Riedls Dax-Radar

Die großen Gewinner des US-Konjunktur-Programms

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HeidelbergCement, Telekom und Daimler kommen zum Zug

HeidelbergCement: Beton, Baustoffe und schwimmende Brücken 

Die Heidelberger sind seit 1977 mit dem Kauf von Lehigh Cement in den Vereinigten Staaten direkt vertreten. Lehigh ist mit seiner Gründung 1897 in Pennsylvania ein uramerikanisches Unternehmen. Durch die Übernahmen von Hanson und Italcementi kam weiteres US-Geschäft hinzu, vor allem der bekannte amerikanische Zementhersteller Essroc. Heute betreiben die Heidelberger allein 13 Zementwerke in den USA und mehr als 300 kleinere Produktionsstätten für Zuschlagstoffe, Transportbeton sowie zahlreiche Zementterminals. 

Mit Heidelberger Zement und Baustoffen wurden in den vergangenen Jahren Großprojekte wie die sechsspurige, 2,4 Kilometer lange Schwimmbrücke über den Lake Washington gebaut oder die Ohio-Brücken in Louisville, Kentucky. Für das Nordamerikageschäft der Heidelberger ist Vorstand Chris Ward zuständig, geboren in Fargo im US-Bundesstaat North Dakota.

Im vergangenen Jahr ging der Umsatz der Heidelberger in Nordamerika um 3,4 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro zurück. Das ist immer noch fast ein Drittel des gesamten Konzerngeschäftsvolumens. Dank seiner starken Marktposition auf dem US-Baumarkt und der Langfristigkeit besonders großer Bauprojekte dürfte HeidelbergCement in den nächsten Jahren einer der größten Gewinner der amerikanischen Infrastrukturprogramme sein. 

Telekom und Daimler: Neue Verbindungen und klassische US-Marken

Schon seit einigen Wochen auffallend dynamisch entwickeln sich die Aktien der Deutschen Telekom. Das ist vor allem auf den Erfolg des amerikanischen Ablegers T-Mobile US zurückzuführen. Der hatte nach langem Hin und Her im vergangenen Jahr den kleineren Rivalen Sprint übernehmen dürfen. 2020 stieg der Umsatz deshalb in den USA um 52 Prozent auf 68 Milliarden Dollar. Allein im vierten Quartal kamen mehr als 820.000 neue Telefonverträge dazu. 

Besonders beflügelt wird die Telekom durch den weiteren Ausbau der schnellen 5G-Technik, die im Mittelpunkt der neuen Kommunikationsinfrastruktur steht. Schon jetzt ist T-Mobile US mit seinem 5G-Netz weiter als die großen Konkurrenten Verizon und AT&T. Kurzfristig mag das wegen hoher Investitionen den Gewinn etwas drücken; langfristig steckt darin für die Telekom eine enorme Chance. 

Daimler erzielt allein in den USA 24 Prozent seines gesamten Konzernumsatzes. Diese starke Stellung ist vor allem auf die Truck-Sparte zurückzuführen. Im vergangenen Jahr verkaufte Daimler in Nordamerika 139.400 Trucks, fast doppelt soviel wie in der gesamten EU. Schon eine normale wirtschaftliche Erholung könnte die Verkaufszahlen wieder in Richtung des bisherigen Rekordabsatzes führen, der bei rund 200.000 Trucks lag. Daimler Trucks North America ist nicht nur der größte Hersteller von Schwerlastfahrzeugen in Nordamerika, Daimler ist hier zudem auch mit typischen amerikanischen Marken wie Freightliner, Western Star und - bei Omnibussen - Thomas Built Buses unterwegs. Eine besondere Chance liegt im Ausbau neuer, umweltfreundlicher Antriebstechniken. Mit dem führenden amerikanischen Motorenhersteller Cummins hat Daimler gerade eine neue strategische Partnerschaft geschlossen. 

Fazit für den Dax: Wenn es Präsident Biden gelingt, die Konjunktur in Amerika durch mehrere Billionen Dollar dauerhaft in Fahrt zu bringen, werden im Dax Unternehmen wie Siemens Energy, RWE, oder HeidelbergCement zu den direkten Gewinnern gehören. Indirekt werden darüber hinaus aber praktisch alle Dax-Werte profitieren: Wenn sich das amerikanische Gesundheitssystem erholt, wird das besonders die Unternehmen der Fresenius-Gruppe oder Pharmakonzern Merck beflügeln. BMW wird mit seinem riesigen Werk in Spartanburg in South Carolina Rückenwind von einer stärkeren Autokonjunktur bekommen, Henkel mit seinem umfangreiche Waschmittelgeschäft in den USA vom Konsumklima beflügelt.

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Dem Dax gelang im Zuge der neuen Konjunkturhoffnungen der Sprung über die Marke von 15.000 Punkten. Dieser Anstieg ist umso bemerkenswerter, weil es am Anleihemarkt außer kurzfristigen Rücksetzern noch nicht zu einer Entspannung gekommen ist. Dass die Märkte derzeit die Chancen der Konjunktur höher einschätzen als die Risiken weiter steigender Zinsen, lässt sich durchaus als positives Signal interpretieren. 

Mehr zum Thema: Vermögensverwalter richten die Portfolios ihrer Kunden auf höhere Inflation aus. Privatanleger können es den Profis nachmachen. Teil 3 unserer Serie zu Börsenstrategien.

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