Riedls Dax-Radar

Absturzgefahr am Aktienmarkt

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Immer mehr Einzelwerte im Dax drehen nach unten

Im Dax tobt, wie angenommen, seit mehreren Tagen der Kampf um die Zone 9800 (auf Schlusskursbasis), beziehungsweise 9700 bis 9800, wenn es um den Tagesverlauf geht. Am Dienstag der abgelaufenen Woche (12. Januar) gab es eine kurze Erholung, die wurde jedoch am Mittwoch sofort und heftig mit Verkäufen quittiert. Die magere Erholungstendenz vom Donnerstag war am Freitag schon wieder verflogen. Für den Gesamtmarkt sind dies Zeichen großer Schwäche.

Das spiegelt sich auch in den Einzelwerten wider: Von 30 Dax-Aktien verlaufen bei 24 die Kurse derzeit deutlich unterhalb der zumeist sinkenden 200-Tage-Linie. Einige dieser Aktien haben zusätzlich erst in den vergangenen Monaten eine obere Wendeformation abgeschlossen und befinden sich nun in einem Abwärtstrend (BASF, Bayer, Commerzbank, Deutsche Bank, Linde). Eine so hohe Quote angeschlagener Aktien (80 Prozent unterhalb der 200-Tage-Linie) kennzeichnet in der Regel einen Markt, der sich in einer intakten Abwärtsbewegung befindet.

Alle Dax-Aktien im Check für 2016

Mit anderen Worten: Die Gefahr ist groß geworden, dass es in den nächsten Wochen noch deutlich unter die wichtige Auffangzone 9800/9700 gehen kann. Und sollte diese Zone nachhaltig (um mehr als drei Prozent) unterschritten werden, ließe sich aus dem Kursbild der vergangenen zwei bis drei Jahre ein Baisse-Potenzial bis auf etwa 7000 Punkte ableiten.

Fazit: Das Baisse-Risiko im Dax ist aktuell so hoch wie seit 2011 nicht mehr. In dieser Situation ist es ratsam, Pulver trocken zu halten. Sollte sich die Baisse fortsetzen, kann es übrigens auch bisher stabile, defensive Werte treffen – die werden dann von den Investoren verkauft, die Liquidität brauchen oder aufbauen wollen, um später günstiger wieder konjunktursensible Werte einzusammeln.

Brisanter Mix für BASF

Zu den schwer gefallenen Aktien im Dax gehört BASF. Hier mag es Käufern nach mehr als 30 Prozent Kursverlust in neun Monaten in den Fingern jucken. Doch Vorsicht, die Lage bei den Ludwigshafenern ist alles andere als bequem. Der wichtigste Gewinnbringer, die Öl- und Gastochter Wintershall (die früher mehr als ein Drittel der operativen Erträge einfuhr), leidet unter der Öl-Baisse. Weniger als ein Viertel der Gesamtgewinne dürfte sie 2016 holen. Dass Verkäufe von Beteiligungen an norwegischen Ölfeldern vor kurzem scheiterten, zeigt, wie angespannt die Lage in der Branche ist.

Einfluss der Notenbanken auf die Börsen seit 2008*
Entwicklung des US-Aktienindex S&P 500 und Bilanzsumme der US-Notenbank Fed seit dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008*reine Kursentwicklung ohne Dividenden; logarithmische Darstellung;Quelle: Bloomberg
Die expansive Geldpolitik Japans im Vergleich zum japanischen Aktienindex Nikkei seit 2008*reine Kursentwicklung ohne Dividenden; logarithmische Darstellung;Quelle: Bloomberg
Der Deutsche Aktienindex Dax im Vergleich zur Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank (EZB) seit 2008*reine Kursentwicklung ohne Dividenden; logarithmische Darstellung;Quelle: Bloomberg

Auch in der Basischemie sieht es nicht rosig aus. Der größte Einzelmarkt der Branche ist China – und da ist nicht nur die Nachfrage wacklig, hier hat BASF in den vergangenen Jahren kräftig investiert. Übrigens auch in Brasilien.

Eine weitere Unsicherheit kommt vom Pflanzenschutz. Einst war dies ein ziemlich konjunkturresistentes Geschäft. Nun aber, vor allem mit der geplanten Fusion von Dow Chemical und DuPont, entsteht wahrscheinlich ein großer Konkurrent. Immerhin, BASF könnte vielleicht den einen oder anderen Unternehmensteil zukaufen, der bei der Fusion abgetrennt werden muss.

Bisher gehen Analysten davon aus, dass BASF 2016 einen merklichen Gewinnanstieg erzielt. Das aber dürfte nach dem aktuell schwächeren Geschäftsverlauf schwer werden. Und wenn, wie es geplant ist, wiederum Sparmaßnahmen angesetzt werden, so könnte dies zunächst Geld kosten, bevor es Einsparungen bringt. Auch das ginge zulasten der 2016er-Zahlen.

Kurstechnisch hat sich die BASF-Aktie deutlich verschlechtert. Nicht nur der überdurchschnittlich starke Kursrückgang der vergangenen Monate, also die relative Schwäche, ist ein Warnsignal. Zudem ist die Aktie auch unter die Tiefpunkte von 2013 bis 2015 gesunken. Nur ein schneller Anstieg über das Niveau von 68 bis 70 Euro könnte die Aktie aus der Gefahrenzone bringen.

Fazit: Auch wenn BASF zu den langfristigen Anlageklassikern im Dax zählt (vor allem wegen der Dividende), könnte es noch mehrere Wochen dauern, bis BASF wieder auf interessantem Niveau angekommen ist.

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