Riedls Dax-Radar

Kurzfristige Stabilisierung, langfristige Risiken

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Investors Dream: McDonald‘s

Der beste Wert im Dow Jones – im Grunde derzeit der beste Blue Chip weltweit – ist die hierzulande oft und gern gescholtene McDonald’s-Aktie. Jedem Kritiker des Unternehmens sei bei dieser Gelegenheit ein Blick auf die langfristige Entwicklung dieser Aktie geraten. Der Informationsdienst Bloomberg verzeichnet zum 30. September 1980 einen Kurs von 1,8252 Dollar. Gestern ging MCD an Wall Street mit einem neuen All Time High von 122,38 Dollar aus dem Markt. Das ist 67-mal der ursprüngliche Einsatz – das wäre ein grandioses Ergebnis einer Altersvorsorge-Anlage. Und bis auf die Baisse 2000 bis 2003 gab es zwischendurch nicht einmal größere Rückschläge.

Aktien dieses Kalibers gibt es im Dax nicht. Ähnlich wie im Dow Jones ist nun zwischen 9500 und 9800 eine brisante Situation entstehenden, die zu einem längeren und sogar schweren Absturz führen kann. Allerdings, wie schon vor einer Woche hier festgestellt, ist die große Baisse im Index noch nicht Fakt, da der Dax nach zwei Monaten Rückgang zumindest kurzfristig die Chance auf eine Gegenbewegung hat. Das Problem dabei: Um die große Bedrohung einer Abwärtswende aufzuheben, müsste der Dax in den nächsten Wochen über 11.500 Punkte hinauskommen. Das erscheint im derzeit angespannten Umfeld wenig wahrscheinlich.

Im Dax droht eine große Top-Bildung. Risiken im Depot zu begrenzen und beweglich zu bleiben – das ist jetzt das Wichtigste für Anleger.
von Anton Riedl

Fazit zum Dax: Auch wenn sich die Gefahr eines widerstandslosen Durchrutschens in den vergangenen Tagen etwas verringert hat und im guten Fall sogar eine technische Erholung möglich ist, bleibt die Situation insgesamt ausgesprochen riskant. Für antizyklische Investments (sei es in Qualitätsaktien wie Daimler oder in abgestürzte Engel wie BASF oder die Deutsche Bank) ist es noch zu früh.

Eine Dax-Aktie mit positiven Nachrichten: Siemens

Immerhin, es ist ein gutes Zeichen für den gesamten Markt, wenn ein mit vielen Branchen verflochtener Industriekonzern wie Siemens sein Gewinnziel erhöht. Im laufenden Geschäftsjahr, das bis Ende September geht, könnten bis zu 5,6 Milliarden Euro netto bleiben, so die jüngste Prognose von Siemens. Das wären, wenn man besondere Beteiligungserträge des vergangenen Jahres herausrechnet, an die fünf Prozent plus.

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Besonders beeindruckend ist die Auftragslage. Insgesamt hat Siemens 114 Milliarden an Aufträgen in den Büchern stehen, soviel wie noch nie seit 1847, der Gründung des Unternehmens. (Solche langfristigen Vergleiche tun immer dann besonders gut, wenn die aktuelle Lage wieder einmal besonders düster erscheint.)

Lebhafte Bestellungen in der Zug-Sparte, eine hochrentable Medizintechnik, mehr Windkraftanlagen und nun sogar im klassischen Energiegeschäft anziehende Aufträge – all das führt dazu, dass das Verhältnis von Aufträgen zu aktuellen Umsätzen bei 1,2 liegt. Das ist eine bequeme Relation und die Basis dafür, dass auch die nächsten Quartale nicht schlecht ausfallen werden.

Überschäumen werden die Gewinne deshalb nicht. Die Renditen sind stabil, aber sie ziehen trotz der guten Aufträge nicht an. Der 2014 teuer zugekaufte Ölindustrieausrüster Dresser-Rand bekommt die Investitionszurückhaltung in der Branche zu spüren. Allerdings fällt sie keineswegs so dramatisch aus, wie der Rückgang der Ölnotierungen nahelegen mag. Weltweit steigt die Menge des verbrauchten Öls weiter an. Der Bedarf an Ersatzteilen für Pumpen und Kompressoren, die Dresser liefert, ist ungebrochen.

Siemens-Aktien sind in den vergangenen Monaten ziemlich genau wie der Kurs-Dax gelaufen, der Dax ohne Dividendeneinrechnung. Durch den jüngsten Kursanstieg wurde eine Phase eingeleitet, in der Siemens etwas besser abschneiden könnte als der Gesamtmarkt. Für den Kauf einer Basisaktie wie Siemens sollten Anleger aber abwarten, bis die Tendenz über die große Marktrichtung entschieden ist. Bis es soweit ist, dürften Siemens-Aktien weiter in der Bandbreite zwischen 80 und 100 Euro pendeln.

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