Riedls Dax-Radar

Hoffnungslauf im Dax

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Kein großes Risiko für die Märkte

Entscheidende Stütze bleibt der amerikanische Aktienmarkt. Hier hat der Dow Jones in den vergangenen Tagen zwischen 25.800 und 26.100 Punkten eine wichtige Stabilisierung eingeleitet; immerhin deutlich über der steigenden 200-Tage-Linie, die bei 25.000 Punkten verläuft. Etwas an Dynamik haben die Nasdaq-Indizes verloren, doch auch hier ist die große Aufwärtstendenz intakt.

Natürlich gibt es am US-Markt Warnsignale. Dass die Aufwärtstendenz von immer weniger Aktien getragen wird, ist ein klassisches Symptom einer schwächer werdenden Börse. Allerdings zeigt sich dieses Phänomen schon seit Jahren immer wieder. Nur bestimmte Aktiengruppen treiben den Index, andere hinken hinterher. Genau darin besteht der

Charme des Index-Investierens, da man als Anleger somit automatisch bei den Kursgewinnern dabei ist. Das Auf und Ab von Überfliegern und Fußkranken kann sich über Jahre hinziehen – und es ist wenig sinnvoll, deshalb bei einer langen Hausse immer nur zuzusehen.

Auch im Dax läuft dieses Spiel. Während SAP bei gut 100 Euro am All-Time-High notiert und der Aktienkurs die vielversprechende operative Entwicklung der Walldorfer widerspiegelt, notieren die Deutsche Bank und die Commerzbank am unteren Ende ihrer langfristigen Entwicklung. RWE ist gerade dabei, sich langsam vom unteren Niveau wieder hochzuarbeiten. Daimler ist im großen Bild auf mittlerem Niveau angelangt.

Gerade weil einzelne Aktien und Branchen so gemischt laufen, kann das den Gesamtmarkt stabilisieren. Eine Hausse geht in der Regel in einer Übertreibung zu Ende. Wo aber bestehen im Dax derzeit spekulativ übertriebene Kurse? – Bei abgestürzten Aktien wie Bayer, Continental, Deutsche Bank, RWE, VW und Thyssenkrupp sicherlich nicht. Zudem sind die klassischen Bewertungen hier in vielen Fällen mittlerweile günstig geworden. Selbst wenn Daimler wegen eines schwachen dritten Quartals in diesem Jahr nur moderate Erträge erzielt, dürfte das Kurs-Gewinn-Verhältnis letztlich immer noch unter zehn liegen. Eine deutliche Dividendenkürzung ist unwahrscheinlich. Selbst vorsichtig gerechnet wird die Dividendenrendite damit weiterhin fünf Prozent und mehr ausmachen. Je mehr Aktien wie Daimler, BMW oder RWE so günstige Relationen bieten, desto geringer ist die Gefahr eines allgemeinen Kurseinbruchs.

Fazit für den Dax: Inflation und Geldpolitik entwickeln sich in dem von der Notenbank vorgezeichneten Rahmen, in den nächsten Jahren ist auch in Europa eine vorsichtige Zinswende wahrscheinlich. Weil sich dieses Szenario so langsam entwickelt, birgt es wenig Überraschungspotenzial und damit kein zu großes Risiko für die Märkte.

In den USA ist die Entwicklung weiter fortgeschritten. Hier gibt es immer mehr Anzeichen, dass der Zinsanstieg nun weniger dynamisch als bisher verlaufen könnte. Das hilft den US-Aktienmärkten, die derzeit auch in einer intakten Aufwärtsentwicklung verlaufen. Gut möglich, dass der Euro durch die Verengung des Zinsunterschieds wieder etwas zulegt. Wenn der Euro langfristig in der Bandbreite zwischen 1,15 und 1,30 Dollar bleibt, wird die europäische Wirtschaft damit leben können.

Belastungen bleiben derzeit die Türkei-Krise und die Handelspolitik der USA. Doch wie bisher dürfte es dadurch nur zu vorübergehenden Schwächephasen an den Börsen kommen und nicht zu einem Abbruch des großen Aufwärtstrends.

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