
Fast 20 Prozent hat der Dax in den vergangenen zwei Monaten gewonnen. Er hat damit den Rückschlag vom Sommer fast vollständig ausgeglichen. Zuletzt ist er sogar noch über die 200-Tage-Linie geklettert (die etwa bei 11.100 verläuft), wenn auch noch nicht nachhaltig um mehr als drei Prozent. Zugleich hat er den Abwärtstrend, der sich seit Frühjahr gebildet hat, gebrochen. Die Ausgangssituation für weitere Kursgewinne ist nicht schlecht.
Ein Treibsatz bleibt die Geldpolitik. Hier wird die EZB demnächst wahrscheinlich nachlegen. Das dürfte den Aktienmarkt insgesamt befeuern, auch wenn einzelne Branchen wie die Banken davon nicht profitieren. Immerhin, im Dax haben die Banken wegen ihrer mittlerweile dünnen Marktkapitalisierung kaum noch Gewicht, im Euro Stoxx drücken sie stärker.
Wo würde der DAX ohne Notenbanken stehen?
Die Bank of Japan weitet ihre Anleihekäufe auf jährlich 583 Milliarden Euro aus. Der Dax steigt um 2,3 Prozent auf 9326,87 Punkte
Fed-Chefin Yellen sagt, sie warte „geduldig“ auf den richtigen Zeitpunkt für eine Zinserhöhung.
Die Schweizer Notenbank gibt den Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro auf, der Euro sackt ab.
EZB-Chef Draghi kündigt für die Zeit ab März Anleihekäufe über monatlich 60 Milliarden Euro an.
Dax- Rekord bei 12.374,73 Punkten, im Tagesverlauf erreicht er sogar 12.390,75 Punkte.
Der Indexeffekt führt derzeit dazu, dass sich das Schicksal der Krisenbranchen kaum noch in der Gesamttendenz bemerkbar macht. Das gilt auch für die beiden Versorger, früher einmal schwere Nummern im Dax, jetzt mit zusammen 25 Milliarden Euro kaum noch gewichtiger als Konsumchemiker Beiersdorf.
Als Anlage kommen die Versorger nicht mehr infrage. In WirtschaftsWoche 49 können Sie ausführlich lesen, welche brisante Entwicklung auf E.On und RWE zukommt. Und dabei werden Aktionäre, die mit beiden Papieren in den vergangenen Jahren schon mehr als 100 Milliarden Euro verloren haben, aller Voraussicht nach weiter draufzahlen. Wenn es um das Überleben eines Unternehmens geht, sind Aktionäre in der Regel ohnehin die Leidtragenden – und im derzeitigen politischen Umfeld gilt das erst recht. Die Aktie der vom Staat geretteten Commerzbank hatte in der Spitze bis zu 97 Prozent ihres Wertes verloren.
Zinsschere bleibt geöffnet
Die weitere Lockerung der Zinsen durch die EZB geht wahrscheinlich einer ersten Straffung durch die Fed einher. Die Zinsmärkte stellen sich darauf schon seit Wochen ein: Hierzulande ist die Umlaufrendite nach einem kleinen Anstieg Anfang November nun wieder fast auf 0,3 Prozent gesunken. Zehnjährige Bunds bringen weniger als 0,5 Prozent. In Amerika gibt es für Staatspapiere zehnjähriger Laufzeit gut 2,2 Prozent.
Der Zinsvorsprung der USA, der sich im Frühjahr etwas verkleinert hat, weitet sich seitdem wieder aus und beträgt derzeit 1,7 Prozentpunkte. Sollte die Fed nun die Zinswende einleiten und die EZB weiter an ihrer expansiven Linie festhalten, könnte der Abstand im nächsten Jahr auf zwei Prozentpunkte wachsen.
Ob der Euro dann die Untergrenze bei 1,05 Dollar (der tiefste Stand seit 2003) noch verteidigen kann, ist fraglich. Ein weiterer Rückgang in Richtung Parität wird immer wahrscheinlicher.
Ein Leittragender der dominierenden US-Zinstendenz ist übrigens der Goldpreis. Auch wenn Münzen und Barren hierzulande bei krisengeplagten Anlegern hochbegehrt sind, die Abwärtstendenz der Goldnotierung in Dollar können die Liebhaber des gelben Metalls nicht stoppen: Mit nicht einmal mehr 1070 Dollar pro Unze hat Gold den tiefsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Der stabile und intakte Abwärtstrend macht ein Ansteuern der 1000er-Marke in den nächsten Monaten wahrscheinlich. Die DZ Bank, die ein durchaus umfangreiches Rohstoffresearch im Hause hat, rechnet nächstes Jahr mit einem Rückgang auf 950 Dollar.