Riedls Dax-Radar

Der Ausverkauf am Aktienmarkt steht bevor

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Klassische Verkaufssignale

Man muss kein Hellseher sein, um angesichts der Zinsunsicherheiten, der Euro-Avancen und der politisch-wirtschaftlichen Turbulenzen an solchen Prognosen zu zweifeln. Das gilt auch für die Banken selbst. Die Informationen, die derzeit aus Geschäftsberichten, von Bilanzpressekonferenzen und bald aus den Hauptversammlungen kommen (und die angesichts der aktuellen Unsicherheiten auch bestimmt nicht rosig sind), fließen direkt in neue Hochrechnungen ein. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Gewinnprognosen zurechtgestutzt werden.

Klassisches Verkaufssignal im Dax

Was derzeit an den Aktienmärkten stattfindet, ist nichts anderes als ein grundlegender Anpassungsprozess. Die hohen Erwartungen an Konjunktur, Unternehmensgewinne und den scheinbar endlosen Aufwärtstrend an den Börsen werden relativiert. Gemessen an den bisherigen 2018er-Prognosen (960 Euro) erreichte der Dax in der Spitze (bei 13.600 Punkten) eine Gewinnbewertung von 14. Wenn nun die Gewinne nur 800 Euro erreichen sollten und die Bewertung bei 14 bleibt, ergäbe das nur noch einen fairen Dax von 11.200 Punkten. Und sollten die Gewinne in diesem Jahr wider Erwarten sogar bei 760 Euro stagnieren, ergäbe eine 14-fache Bewertung nur noch einen Dax von 10.600 Punkten.

Die fünf spannendsten Aktien im Index

Krisen-Phasen an den Aktienmärkten sind dadurch gekennzeichnet, dass es zu Übertreibungen kommt. Die hektischen Verluste dieser Tage sind ein Vorgeschmack darauf, wie eine Ausverkaufsphase an den Börsen aussehen könnte. Wenn der Dax drei Prozent an einem Tag verliert und die Volatilität im Bereich um 25 liegt, dann kann es auch zu Tagesverlusten von fünf und mehr Prozent kommen, wenn die Vola wie in einem Crash üblich, 50 Prozent und mehr erreicht. Erst wenn der Aktienmarkt eine solche Ausverkaufsphase durchstanden hat, ist er bereinigt und reif für einen nachhaltigen Anstieg.

In der ersten Phase des Abschwungs ist der Dax in 13 Tagen (gemessen an den Tagesschlusskursen) von 13.560 auf 12.107 Punkte gesunken. Das waren 10,7 Prozent Verlust. Die Erholungsphase brachte in elf Tagen einen mageren Anstieg auf 12.527. Dieser Anstieg blieb weit unterhalb der 200-Tagelinie liegen, die derzeit langsam nach unten dreht. Eine solche Konstellation ist ein klassisches Verkaufssignal.

Dax ist reif für den Abverkauf

Sollte der Dax in der nun angelaufenen zweiten Abwärtsphase typischerweise ähnliche Verluste erleiden, ergäbe ein nochmaliger Rückschlag von 10,7 Prozent ein Niveau um 11.200 Punkte. Das kurzfristige Zeitfenster für diese Modellrechnung ginge bis zum 15. März.

Natürlich gibt es kein Gesetz, das den Dax bis Mitte März in Richtung 11.000 zwingt. Dennoch deuten sowohl die fundamentale wie die technische Verfassung der Märkte darauf, dass die deutsche Börse noch nicht reif ist für Neuengagements. Dieses Bild zeigt sich auch bei immer mehr Einzelaktien: Bayer enttäuscht durch schwächere operative Ergebnisse und Schwierigkeiten bei der Monsanto-Übernahme. Nachdem die Aktie vor einigen Wochen in den Abwärtstrend gekippt ist, sind Notierungen zwischen 85 und 80 Euro möglich, auf dem Niveau der 2016er-Tiefpunkte.

Die ertragsstärksten deutschen Aktien

Bei Fresenius wächst die Unsicherheit um die Akorn-Übernahme. Die operative Entwicklung ist nicht schlecht, deshalb könnte sich die Aktie im Bereich um 60 Euro wieder stabilisieren. Gewinner der aktuell lebhaften Aktiengeschäfte ist die Deutsche Börse, derzeit die technisch stärkste Aktie im Dax. Für Neukäufer sind die aktuellen Notierungen aber schon zu weit gelaufen. Bei Daimler kommen immer mehr Gründe ans Licht, warum die Aktie seit Monaten auffallend günstig ist. Ein schlechtes Investment ist Daimler deshalb nicht. Dennoch dürften Anleger bis auf weiteres mehr Freude an der Dividende haben als am Kurs. Für Wiedereinsteiger wird die Aktie womöglich erst zwischen 65 und 60 Euro interessant.

Ein Dauerthema ist die Deutsche Bank. Im allgemein schwachen Umfeld fällt sie mit ihrer schlechten Performance kaum noch auf. Ein Grund, sie jetzt zu kaufen, ist das nicht. Ein nochmaliger Rückschlag in die Zone um 10 Euro ist nicht ausgeschlossen.

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