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Riedls Dax-Radar

Hausse mit Korrekturbedarf

Nach 17 Prozent Plus in vier Wochen sollte der Dax eine Verschnaufpause einlegen – und danach den langen Aufwärtstrend fortsetzen.

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Dax-Tafel an der Frankfurter Börse Quelle: REUTERS

Es wird immer offensichtlicher, dass die EU in der Griechenlandkrise eine harte Linie fährt und sich nicht von den neuen Machthabern in Athen erpressen lässt. Für die Wertpapiermärkte ist diese Politik von großem Vorteil – aus zwei Gründen:

Erstens zeigt sie, dass für die EU (im Schulterschluss mit EZB, IWF und den Regierungen der führenden Länder) das bisher Erreichte keineswegs einfach wieder zur Disposition steht. Das gibt den Märkten eine Portion Vertrauen in das weitere Management der Euro-Krise.
Zweitens wächst damit die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland (und indirekt auch andere wacklige Kantonisten) sich doch wieder Schritt für Schritt der EU annähern, beziehungsweise annähern müssen.
Und selbst wenn, wie vor einer Woche an dieser Stelle vermutet, die Griechenlandkrise dann der EU unterm Strich etwas teurer kommen sollte, wäre das kein Drama. Dies würde letztlich nur dazu führen, dass die extreme Niedrigzinspolitik der EZB noch länger anhält. Und das ist ein ganz wichtiger Baustein für das große Hausse-Szenario.


Umsätze, Margen, Gewinne – alles rauf

Der andere, mindestens genauso wichtige Baustein ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen. Und hier haben die aktuellen Jahreszahlen inklusive der Prognosen für 2015 den positiven Trend bestätigt. Mehr noch: Billige Energie und der niedrige Euro haben sowohl im letzten Quartal 2014 als auch in der Vorausschau vor allem auf das erste Halbjahr 2015 die Geschäfte beziehungsweise die Erwartungen deutlich beflügelt.
Um vier Prozent, so der Konsens, dürften die Dax-Unternehmen in diesem Jahr ihren Umsatz erhöhen und damit einen neuen Rekord im Geschäftsvolumen erreichen. Nicht zu vergessen ist dabei, dass hier auch die Banken und Versorger dabei sind, die eher ein schrumpfendes Geschäftsvolumen vorweisen.

Alle Dax-Aktien im Härtetest


Die Erwartungen an den Anstieg der Nettogewinne sind deutlich höher. Der Durchschnitt der Analysten liegt derzeit sage und schreibe bei plus 19 Prozent. Ob das so schön aufgeht, mag dahingestellt sein, dennoch ist die Chance groß, dass 2015 die Nettogewinne der Unternehmen deutlich stärker zulegen als die Umsätze. Dieser Margenanstieg signalisiert ein robustes und gesundes Wachstum. Und das ist durchaus eine Basis für einen langen Aufwärtstrend.


Doch kurzfristig Korrektur?

Natürlich wird einem schon schwindelig, wenn man sieht, wie der Dax in den vergangenen fünf Wochen in der Spitze bis zu 17 Prozent geschafft hat. Das ist ein Zeichen von Stärke und nebenbei eine schöne Vorlage für die alte Börsen-Regel: guter Januar, gutes Jahr.
Auf dem erreichten Niveau könnte es nun allerdings schwerer werden. Vor allem der Euro ist reif für eine Erholung. Nicht nur, weil die US-Wirtschaft Dampf ablässt und damit auch die Angst vor einer einseitigen Zinserhöhung schwindet.
Grund ist auch die internationale Währungsspekulation, die sich gegen den Euro eingeschossen hat. Wenn hier nach dem bisherigen Verfall von 1,40 auf 1,13 Dollar nur der Hauch einer Gegenbewegung spürbar wird und Positionen plötzlich geschlossen werden müssen (weil der Euro zunächst doch nicht auf die Parität geht), kann das einen riesigen Short-Squeeze geben.
Der Euro ist deshalb nicht aus dem Schneider und von einer Trendwende ist hier noch nichts zu sehen, aber der Dollar ist auch nur eine Währung und kein heiliger Gral. Zur Erinnerung: Es ist erst ein dreiviertel Jahr her, als sich die Finanzwelt davor fürchtete, dass der Euro zu stark sei. Und so viel hat sich in der internationalen Gemengelage der Volkswirtschaften seitdem nun auch wieder nicht verändert.


Korrekturpotenzial bis rund 10.400 Punkte

1600 Punkte hat der Dax seit Anfang Januar gewonnen. Im Durchschnitt dauern die kurz- bis mittelfristigen Trends im Dax vier bis acht Wochen. Der Anstieg davor ging von Mitte Oktober bis Anfang Dezember; danach die Konsolidierung von Anfang Dezember bis Anfang Januar.
Im Grunde könnte der Dax bis auf 10.000 oder 10.100 korrigieren, und der aktuelle Aufwärtstrend wäre noch vollkommen intakt. Nimmt man ein klassisches Korrekturpotenzial von 38 Prozent an, ergäbe dies ein Ziel von 10400. Zeitlich würde das gut in die typischen Korrekturmonate Februar bis März passen.


Langfristig ist der deutsche Aktienmarkt robust. Die 200-Tage-Linie ist erst bei rund 9700 und dreht dynamisch nach oben – das ist ein gutes Signal für einen längeren Trend. Von den 30 Dax-Werten verlaufen zwei Drittel in einem soliden Aufwärtstrend, damit ist der Markt auch in der Breite stabil. Und unter den Nachzüglern gibt es immer mehr, die nun auch nach oben drehen, zuletzt Lanxess, Adidas und sogar K+S.
Fazit zum Dax: Aus fundamentaler, liquiditätsorientierter und technischer Sicht ist der langfristige Aufwärtstrend vollkommen intakt und es gibt keine Anzeichen einer großen Trendwende nach unten. Eine vorübergehende Korrektur ist wie beschrieben möglich, sie sollte sich aber als Einstiegsgelegenheit erweisen.


Daimlers Rekordfahrt geht weiter

Wirtschafts-Woche-Favorit Daimler wird seiner Rolle gerecht. So sind nicht nur die Zahlen für 2014 besser als erwartet, auch die Vorausschau auf 2015 fällt selbstbewusst aus. Vor allem dank der kräftig ausgebauten SUV-Palette dürfte der Absatz die 2,5 Millionen von 2014 noch einmal um ein gutes Stück übertreffen.

Weiter steigen wird auch die Rendite. Das ist bei Daimler eine enorme Leistung, da der Konzern wegen des Nutzfahrzeuggeschäfts nicht einfach mit Konkurrent BMW zu vergleichen ist. Nach wie vor gibt es bei Daimler 130 Milliarden Euro Jahresumsatz für 88 Milliarden Euro Börsenwert; bei BMW kosten 80 Milliarden Euro Jahresumsatz derzeit 68 Milliarden Euro. Das sind 68 Cent pro Umsatzeuro gegenüber 85 Cent. Daimler hat damit einen deutlichen Preisvorteil – und dabei ist auch BMW eine Top-Aktie.
Dass Daimler die Dividende auf 2,45 Euro je Aktie anhebt, ist ein gutes Signal für 2015. Bei einem möglichen Gewinn von mehr als sechs Euro je Aktie sollte es diese 2,45 Euro auch im nächsten Jahr geben – mindestens. Kurstechnisch gehört Daimler derzeit zu den stärksten Aktien im Dax.

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