Riedls Dax-Radar

Starke Börsen in wackligen Zeiten

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Gute Vorlage für die nächsten Monate

Niedrige oder negative Zinsen, stabile Währungsverhältnisse, ein noch moderates Wirtschaftswachstum und immenser Anlagebedarf sind eine gute Mischung für den Aktienmarkt. Innerhalb von zwei Monaten, von Januar bis Februar, hat der Dax die Verluste von Ende 2018 weitgehend ausgeglichen. Seit März läuft eine Korrektur. Entscheidend in dieser Konsolidierungsphase ist, dass der Dax nun möglichst nur einen Teil seiner davor erzielten Gewinne wieder hergibt.

Gemessen an den Schlusskursen ist der Dax in der Aufwärtsphase von 10.435 Punkte auf 11.750 gestiegen. Das waren etwa 1300 Punkte Gewinn. Wenn er in klassischer Weise davon 40 Prozent wieder abgibt, wären das rund 500 Punkte Korrekturpotenzial, also eine Zielzone bis etwa 11.200 Punkte hinab. Aus kurstechnischer Sicht gibt es in diesem Bereich mehrere Unterstützungen.

Ein ähnliches Ergebnis lässt sich aus der scharfen Abwärtsbewegung vor zwei Wochen ermitteln. Ihr könnte in Kürze noch ein zweiter, ähnlicher Abschwung folgen, der dann bis in den Bereich um 11.000 gehen könnte. Nimmt man einen typischen Schwankungszyklus im Dax an, könnte dies bis Mitte April der Fall sein. Der Dow Jones hält sich weiter stabil oberhalb seiner 200-Tage-Linie (bei rund 25.200 Punkte); für ein positives Dax-Szenario ist das eine wichtige Stütze.

Fresenius und Henkel statt Wirecard und Deutsche Bank

Kurzfristig besteht noch Spielraum nach unten, das zeigen auch Einzelwerte. Bayer ist im Zuge des Monsanto-Desasters deutlich unter die 60er-Zone gerutscht. Die juristischen Folgen der Übernahme werden immer bedrohlicher. Wenn nun Spekulationen um eine Übernahme von Bayer aufkommen, müsste dies eigentlich den Kurs stabilisieren. Das ist aber nicht der Fall, weil ein Käufer von Bayer sich auch das Monsanto-Risiko einhandeln würde.

Viel Geduld ist bei der Deutschen Bank gefragt. Gedankenspiele um eine Kapitalerhöhung drücken den Kurs. Im gesamten Themenkomplex der Deutschen Bank und einer möglichen Fusion mit der Commerzbank lautet für Anleger die entscheidende Frage: Wie lässt sich das finanzieren, wer muss das Geld einschießen? Solange hier die Altaktionäre im Visier sind (etwa über eine teure und verwässernde Kapitalerhöhung) wird sich die Aktie nicht nachhaltig erholen. Zwar besteht immer noch die Chance, dass der Kurs im Bereich zwischen sechs und neun Euro einen Boden finden wird. Die hohe Unsicherheit der bisherigen Entwicklung aber macht die Aktie zum Zockerpapier.

Übertroffen wird die Deutsche Bank hierbei nur noch von Wirecard. Ein Drittel seines Börsenwerts legte Wirecard nach der mutmaßlichen Entwarnung in Sachen Bilanzunregelmäßigkeiten zu. Der Kursanstieg fiel so extrem aus, weil Baisse-Spekulanten durch die jüngsten Meldungen auf dem falschen Fuß erwischt wurden und in Windeseile ihre Positionen schließen mussten, also Aktien nachkaufen. Fundamental betrachtet ist Wirecard sogar billiger als der niederländische Konkurrent Adyen. Da der aber ein hohe Bewertung aufweist, nämlich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis im Hunderter-Bereich, ist das ein schwacher Trost.

Weniger Aufsehen erregen im Dax derzeit zwei Unternehmen mit einem kontinuierlichen Geschäft, die sich nun nach langer Durststrecke wieder stabilisieren: Fresenius und Henkel. Fresenius profitiert von der insgesamt anziehenden Entwicklung im weltweiten Gesundheitsgeschäft. Zudem dürften die Anleger langsam den Fehlschlag um den Generikahersteller Akorn verdaut haben. Bei Henkel sollten die Enttäuschungen über den zuletzt schwachen Geschäftsverlauf eingepreist sein. Die starke Entwicklung der Konkurrenten Beiersdorf und Procter & Gamble ist eine gute Vorlage für die nächsten Monate.

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