen Wochen leicht erhöht, eine große Zinswende ist das aber nicht. Mit diesem Zustand und mit der Aussicht, dass es auf absehbare Zeit so bleibt, können die Märkte gut leben; Anleihen wie Aktien.

Fundamental besteht Spielraum für weitere Kursaufschläge

Fünftens sprechen auch die klassischen Fundamentaldaten für eine Fortsetzung der Hausse. Das Wirtschaftswachstum in den Industrienationen ist stark genug für einen tragfähigen Aufschwung, von einer gefährlichen Überhitzung ist es weit genug entfernt. Für die Börsen ist das ein optimales Umfeld. Die Unternehmensgewinne, das sollte die anstehende Berichtssaison zeigen, dürften im Schnitt leicht anziehen, auch wenn es die eine oder andere negative Überraschung geben kann. Die Marktbewertungen sind zwar nicht billig, dafür gibt es nach wie vor große Aktien, die nicht überteuert sind. Im Dax wären das etwa BMW,  Daimler oder Dauerfavoriten wie die Allianz.

Insgesamt sprechen derzeit mehr Gründe für einen weiteren Anstieg der wichtigen Aktienmärkte als für einen Dreh nach unten. Nachdem der Dax den zyklisch gefährlichen Monat September so gut überstanden hat, könnte das Potenzial sogar größer sein, als vielfach angenommen.

In der ersten Phase der mittelfristigen Hausse, von Dezember 2016 bis Mai 2017, kletterte der Dax von 10.500 auf 12.800 Punkte. Das waren 22 Prozent Gewinn in etwas mehr als fünf Monaten. Im Sommer kam es danach zu einer dreimonatigen, mustergültigen Korrektur. Anfang September ist nun die zweite Hausse-Phase gestartet. Wenn die in typischer Weise das gleiche Ausmaß einnähme wie die erste Phase, ergäbe sich (vom August-Tief bei 12.000 gerechnet) bis Januar ein Spielraum auf etwa 14.600 Punkte. Natürlich ist das nur eine theoretische Hochrechnung. Sie würde aber gut zum klassischen Muster passen, nach dem es Anfang Januar an den Börsen oft zu einem Hoch kommt.

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