Riedls Dax-Radar

US-Märkte retten europäische Aktien

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Nicht der Gesamtmarkt ist robust, sondern nur die defensiven Klassiker

Auch im Dax sieht es hinter der reinen Kurskurve bisher allenfalls gemischt aus. Im Grunde gibt es nur eine Aktie, die sich in einem lupenreinen, langfristigen Aufwärtstrend nach oben entwickelt: Adidas. Analytisch ist das Papier schon seit Monaten teuer; ob der außergewöhnliche Anstieg eventuell mit Aufkäufen zu tun hat, ist eine offene Frage. So gut wie der Adidas-Kurs läuft das Adidas-Geschäft nun auch wieder nicht.

Dahinter gibt es im Dax sieben Aktien, die man in einer moderaten und intakten Aufwärtsentwicklung sehen kann: Beiersdorf, Fresenius und FMC, HeidelbergCement, Infineon, SAP und Vonovia. Bei diesen Unternehmen lässt sowohl die geschäftliche Entwicklung als auch der Kurs weiteren Zuwachs erwarten. Die Gefahr einer Abwärtswende besteht hier aktuell nicht.

Interessant sind derzeit im Dax einige Aktien, die eine deutliche Korrektur hinter sich haben, nun aber klare Anzeichen einer Erholung zeigen. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist hier positiv: Henkel, Merck, BASF, Deutsche Post und – eigentlich schon als Turnaround – Daimler. Henkel wird von der strategischen Erweiterung seines Konsumchemiegeschäfts getrieben, Merck von der Pharma-Hoffnung, BASF von der langsamen Erholung des Ölpreises, die Post hat ihre technischen Probleme im ersten Halbjahr überwunden, und Daimler steht vor einem fundamentalen Unternehmensumbau – und auch operativ läuft es bei den Stuttgartern gut.

So gesehen lassen sich 13 Aktien von 30 derzeit auf der positiven Seite einordnen. Das heißt nicht, dass die anderen nicht auch ein paar Tage steigen können. Siemens etwa hält sich robust im Bereich um 90 Euro, ProSiebenSat.1 ist antizyklisch interessant und hochrentabel. Doch kurstechnisch kann es einige Monate dauern, bis sich bei diesen Aktien der langfristige Aufschwung fortsetzt.

Fazit für den Gesamtmarkt: Die Erholung in Dax wird nicht von nachhaltigen Trends seiner großen Werte getragen sondern ist im Grunde zwei Tendenzen zu verdanken: Der robusten Verfassung der klassischen Defensivwerte und der Zugkraft des Dow Jones. Um den Dax nachhaltig nach oben zu drehen, bedarf es mehr; vor allem müssten dazu die klassischen Indexschwergewichte (Bayer, Allianz, SAP, Siemens, Daimler) deutlicher anziehen.

Kurzfristig wird sich der Dax bei 10.100 Punkten an der 200-Tage-Linie schwerer tun. Ein Rückfall bis auf 9800 wäre kein Problem, spätestens von da aus sollte er dann aber einen neuen Anlauf starten.

Entwarnung gibt es erst, wenn der Dax 10.300 Punkte, besser noch 10.500 Punkte nach oben überschreitet. Das wird nicht einfach werden in den nächsten, traditionell wackligen Ferienwochen. Und dann steht von Ende August bis September auch noch die gefährlichste Phase des Jahres an. Ob mit oder ohne Briten – die Zitterpartie im Dax ist noch nicht ausgestanden.

 

Hinweis: Der nächste Dax-Radar erscheint erst wieder Ende Juli.

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